Der Weg von Tirol hinüber nach Vorarlberg und zur Tischlerei Rüscher ist seit Tagen versperrt. Im Tunnel wird gebaut und die Passstraße ist nach einem Unwetter abgerutscht. Solche Sturzfluten und Muren kennt man drüben im Bregenzerwald zwar noch nicht. Aber alle wissen: Es wird passieren.
Standort: Hag 186, Schnepfau, AT
Architekt: Simon Moosbrugger Architekt, Andelsbuch, AT
Fertigstellung: 2023
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore APU F42T
(teilweise mit integrierter Schlupftür), Nebentür NT 60,
Schnelllauftor V 4020 SEL Alu-R, Spiraltor HS 7030 PU42, Feuerschutz-Schiebetor FST in T30-Ausführung, Stahlblechtüren STS T30, STS MZ
In diesem Sommer ist es für einige Zeit etwas schwerer geworden, Schnepfau zu erreichen. Endlich hinter dem Arlberg angekommen, summieren sich auf dem Weg in den Bregenzerwald hinter jeder Spitzkehre der Straße die Höhenmeter. Gebirgsbäche, die aussehen wie Postkartenmotive, gluckern harmlos am Wegesrand talwärts. Die Dörfer werden immer idyllischer, die Häuser immer noch ein wenig vorbildlicher für modernes, regional angepasstes Bauen. Der Bregenzerwald in Vorarlberg ist das architekturgewordene Paradies innerhalb des Paradieses.
Baulicher Maßanzug
Und was für die Tischlerei Rüscher im kleinen Dorf ganz hinten im Tal gebaut wurde, ist da keine Ausnahme. Der Entwurf war einmal die studentische Abschlussarbeit von Simon Moosbrugger. Auch er, ein „Wälder“, konnte den Handwerksmeister überzeugen, mit seiner erfolgreichen Schreinerei quasi Modell zu stehen für die architektonische Abschlussarbeit. Der studentische Entwurf skizzierte einen neuen baulichen Maßanzug für den Betrieb, der aus der alten Werkstatt herausgewachsen war. Und kaum war Moosbrugger richtiger Architekt, bemerkte der Tischler, wie gut der Entwurf zu seinem Unternehmen passte. Aus dem Studentenentwurf wurde ein richtiges Projekt.
Goldener Boden
Das Handwerk hat im architektonischen Traumland Bregenzerwald den sprichwörtlichen goldenen Boden. Für die Tischlerei gilt das sogar zweifach. Denn weil der Neubau auf einer Gletscher-Moräne errichtet wurde, konnte der Kies aus der Baugrube teuer weiterverkauft werden und trug ein klein wenig zur Gegenfinanzierung bei. Denn im „Wald“ zu bauen ist teurer als drunten im Rheintal bei Dornbirn. Dort hätte es eine Fertigbauhalle getan. Oben in den Bergen schauen Behörden und Nachbarn ganz genau drauf, dass Ortsbild und Landschaft nicht verschandelt werden.
Gestalterische Kompetenz
Der Effekt: Eine Heimat, die trotz neuer Bauten doch unverbaut wirkt und im allerbesten Sinne modern ist. Hier glauben die Hoteliers nicht, mit alpinem Neobarock punkten zu müssen. Hier hat sich eine Baukultur entwickelt, die regional ist und noch für das letzte, bauwillige Steuerberaterbüro als Verpflichtung gilt. Glücklicher Bregenzerwald. Vor allem aber ist es der Stolz des Handwerks, der zusammen mit der gestalterischen Kompetenz aufblüht. Weiter vorne im Tal leisteten sich die örtlichen Betriebe als Architekten des Gemeinschafts-Showrooms „Werkraum“ den Schweizer Peter Zumthor.
Detailversessen
Als Tischlermeister Christian Rüscher von der Auftragnehmerseite des Handwerks auf die Auftraggeberseite des Bauherrn wechselte, da legte er Wert auf „cleane“ Räume. Wer die Tischlerei besucht, der blickt aus dem Showroom oder der Verwaltung hinunter in die Halle – und sieht dort weder Kabel noch Rohre oder sonstige technische Anlagen. Alles wurde auf der Rückseite der Betonstützen konzentriert und dort wohlgeordnet untergebracht. So detailversessen und sauber die Innenausbauten und Fremdprojekte der Tischlerei sind, so perfekt sollte auch die eigene Werkstatt sein. Die neue Halle und das Nebengebäude versuchen dennoch nicht zu verschleiern, dass hier gearbeitet wird. Simon Moosbrugger und Christian Rüscher schufen ein zeitgemäßes, aber vor allem der Region und ihrer Bautradition entsprechendes vorbildliches Beispiel für Gewerbearchitektur.
Detailverliebt, wohldurchdacht, in sich stimmig – das sind die Adjektive, mit denen sich die Werkstatt der Tischlerei Rüscher beschreiben lässt. Um diese Attribute auch in der Fassade zu erreichen, wählte der Architekt Industrie-Sektionaltore von Hörmann. Dort kommen zwei Varianten zum Einsatz – und in einem Fall sogar sehr nah beieinander: Zum einen lässt ein verglastes Industrie-Sektionaltor Licht ins Innere des Gebäudes. Eine Schlupftür ohne Stolperschwelle mit gleicher Sickenaufteilung fügt sich nahtlos in das Tor ein und sorgt dafür, dass die Mitarbeitenden nicht das gesamte Tor hochfahren müssen, um hinein- und hinauszugelangen. Zum anderen fiel wenige Meter daneben die Wahl auf ein Spiraltor mit gedämmten Paneelen. Hinter diesem Tor verbirgt sich ein Lagerraum, der kein natürliches Licht braucht, dafür aber eine möglichst konstante Temperatur benötigt. Im Inneren trennen sowohl ein Feuerschutz-Schiebetor als auch ein Schnelllauftor die unterschiedlichen Bereiche der Werkstatt voneinander. Während sich das Feuerschutz-Schiebetor nur bei Bedarf schließt, sorgt das Schnelllauftor stets für reibungslose Abläufe.
Standort: Hag 186, Schnepfau, AT
Bauherr: Tischlerei Rüscher, Schnepfau, AT
Architekt: Simon Moosbrugger Architekt, Andelsbuch, AT
Tragwerk (Holzbau): i+R Holzbau, Lauterach, AT
Tragwerk (Betonbau): ZTE-Leitner, Schröcken, AT
BGF: 5320 m² (inkl. Tiefgarage)
Baukosten: 6,25 Mio. €
Fertigstellung: 2023
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore APU F42T (teilweise mit integrierter Schlupftür), Nebentür NT 60, Schnelllauftor V 4020 SEL Alu-R, Spiraltor HS 7030 PU42, Feuerschutz-Schiebetor FST in T30-Ausführung, Stahlblechtüren STS T30, STS MZ