Harald Glööckler ist die wohl schillerndste Figur der deutschen Design-Landschaft. Seine Entwürfe sind so extravagant wie er selbst. Nur: Wie passt sein Umzug von Berlin in die Provinz dazu?
Alle wollen nach Berlin – Sie ziehen nach Kirchheim an der Weinstraße? Was hat Sie dazu bewogen?
Meine Seele brauchte die Natur, und ich wollte raus aus der Großstadt. Mein Ehepartner Herr Schroth kommt gebürtig aus Worms. Seine Familie, viele gute Freunde und Bekannte von uns wohnen hier in der Gegend. Ich habe diese traumhafte Villa in Kirchheim entdeckt und mich sofort verliebt. Bei der ersten Besichtigung habe ich gleich die gute Energie gespürt und mich wie im Urlaub gefühlt.
Fordert das Land von Ihnen mehr Integration, oder lässt die Provinz eben so viel „pompöös“ zu?
Die Bürger haben mich sehr gut und freundlich aufgenommen. Es gab jetzt keine Parade wie bei der Queen, aber ein Treffen mit dem Bürgermeister, der mich offiziell als neuen Mitbürger begrüßt hat. Natürlich schauen die Leute – egal wo ich hinkomme, das ist auf dem Land nicht anders als in der Stadt. Aber man akzeptiert mich so „pompöös“, wie ich bin, und ich glaube, man hat sich hier auch schon an mich gewöhnt.
Wie können sich unsere Leser Ihr Zuhause vorstellen? Ist Ihr Wohnstil völlig an Ihre Persönlichkeit gebunden – oder auf jedermann übertragbar?
POMPÖÖS ist meine Marke, und der Name ist Programm. Mich zeichnet aus, dass ich sehr authentisch bin und nur Dinge mache, hinter denen ich wirklich stehe. Natürlich wohne ich auch sehr „glamouröös“. So bin ich nun mal. Das gefällt sicherlich nicht jedem, aber es gibt viele, die meinen Wohnstil teilen und sich ähnlich einrichten. Ich bekomme viele Fotos von heimischen Wohnzimmern zugeschickt.
Sie haben mit Modedesign Ihre Marke begründet. Wie kam es dazu, dass Sie auch Tapeten, Leuchten, Möbel und sogar Häuser entworfen haben?
Ich wollte jede Frau zu einer Prinzessin machen, das ist mein Credo. Dazu gehört nicht nur Mode, sondern eine komplette Welt. Ich bekomme viele Anfragen für eine Zusammenarbeit aus unterschiedlichen Bereichen, und so baute sich die POMPÖÖS-Lifestylewelt auf und wächst weiter.
Was zeichnet diese architekturbezogenen Entwürfe aus?
Zum einen erstmal, dass sie natürlich von mir kreiert wurden. Mein Stil ist nun mal „pompöös“ und nicht schlicht, und so sind auch meine Entwürfe, die sich durch einen „glamouröös“, luxuriösen barocken Stil auszeichnen, aber immer auch moderne Elemente aufweisen.
Sie orientieren sich eher an Barock und Rokoko. Welcher historische Architekt trifft Ihren Geschmack am ehesten?
Da gibt es viele, aber Le Vau und Hardouin-Mansart, Architekten des Barockschlosses Versailles, imponieren mir schon sehr. Es ist unglaublich, mit wie viel Liebe zum Detail und mit wie viel Aufwand die Paläste vergangener Zeiten erbaut wurden.
Gibt es auch einen zeitgenössischen Architekten, dem Sie sich gestalterisch nahe fühlen?
Nein, eigentlich gibt es keinen zeitgenössischen Architekten, dem ich mich nahe fühle. Ich habe mittlerweile meinen eigenen Stil kreiert, und das ist auch gut so – „pompöös“ eben.
Harald Glööckler
geboren 1965 in Maulbronn-Zaisersweiher, DE
Seit seiner Jugend interessierte sich Harald Glööckler für Modedesign. Zwar entwarf er bereits in jungen Jahren erste Kleider für Bekannte, doch verdingte er sich zunächst als Einzelhandelskaufmann in einem Modekaufhaus in Mühlacker. 1987 eröffnete er schließlich mit seinem heutigen Ehemann Dieter Schroth ein Modegeschäft in Stuttgart, das später in POMPÖÖS umbenannt wurde. 1990 gründete Harald Glööckler unter demselben Namen seine eigene Designmarke. In dieser Zeit entdeckte er die Malerei für sich und eröffnete 1998 eine eigene Galerie, in der seine Werke zu sehen waren. Zwei Jahre später verließ er die Heimat und zog zusammen mit Dieter Schroth nach Berlin, wo seine Karriere weiter an Fahrt aufnahm. Neben der Mode widmete Harald Glööckler sich nun auch dem Lifestyle-Design. Zu seinem Portfolio zählen Tapeten, Leuchten, Möbel und sogar Häuser. Harald Glööckler wohnt und arbeitet seit 2015 in Kirchheim an der Weinstraße.
www.haraldgloeckler.de