Transparenz in der Oscar-Paret-Schule
Der Oscar-Paret-Schule sieht man an, dass sich die Architekten viele Gedanken gemacht haben. Eine wichtige Rolle nehmen hier die Durchblickfenster ein. Dipl.-Ing. Stefan Korkus stellt sie vor.
Wann bietet sich die Nutzung von Durchblickfenstern in Gebäuden an?
Wenn ein höherer Lichteinfall in Räume und Flur gewünscht ist, sind Durchblickfenster ein ideales Gestaltungselement. Durchblickfenster ermöglichen eine gewerke-unabhängigere Montage. Anschlüsse wie Fensterbänke oder Eckschutzschienen sind nicht erforderlich. In der pulverendbeschichteten Variante entfällt auch die bauseitige Beschichtung. Dieses spart Zeit und reduziert die Schnittstellen auf den Baustellen. Das Produkt kann in der zweischaligen Variante spät eingebaut werden, wenn andere Gewerke wie Trockenbauer, Maurer, Maler und Fliesenleger ihre Arbeit bereits abgeschlossen haben. Eine Gefahr von Beschädigungen in der Bauabwicklung ist somit erheblich verringert.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Durchblickfenstern und zum Beispiel geschosshohen, feststehenden „Fenstern“ aus Rohrrahmenelementen?
Durchblickfenster sind ein- und zweischalige Stahl-Umfassungszargen. Sie haben keine Nutausprägung zum wandbegleitenden oder nachträglichen Einbau. Die Abmessungen der Durchblickfenster – Breite und Höhe sowie die Maulweite – lassen sich individuell nach Kundenangaben produzieren. Die Zarge umfasst nach dem Einbau die gesamte Öffnung. Festverglasungen aus Rohrrahmen haben dagegen Festmaße für den Blendrahmen. Der Blendrahmen wird dann in der Wandlaibung montiert – entweder mittig oder bündig zur Falz- oder Falzgegenseite. Dadurch verringert sich auch der Lichteinfall.
Die feuerbeständigen Brandschutzverglasungen F90 bei der Oscar-Paret-Schule haben eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG). Was hat es damit auf sich?
Der Bauherr hatte den speziellen Wunsch geäußert, hier wesentlich von unserer allgemeinen Bauartgenehmigung (aBG) Z.-19.14-1516 des DIBt abzuweichen. Dieses betraf nicht nur die zulässigen maximalen Glasabmessungen, die Zargenspiegelbreiten und die Kopplung der einzelnen Brandschutzfenster. Zusätzlich wurde eine zweite Isolierglasscheibe inklusive Sichtschutz im Scheibenzwischenraum (SZR) gewünscht.
Drei dieser Brandschutzfenster sind gekoppelt – warum?
Unser Auftraggeber beabsichtigte, hier eine breite, homogene Ansicht zu realisieren. Aufgrund der gewünschten Spaltmaße und möglichen Toleranzen zwischen den Profilen haben wir dem Kunden ein Spaltmaß von drei Millimetern zwischen den einzelnen Brandschutzfenstern vorgeschlagen. Da in der aBG für F90 Spaltmaße von mindestens 45 Millimetern vorgeschrieben sind, musste auch dies in die vBG einfließen. Der Spalt kann am Ende der Montage dann bauseits versiegelt werden.
Teilweise sind die Durchblickfenster mit Sichtschutz ausgeführt. Welche weiteren Ausstattungen gibt es?
Üblicherweise werden die Sichtschutzsysteme entweder mit Rollo oder mit Jalousie ausgeführt. Die Bedienung erfolgt mit 24-V-Motor. Hierzu liefern wir sämtliches erforderliche Zubehör wie Trafo, Putzdosen und Drehschalter mit. Der Sichtschutz wird bei uns werkseitig verbaut und zu 100 Prozent kontrolliert. Bei dem Projekt in Freiberg am Neckar hat es die Herausforderung gegeben, erstmalig eine manuelle Jalousie im Fensterzwischenraum eines beidseitig verglasten Durchblickfensters zu entwickeln. Unsere Entwicklungsabteilung und Produktmanagement hatten sich im Vorfeld schon intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und erste Gespräche mit potenziellen Lieferanten geführt. Diese Vorgehensweise war dann auch sehr hilfreich, um für die Oscar-Paret-Schule eine passende Lösung erstmalig auf die Beine zu stellen. Als schöner Nebeneffekt wurde dieses Produkt auf der BAU 2023 in München auch direkt dem Fachpublikum vorgestellt. Damit ist der Weg für die Erweiterung unseres Produktportfolios geebnet.
Gab es besondere Wünsche der Architekten?
Als Farbton hatten sich die Architekten die Sonderfarbe NCS S-8000-N (Anthrazit) ausgesucht. Bei dem Bauvorhaben gab es den Wunsch, neben den einzelnen Glasarten auch die Handkurbel für die Jalousie und die Pulverbeschichtung am Zargenblech im Vorfeld zu bemustern.
Wie lief die Abstimmung der Farbmuster mit den Architekten bei der Oscar-Paret-Schule?
Aufgrund unseres hohen Qualitätsanspruchs bei diesem Sonderfarbton war es erforderlich, mehrere Laboranpassungen bei unserem Pulverlieferanten vorzunehmen, bis wir ein positives Ergebnis erzielt hatten. Aufgrund der engen Zeitschiene mussten wir mit Hochdruck hieran arbeiten. Neben den Durchblickfenstern und Schiebetürzargen wurden auch Zargen für Brand- und Schallschutztüren unseres verbundenen Unternehmens Schörghuber in unserem Werk gefertigt und mit dem Farbton ausgestattet.
Warum waren bei der Oscar-Paret-Schule übergroße Durchblickfenster gefordert?
Um möglichst viel Licht in Räume und Flure zu bekommen und um eine maximale Transparenz zu schaffen, sind die Durchblickfenster und Brandschutzverglasungen vom Planer raumhoch gestaltet worden. Außerdem mussten durch diese Konstruktion bauseits keine Brüstungen und Stürze errichtet werden.
Was ist die Herausforderung bei den Eckfenstern?
Gewöhnlich werden Eckfenster von uns nur in der Variante einteilig zum wandbegleitenden Einbau in Ständerwerk angeboten und gefertigt. Expliziter Kundenwunsch ist es gewesen, Eckfenster in der Ausführung zweischalig, zum nachträglichen Einbau, zu erhalten. Aufgrund der Außenmaße der Zargen und Wandöffnungsgrößen ließ sich dieses nicht so einfach umsetzen. Nach zahlreichen Zeichnungen und Beratungen wurde unser Lösungsvorschlag schlussendlich angenommen, indem an einer Seite des Eckfensters nachträglich der Anschlusspfosten gesetzt wurde – also eine Mischkonstruktion. Durch diesen genialen Lösungsvorschlag konnte auch diese Anforderung zur Zufriedenheit des Kunden erfüllt werden.