Im Jahr100Haus ganz im Norden der Republik wird tradierten architektonischen Sehgewohnheiten nicht widersprochen. Sie werden stattdessen so emphatisch wie selbstbewusst weiterentwickelt. Denn das neue Besucherzentrum des Museumsdorfes in Molfsee kopiert nicht die translozierten Bauernhäuser und Landgüter, sondern leitet daraus eine Familienähnlichkeit ab.
Standort: Hamburger Landstraße 97, Molfsee, DE
Architekt: ppp architekten + stadtplaner, Lübeck, DE
Fertigstellung: 2021
Hörmann Produkte: 1- und 2-flügelige Stahl-Objekttüren H3, D65
Museumsdörfer sind in der Vergangenheit erstarrte Zeugnisse der menschlichen Zivilisation. In ihnen lässt sich die Lebenswirklichkeit unserer Ahnen beinahe hautnah erleben. Was dort fehlt, ist der allgegenwärtige Gestank des historischen Landlebens. Was nicht mehr fließt, ist der Schweiß einer lebenslangen Plackerei. In Molfsee, einer 5000-Seelen-Gemeinde bei Kiel, reihen sich norddeutsche Bauernhäuser aneinander, die an ihrem ursprünglichen Standort wohl längst zu romantischen Wochenendhäusern wohlhabender Großstädter geworden wären. Das Jahr100Haus, das neu errichtete Ausstellungs- und Eingangsgebäude des Freilichtmuseums, bietet nun mit großzügigen Ausstellungsräumen die Möglichkeit, den Besuch des Museumsdorfes thematisch vorzubereiten oder nachzuverdichten. Das Projekt der Lübecker Architekten petersen pörksen partner wird zu einem Wissensvermittler, zu einer Übergangszone, die den Einstieg und das Verlassen der konservatorischen Arbeits- und Lebenswelt erleichtert.
Gewaltiges Rautenfachwerk
Aus der Ferne betrachtet, wirkt die gewaltige Dachlandschaft des Jahr100Hauses wie ein Zitat jener schleswig-holsteinischen Bauernhäuser, die nur wenig Außenwandfläche haben, aber dafür mit umso größeren, reetgedeckten Konstruktionen überwölbt sind. Sie boten dem Vieh, der Ernte und der bäuerlichen Familie eine Heimat. Das Jahr100Haus ist komplett in Cortenstahl gehüllt, seine Dächer sind steiler, die Gebäude sind länger – und dennoch wird auf den ersten Blick klar, dass es zwar etwas völlig Neues ist, aber dabei auf Vorangegangenem aufbaut. Tradierte Sehgewohnheiten werden hier nicht gewollt kontrastiert, sondern mit zeitgenössischen Mitteln weiterentwickelt. Weil der größte Teil der Nutzfläche ins Untergeschoss wanderte, wirkt das Erd- und Eingangsgeschoss wie eine Kathedrale des Museumsbaus. Es wird von einem gewaltigen „Rautenfachwerk“ überspannt, das durchaus von den Dachstühlen der norddeutschen Scheunen inspiriert ist. Hier wie dort mussten große Räume mit möglichst sparsamem Materialeinsatz geschaffen werden. Belichtet wird der fensterlose Raum allein durch ein Oberlichtband, das den klassischen First ersetzt.
Raumgreifende Geste
Die eigentlichen, weit über das Eingangsgebäude hinausreichenden Präsentationsflächen im Untergeschoss werden über eine große Treppe erschlossen. Mit Dauer- und Wechselausstellungen erklären die Kuratoren dort die Geschichte der Region. Auf diesem unterirdischen Ausstellungsgeschoss sitzt – leicht abgespreizt – auch noch das zweite, etwas kleinere Bauwerk identischer Machart. Dort ist Raum für Konferenzen und Versammlungen geboten. Die oberirdische Erdgeschoss-Fläche dazwischen öffnet sich in einer raumgreifenden Geste als Hof zum Museumsdorf hin. Die im Dorf versammelten historischen Gebäude aus ganz Schleswig-Holstein stammen mitnichten aus einer einzigen Epoche. Sie geben zwar eine zeitliche und räumliche Entwicklung über mehrere Jahrhunderte hinweg wieder, wirken aber mit ihrer Familienähnlichkeit als harmonisches Ganzes. Und die Ergänzung dieser baulichen Ahnenreihe durch das neue Jahr100Haus ist nur konsequent. Denn diese jüngste Gebäude-Generation ist zwar ganz anders, wirkt den baulichen Großvätern und Urgroßmüttern aber dennoch „wie aus dem Gesicht geschnitten“.
Viel Holz, viel Reet und etwas Lehm – so sind die meisten der historischen Häuser im Freilichtmuseum Molfsee gebaut. Brandschutz? Zumindest zur damaligen Zeit kaum vorhanden. Brannte es erstmal auf einem Hof, ließ sich das Feuer nur in den seltensten Fällen noch unter Kontrolle bekommen. Heute gibt es strenge Brandschutzvorgaben, die solche Situationen verhindern sollen. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen auch die ein- und zweiflügeligen T30 Brandschutztüren von Hörmann, die im Eingangsgebäude des neuen Museums verwendet wurden. Brandschutztüren aus Stahl bieten sich immer dann an, wenn neben der Schutzfunktion auch eine hohe mechanische Belastung gewährleistet werden muss. Die vollflächig verklebte Verbundkonstruktion des Türblatts sorgt für eine hohe Stabilität, sodass der Türflügel passgenau schließt und die Oberfläche dauerhaft planeben bleibt. Ein Verziehen oder unschöne Dellen gehören so der Vergangenheit an. Die Türen können in allen RAL-Farbtönen geliefert werden und sind in diesem Projekt farblich mit den umgebenden Wänden abgestimmt, sodass sie sich in die Gestaltung integrieren.
Standort: Hamburger Landstraße 97, Molfsee, DE
Bauherr: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, DE
Nutzer: Freilichtmuseum Molfsee, DE
Architekt: ppp architekten + stadtplaner, Lübeck, DE
Ausstellungsgestaltung: Demirag Architekten, Stuttgart, DE
Landschaftsarchitekten: Bruun & Möllers, Hamburg, DE
Bauingenieur: Horn + Horn, Neumünster, DE
Brutto-Grundfläche: 3295 m²
Baukosten: 6,9 Mio. €
Fertigstellung: 2021
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE
Hörmann Produkte: 1- und 2-flügelige Stahl-Objekttüren H3, D65