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Bescheiden

Schaubrauerei in Furth

von Gewies Rohde Architekten

Die neue Klosterbrauerei in Furth öffnet ihre breiten Tore sehr weit für die Gäste. Sie ist ein Paradebeispiel für die ebenso bescheidene wie erfolgreiche niederbayerische Lebensart und Architektur.


Standort: Am Klosterberg 5, Furth, DE
Architekt: Gewies Rohde Architekten, Landshut, DE
Fertigstellung: 2020
Hörmann Produkte: Stahlumfassungszargen 2-geteilt in Laschen-Klemm-Befestigung, Stahleckzargen 2-geteilt


Die einzelnen Gebäudefunktionen sind wortwörtlich auf der Fassade ablesbar.

Angeblich bläst der Wind in Niederbayern immer ein wenig rauer. Die Sprache sei gröber und das „Schweinerne“ schmecke herzhafter als anderswo – vor allem als in Oberbayern. Noch in den 1960er-Jahren wurde hier das Armenhaus Deutschlands verortet – doch heute ist es eine Vorzeige-Wohlstandsregion. Im 3600-Seelen-Örtchen Furth bei Landshut gibt es alles, was der bayerische Mensch braucht: Arbeitsplätze und Heimatstolz, Kirchengeläut und eine außergewöhnlich gute Infrastruktur. Es wird hier deutlich öfter geboren als gestorben. Im Gemeinderat teilen sich Freie Wähler und CSU alle Stühle rund um den Sitzungstisch. Was anderes braucht’s hier offenbar nicht. Und seit es sogar wieder ein eigenes Bier gibt, ist das niederbayerische Glück fast perfekt.

Bescheidene Klosterbrauerei
Furth besitzt zwar ein Kloster samt dazugehöriger Destille. Aber das Brauen haben die Mönche schon vor Jahren aufgegeben. Die Braurechte von Furth sind zwar mehr als 400 Jahre alt – doch erst seit Kurzem gibt es wieder eine kleine, örtliche Brauerei in einem eigens dafür errichteten und bemerkenswerten Gebäude. Der Maristen-Orden hat sich der Bildungs- und Erziehungsarbeit verschrieben und dem Einsatz für Randgruppen und Arme. Hoch oben am Hang thront sein Kloster. Unterhalb steht neuerdings ein hölzernes Gebäude, das ganz bewusst nicht allzu viel Aufhebens macht – das Leben der örtlichen Niederbayern aber fast vervollkommnet. Die Landshuter Gewies Rohde Architekten errichteten hier im Auftrag der örtlichen Kommunalunternehmen für erneuerbare Energien eine „Schaubrauerei“ samt Wirtshaus und Biergarten. Wer hier zu Gast sein will, der sollte allerdings reservieren. Sonst bekommt er weder einen Platz im Lokal noch auf dem Parkplatz, der großflächig mit PV-Anlagen überdacht ist. Höchstens mit einem batteriegetriebenen Auto findet sich noch ein Platz an einer der E-Tankstellen. Das zweigeschossige Gebäude ist von geradezu provokanter Schlichtheit. Einen leichten Hang zur Großspurigkeit im „Mia san Mia“-Überschwang könnte man ja womöglich den Oberbayern und ihrer regionalen Architektur nachsagen. In Niederbayern und in Furth gibt es sowas nicht. Die fast schon übertrieben bescheidene Klosterbrauerei ist weitestgehend in Vollholz konstruiert. Sie ist komplett mit vertikalen Lärchenbrettern verkleidet und bietet auch im Inneren Anschauungsunterricht über die Einsatzmöglichkeiten von Holz. Allerdings verkniffen sich die beiden Architekten jede heimattümelnde Dekoration und sämtliche barocken Impulse. Der Innenausbau ist absolut nüchtern und bietet zugleich jene Atmosphäre, die Wirtshausgäste als „Gemütlichkeit“ schätzen.

