Das „typische“ Südtirol kann in den Tenne Chalets von Martin Gruber Architekt mit allen Sinnen erlebt werden: ganz ohne die sattsam bekannten traditionellen Architekturelemente – aber mit Hilfe von sorgsam eingesetzten regionalen Materialien.
Standort: Innerratschings 14a, Ratschings, IT
Architekt: Martin Gruber Architekt, Brixen, IT
Fertigstellung: 2022
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltor ALR F42 Vitraplan
Touristisch erfolgreiche Regionen erzeugen vertraute Bilder im Kopf des fernen Publikums – und diese Bilder sollten im Urlaub auch bestätigt werden. Sonst gilt die Auszeit nicht als gelungen, die hart erarbeitete Erholungsphase als vergeudet. Südtirol ist für Reisende ein bilderreicher Sehnsuchtsort voller spitzer Berge, satter Wiesen, uralter Bauernhäuser mit flachen Satteldächern und ordentlich gestapelter Brennholzvorräte davor. Soll dort baulich Neues entstehen, so wäre es am einfachsten, diese Bilder zu kopieren und tradierte Vorstellungen der Gäste inflationär zu vervielfältigen. Das Resultat ist dann moderner Kitsch – optisches Fastfood ohne tieferes Verständnis des Ortes und sättigenden Nährwert. In dieser Methodik unterscheiden sich alpine Urlaubsorte nicht von Seebädern an der Ostsee.
Klasse statt Masse
Ganz in der Nähe von Sterzing wurde ein anderer Weg beschritten. Der Brixner Architekt Martin Gruber entwarf Ferien-Chalets als Erweiterung eines in der Nähe gelegenen Hotels. Derlei Bauten dürften künftig immer seltener werden, denn Südtirol hat sich eine Neubau-Abstinenz verordnet. Das Schlagwort „Over-Tourism“ gilt nicht nur für Venedig in den Sommermonaten – es gilt inzwischen auch für Südtirol. Rückwirkend soll die Zahl der Betten auf dem (noch zu ermittelnden) Stand von 2019 eingefroren werden. Das unausgesprochene Ziel: Statt immer mehr Gäste sollen immer solventere Gäste angezogen werden.
Die Zahl der möglichen Bauplätze ist schon stark reduziert. Ab einer bestimmten Höhenlage darf gar nicht gebaut werden und auch nicht in Gegenden, in denen Schneeabgänge oder Erdrutsche drohen. Entsprechend sorgsam muss mit dem noch vorhandenen Baugrund umgegangen werden.
Exklusive Vereinzelung
Im Falle der Chalets schmiegen sich die Neubauten recht eng an vorhandene Bauernhöfe und verzichten zudem darauf, wie eine Ansammlung von einzelnen Häusern zu erscheinen. Mit wenigen Kunstgriffen gelingt es dennoch, den Eindruck von exklusiver Vereinzelung zu vermitteln. Obwohl alle Einheiten auf einer gemeinsamen Tiefgarage stehen, bieten sie exklusive Ausblicke in die Umgebung und auf nahezu uneinsehbare, private Terrassen. Gäbe es da nicht die gemeinsam zu nutzende Sauna – das Bild von alpiner Bergeinsamkeit wäre perfekt.
Regionale Materialien
Was konsequent vermieden wurde, das waren „Copy & Paste“-Entwürfe, die das tradierte Bild Südtirols bedienen. Die nicht gerade kleine Anlage duckt sich stattdessen unter aufgeschütteten und begrünten Böschungen weg. An diesen Hängen und auf dem flachen Dach wuchert einheimische Vegetation, als wär’s eine Alm. Im Inneren dominieren Materialien aus der allernächsten Umgebung und hochwertige Einbauelemente, die zum Anspruch der Unterkunft passen – und den Übernachtungspreis rechtfertigen. Es sind die groben und scheinbar nur flüchtig gestapelten Bruchsteine und das völlig unbehandelte Holz, die das Südtirol-Bild auf eine poetische Weise bestätigen – ohne je in den drohenden Kitsch abzugleiten.
Reflektierte Heimat
Sie lassen Südtirol mit allen Sinnen erlebbar werden. Das Holz duftet, es fasst sich angenehm an und es reflektiert Heimat. Auch die Bereiche rund um die Lichtschalter wirken nach einer Saison noch wie neu. Normalerweise sind sie rasch vom Schmutz tastender Finger gezeichnet. Dass die Gäste alles so sorgsam behandeln zeugt von der Wertschätzung des Entwurfs – oder ist der Nachweis, dass derart massive Holzelemente in höchster Not auch mit Hobel und Schleifpapier gereinigt werden können.
Wenn sich Türen und Tore optisch von der Fassade absetzen, hat das vor allem einen Grund: Die Zugänge in ein Gebäude sollen sofort ersichtlich sein. Manchmal fordert der Entwurfsgedanke des Architekten jedoch eine unauffällige Oberfläche, die sich nahtlos in die Fassade integriert. Die Architekten der Tenne Chalets wählten für die Garageneinfahrt ein Industrie-Sektionaltor Vitraplan. Das Aluminiumtor verfügt über eine flächenbündige und höchst kratzfeste Duratec-Verglasung ohne sichtbares Profil. Tagsüber hat die grau getönte Verglasung den Effekt, dass das Glas die Umgebung reflektiert, also keine Einblicke gewährt. Ist der dahinterliegende Innenraum jedoch beleuchtet, gewährt das Glas Einblicke. Im Fall der Tenne Chalets korrespondiert die verglaste Oberfläche mit dem nahezu vollverglasten Wohngeschoss oberhalb der Garageneinfahrt. Vor allem bei Dunkelheit ergibt sich dadurch ein spannendes Gesamtbild. Eine spezielle Oberflächenbeschichtung in Autoscheinwerfer-Qualität schützt die Duratec Verglasung nachhaltig vor Reinigungsspuren und Kratzern. So bleibt der gepflegte Eindruck des Tores trotz starker Beanspruchung lange erhalten.
Standort: Innerratschings 14a, Ratschings, IT
Bauherr: Tenne Lodges & Chalets, Ratschings, IT
Architekt: Martin Gruber Architekt, Brixen, IT
Brutto-Grundfläche: 4 Wohneinheiten mit je 102,5 m²
Brutto-Rauminhalt: 850 m³
Fertigstellung: 2022
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltor ALR F42 Vitraplan