home
Kontakt
Möchten Sie ein mit unseren Produkten realisiertes Projekt einreichen, haben Sie Fragen oder Anregungen? Melden Sie sich über portal@hoermann.de
Abo
Möchten Sie zukünftig alle PORTAL Ausgaben kostenfrei per Post erhalten? Registrieren Sie sich hier.
share
Neulich in ...

Hörstel-Riesenbeck

Karl-Josef Laumann ist Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen und trotz dieses hohen Amtes sehr bürgernah. Wir wollen wissen, wie ihn das Landleben geprägt hat.

Sie machen aus Ihrer Privatadresse kein Geheimnis. Haben Sie keine Angst vor Ärger?
In meinem Heimatkreis weiß vermutlich eh jeder, wo ich wohne. Das Leben auf dem Land ist eben weniger anonym. Aber davon einmal abgesehen: Für mich ist es sehr wichtig, dass die Menschen wissen, wie sie zu ihren Politikern Kontakt aufnehmen können. Wenn man sich entscheidet, das Volk zu vertreten, muss man das Volk auch verstehen. Das klappt nicht mit Abtauchen. Da muss man nah beim Menschen sein. Ich habe gottlob mit dieser Offenheit aber auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Sie kennen sowohl das Leben auf dem Land als auch in der Stadt. Welche generellen Vorteile hat Ihrer Meinung nach das Leben auf dem Land?
Für mich ist der ländliche Raum ganz klar Heimat. Und die Heimat tauscht man nicht. Deshalb tue ich mich mit objektiven Kriterien, warum das Leben auf dem Land besser ist, erstmal schwer. Es ist anders: Die Menschen sind gewohnt, vieles in Selbsthilfe zu organisieren. Das schweißt zusammen. Es gibt einen Gemeinschaftssinn, der dafür sorgt, dass die über Jahrzehnte gewachsenen sozialen Strukturen und Netzwerke stark sind.

Schön: die Altstadt von Tecklenburg.
Schöne Aussicht – so heißt der Aussichtspunkt mit Blick auf Hörstel.
Typisch: Einer von vielen Landgasthöfen der Region.

Wie kann das Land wieder attraktiver werden?
Wir müssen hier ein Stück weit aufpassen, dass die Politik nicht einer selbsterfüllenden Prophezeiung aufsitzt. Wenn man die Landflucht als „gesetzt“ ansieht und die Strukturplanung für den ländlichen Raum dann daran ausrichtet, dann wird der ländliche Raum unattraktiv. Wir haben uns im aktuellen Koalitionsvertrag klar für einen attraktiven ländlichen Raum ausgesprochen. Damit er attraktiv bleibt, muss aber auch in ihn investiert werden.

Was können Sie dazu beitragen?
Oft geht es um das Bohren dicker Bretter. Um Beispiele aus meinem Ressort zu nennen: Wir arbeiten an einer Landeskrankenhausplanung, die sicherstellen soll, dass eine medizinische Grundversorgung für 90 Prozent der Menschen innerhalb von 20 Minuten erreichbar ist. Wir haben zudem in der letzten Legislaturperiode die Landarztquote eingeführt, um gezielt mehr junge Ärztinnen und Ärzte in unterversorgte Gebiete zu holen. Die Digitalisierung eröffnet große Chancen für die ländlichen Räume. Regionen sind immer attraktiv, wenn gute Arbeit mit gutem Wohnen verbunden ist. Bei uns sind gerade die ländlichen Räume starke Wirtschaftsregionen, wo Wohneigentum auch für Facharbeiter noch möglich ist. Gute Schulen, gute Infrastruktur und familienfreundliche Umgebung – dafür stehen heute viele ländliche Räume.

Wieso fällt die Landflucht in Ihrer Heimat moderat aus?
Das Tecklenburger Land hat eine glückliche Geografie zwischen den Zentren Münster, Osnabrück und Rheine. Junge Menschen, die eine Universität besuchen wollen, haben damit zwei Unistädte in Pendelreichweite und müssen nicht zwangsweise umziehen. Es gibt einen Überschuss an Ausbildungsplätzen. Wer etwas aus sich machen will, kann bei der Stellenwahl in den Städten, aber auch auf dem Land aus dem Vollen schöpfen. Und wir haben eine vergleichsweise gute Infrastruktur sogar mit Flughafenanbindung. Landflucht kennen wir nicht. 1975 hatte der Kreis Steinfurt rund 370.000 Einwohnerinnen und Einwohner, heute sind es rund 450.000

Was macht speziell das Tecklenburger Land als Wohnsitz besonders attraktiv?
(Lacht) Als der liebe Gott, dass Tecklenburger Land geschaffen hat, war er in Höchstform. Aber wie ich bereits gesagt habe: Die Politik, aber auch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort sind letztlich dafür verantwortlich, dass eine Region lebenswert ist. Zusammenhalt, gewachsene Strukturen, Vereine, die Kirchen – sie alle prägen das, was man Heimat nennt.

Seien Sie so nett und verraten unseren Lesern die kulturellen und gastronomischen Highlights der Region.
Es lohnt sich sehr, das Landmaschinenmuseum in Riesenbeck zu besuchen. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster gefällt mir auch architektonisch. Abgesehen davon liebe ich Landgasthäuser – und davon haben wir recht viele.

Ländlich: Das Museum für Landmaschinen in Riesenbeck.

Karl-Josef Laumann

Karl-Josef Laumann
geboren 1957 in Riesenbeck, DE
ist Kind einer Landwirtsfamilie und spielte lange mit dem Gedanken, den Betrieb zu übernehmen. Schließlich entschied er sich jedoch, eine Ausbildung zum Maschinenschlosser zu absolvieren und arbeitete auch viele Jahre in diesem Beruf. Als Mitglied der IG-Metall und des Betriebsrats seiner Firma engagierte er sich bereits früh für die Gemeinschaft. Parallel dazu war er bereits in der CDU aktiv und lange Zeit Ratsmitglied der Stadt Hörstel. Von 1990 bis 2005 war Karl-Josef Laumann als Bundestagsabgeordneter erst in Bonn, dann in Berlin. Anschließend wechselte er als Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales nach Düsseldorf, bis es ihn 2013 für vier Jahre als Staatsekretär ins Bundesministerium für Gesundheit zog. Seit 2017 ist er wieder zurück in der Landespolitik und in seinem alten Ministeramt, das er bis heute inne hat.
www.karl-josef-laumann.de

alle Themen
keyboard_arrow_up
News
Kataloge
Mediacenter
Texte / CAD / BIM
Architektenberatung