Weltoffene Neugierde
Auf der Eingangsseite öffnen sich die breiten Eingangstüren als herzliche Willkommensgeste zum Wirtshaus und ins Braugeschehen der Schaubrauerei. Aus der Schankstube geht der Blick weit ins niederbayerische Hügelland oder in den Biergarten mit den Kräutern in den Hochbeeten. Die im Sonnenlicht glänzenden kupfernen Maischekessel sind durch die breiten Tore schon von Weitem zu sehen und versprechen höchsten Biergenuss. Gebraut wird allerdings nicht alles, was sich aus Hopfen, Wasser und Getreide machen ließe. Es gibt Hell oder Dunkel – das war‘s auch schon (wenn man die Zugabe von Zitronenlimo zum Radler mal ignoriert). Aber das, was angeboten wird, rinnt viel zu schnell die Kehle hinunter. Dass auf der Speisekarte neben dem traditionellen „Schweinsbraten“ auch „veganes, grünes Kokoscurry mit frischem Gemüse“ offeriert wird, ist fast schon sinnbildlich für das niederbayerische Lebensgefühl – und die Architektur der Klosterbrauerei. Denn es ergibt eine höchst angenehme Mischung aus bodenständiger Haltung und weltoffener Neugierde.

Die Maischekessel sind gut sichtbar im Gastraum platziert.
An den Wänden des zentralen Treppenhauses ...
... hängen Fotos und Informationen zur geschichtlichen Vergangenheit der Brauerei.

Schörghuber Expertise:
Anthrazitfarbene Türen mit HPL-Schichtstoff

Drei Farben dominieren die Schaubrauerei von Gewies Rohde Architekten: Der naturbelassene Farbton des Holzes ist nicht nur in der Fassade zu finden, auch im Gastraum ist Holz das bestimmende Material. Die Wände der Verkehrs- und Nutzflächen – also auch der Brauerei selbst – sind hingegen größtenteils in hellgrauem Sichtbeton gehalten. Beide Farbtöne harmonieren prächtig mit den anthrazitfarbenen Akzenten – wie sie zum Beispiel die Türen von Schörghuber setzen. Sie alle sind mit einem widerstandsfähigen HPL-Schichtstoff versehen. Für einen verbesserten Schutz der Türblätter sorgen die ABS-Kanten, die bei einem Teil der Türen verwendet wurden. Noch robuster sind nur noch die angegossenen PU-Kanten, mit denen der andere Teil der Türen ausgestattet wurde. Apropos Ausstattung: Sämtliche Schlösser verfügen über Flüsterfallen, schließen also sehr leise. In der Regel haben die Türblätter eine Dicke von 42 oder 50 Millimeter. Eine Ausnahme bilden die Türen mit Übergröße. Sie brauchen für eine bessere Stabilität eine Türblattdicke von 70 Millimetern. Teilweise sorgen großzügige Lichtausschnitte für Sichtbeziehungen.

Standort: Am Klosterberg 5, Furth, DE
Bauherr: Further Kommunalunternehmen für erneuerbare Energien, Furth, DE
Architekt: Gewies Rohde Architekten, Landshut, DE
Brutto-Grundfläche: 667 m²
Baukosten: 3,3 Mio €
Brutto-Rauminhalt: 5132 m³
Fertigstellung: 2020
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE /
Alexey Testov, Landshut, DE
Schörghuber Produkte: T30 Brand-/Rauchschutztüren 1- und 2-flügelig, teilweise mit Lichtausschnitt, Rauchschutztüren, Vollspantüren 1- und 2-flügelig, teilweise mit Lichtausschnitt, T90 Brandschutztür 2-flügelig
Hörmann Produkte: Stahlumfassungszargen 2-geteilt in Laschen-Klemm-Befestigung, Stahleckzargen 2-geteilt

Die Türblätter zum Sanitärbereich sind mit einer ABS-Kante ausgestattet.
Großzügige Lichtausschnitte sorgen für Transparenz in den Fluren.
In den meisten Bereichen der Schaubrauerei bilden die anthrazitfarbenen Türen ...
... einen starken optischen Kontrast zum hellen Sichtbeton.
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Untergeschoss
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