Hinter dem Ostbahnhof franst Berlin zwar schon ein wenig aus. Dennoch gilt Friedrichshain als neue Boomregion – und der Spreeturm von Eike Becker_Architekten wurde zum Wahrzeichen eines neuen Quartiers.
Standort: Am Postbahnhof 17, Berlin, DE
Architekt: Eike Becker_Architekten, Berlin, DE
Hörmann Produkte: Feuerschutz-Schiebetore T30; Aluminium Rohrrahmenobjekttüren HE 311, 321, 331; A/RS 100, 150; Multifunktionstüren aus Stahl H3, H16, D65; Rollgitter TGT, Nebentür NT 60 R
Berlin boomt an allen Ecken und Enden – auch zwischen Oberbaumbrücke, Mercedes-Benz-Arena und einem Bahnhof, dessen ständige Namenswechsel als Indiz für die lebhafte Geschichte des ganzen Quartiers gelten dürfen. Der heutige Ostbahnhof begann als Frankfurter Bahnhof (gemeint war die Stadt an der Oder), wurde dann erst Schlesischer Bahnhof und gegen Ende sogar noch zum Hauptbahnhof der Hauptstadt der DDR geadelt. Gleich nebenan steht an der Spree mit der „East Side Gallery“ noch ein Rest der Berliner Mauer, die zwischenzeitlich zur Hauptattraktion für Berlin-Touristen wurde. Doch so wichtig und zentral, wie es der Hauptbahnhofsname suggerieren wollte, war die Gegend nie. Erst mit den Nachwendejahren wurde Friedrichshain so richtig begehrt und ist inzwischen eines der interessantesten Gebiete für Investoren.
Zahlreiche Brüche
Nun bildete das neu eröffnete Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung – das erste Projekt von Kim Nalleweg in ARGE mit César Trujillo Moya – quasi den Eingang in das eben entstehende Quartier zwischen Bahntrasse und Spree. Die Architektur der dort beheimateten „Forschungsstätte für eine progressive Gesellschaftsentwicklung“ (so die Eigendefinition der Stiftung, die der Partei „Die Linke“ nahesteht) wirkt allerdings seltsam aus der Zeit gefallen. Erst recht vor dem Hintergrund des dahinter gerade heranwachsenden „Berliner Architektur-Allerleis“. Mit großem Geld entstand und entsteht dort eine ganz sicher wieder erfolgreiche Melange aus Büroflächen, Hotel, Wohnungen und den dazugehörigen gastronomischen Einrichtungen – allesamt ambitioniert und in bunt-gestalterischer Mischung. Noch ragt der Spreeturm von Eike Becker_Architekten mit 70 Metern daraus hervor. Schon bald aber werden ihn zwei Wohntürme deutlich übertreffen, die nach langem Baustopp vollendet werden sollen und zusammengenommen ein kleines Berliner Hochhausviertel bilden werden.
Als erster vollendeter Turm orientiert sich der Spreeturm an den Bahngleisen und ist deshalb etwas aus der Flucht der flankierenden Neubauten gedreht. Auch in seiner Materialität will sich der Turm mit seinen zwanzig Geschossen nicht in die umgebende Abfolge aus neuen Natursteinfassaden und alten Klinkern des historischen Postbahnhofs einreihen. Eike Becker begründet diesen Bruch in der Werkstoffwahl mit dem Genius loci des Bauplatzes – dessen Geschichte schließlich ebenfalls von zahlreichen Umbrüchen geprägt war.
Komplexes Muster
Die zweischalige Fassade ist mit dünnen Aluminiumrahmen in unterschiedlichen Formaten belegt. Die Rahmen sind gegeneinander versetzt und übergreifen teils mehrere Geschosse. So entsteht ein komplexes Muster, das durch einen weiteren Kunstgriff zusätzlich überlagert wird. Denn einzelne, etwas dunkler eloxierte Rahmen sind kaum merklich aus der Ordnung verschoben und sollen die industrielle Perfektion der Fassade brechen. Erst wer sich länger mit der großflächigen Struktur befasst, erkennt im Gewebe den vermeintlichen Fehler im System als gewollte und planmäßige Irritation, die „menschlich“ wirken soll. Wesentlich weniger subtil und dafür unmissverständlich ist dagegen die Eingangssituation gestaltet. Eine herzförmig gebogene Blechkonstruktion aus poliertem Edelstahl steht in hartem Kontrast und wenigen Zentimetern Abstand vor dem eigentlichen Zugang ins Gebäude. Wer diese herzlich gemeinte Willkommensgeste hinter sich hat, der befindet sich in einer eindrucksvoll mehr als sechs Meter hohen Halle. Der Empfangstresen und dessen hölzerne Rückwand strahlt dann wieder eine längst nicht mehr irritierende und durchaus hauptstädtische Würde aus.
Für Architekten ist Brandschutz oft ein notwendiges Übel. Viel Zeit wurde in die Gestaltung eines Raumes gesteckt, bis er endlich bis ins letzte Detail dem eigenen Anspruch an Gestaltung genügt – und dann muss der Brandabschnitt gesichert werden. Im Spreeturm ist dieses Problem vorbildlich gelöst. Eine auffällige Holzkonstruktion bildet die Wandvertäfelung, filigran perforierte Stahlflächen verblenden eine Glasfläche der Erschließungszone. Wie soll da der Brandschutz unterkommen? Hörmann Feuerschutz-Schiebetore sind die Lösung. Im täglichen Betrieb sind sie, hinter einer Klappe verborgen, in eine Wandnische eingefahren. Sie werden magnetisch in ihrer Position gehalten. Im Brandfall schließen sie automatisch. Damit der Fluchtweg erhalten bleibt, sind in die Tore Schlupftüren eingelassen. Sie sind barrierefrei passierbar, da es keine Schwelle gibt. Eine Kunststofflippe schützt davor, dass der Rauch unter der Tür hindurchkommt. Auch in den oberen Geschossen kommen die Schiebetore vor. Hier sind sie allerdings nicht so unauffällig in die Wandgestaltung integriert, sondern als bewusst sichtbare Fugen belassen.
Standort: Am Postbahnhof 17, Berlin, DE
Bauherr: Sechsundvierzigste Verwaltungsgesellschaft DWI Grundbesitz GmbH, Hamburg, DE
Eigentümer: Ampega Real Estate, Köln, DE
Architekt: Eike Becker_Architekten, Berlin, DE
Brutto-Rauminhalt: 60.409 m³
Bruttogrundfläche: 17.430 m²
Nettogrundfläche: 14.944 m²
Zahl der Einheiten: Flexible Nutzung, maximal 38 Büros auf 19 Geschossen
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE / Jens Willebrand, Köln, DE
Hörmann Produkte: Feuerschutz-Schiebetore T30; Aluminium Rohrrahmenobjekttüren HE 311, 321, 331; A/RS 100, 150; Multifunktionstüren aus Stahl H3, H16, D65; Rollgitter TGT, Nebentür NT 60 R