home
Kontakt
Möchten Sie ein mit unseren Produkten realisiertes Projekt einreichen, haben Sie Fragen oder Anregungen? Melden Sie sich über portal@hoermann.de
Abo
Möchten Sie zukünftig alle PORTAL Ausgaben kostenfrei per Post erhalten? Registrieren Sie sich hier.
share
Nachsitzen

Typensporthalle des Lily-Braun-Gymnasiums in Berlin

von scholl architekten partnerschaft

Wer im Unterricht nicht immer schön aufpasst, der bleibt irgendwann sitzen. Beim Schulbau ist es nicht anders. Und weil die Berliner Kulturpolitik über Jahrzehnte hinweg nicht einmal den Gebäudebestand ordentlich pflegte, muss sie nun nachsitzen – und Typensporthallen bauen.


Standort: Münsingerstraße 2, Berlin, DE
Architekt: scholl architekten partnerschaft scholl.balbach.walker, Stuttgart, DE
Fertigstellung: 2021
Hörmann Produkte: Mörtelfreie Stahlblockzarge
Schörghuber Produkte: Nassraumtüren und Feuchtraumtüren, Schallschutztüren Rw = 37 dB, Vollspantüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren


Im Abendbetrieb erreichen Zuschauer und Sportler ...
... die Halle von der Straßenseite aus.

Die Lösungen des hauptstädtischen Dilemmas hören auf die spröden Namen TSH60 und TSH199. Es sind zwei Ver­sionen der Typensporthalle, die im Rahmen der „Berliner Schul­bau­offensive“ ursprünglich an 32 Standorten entstehen sollten. Realisiert sind inzwischen neun, 16 weitere sollen in kompakterer Form gebaut werden. Letztlich ist dies nichts anderes, als der verbeamtete Offenbarungseid von Jahrzehnten des städtischen Missmanagements. So groß waren die Not und der Mangel an Schul- und Vereinssportflächen, dass nichts mehr zu bleiben schien, als identische Bauwerke zu errichten. Die Typensporthalle würde irgendwann so stadtbildprägend sein wie die Lebensmittel-Discounter mit ihren Filialen.

Glücksfall
TSH60 hat Platz für 60 Menschen auf der Empore. TSH199 ist etwas größer, damit wettkampftauglich und bietet Raum für 199 Sportfans. Eine Reihe Geräteräume sowie eine Spange mit den Umkleide- und Nebenräumen flankieren die Halle und sind bei Bedarf spiegelverkehrt platzierbar. Ansonsten sind die Bauten in allen Details identisch – ganz egal wo sie stehen. Der Eingang zum Schulhof liegt an einem Ende der Nebenraumspange, am anderen liegt die Öffnung zur öffentlichen Straße. Aus dieser Typisierung und der umfassenden Vorfertigung versprach sich der Senat einen Finanz- und Zeitvorteil. Denn beides hat die Stadt bekanntermaßen nicht. Immerhin, die erste Typenhalle wurde in rekordverdächtigen 16 Monaten errichtet.
Ein absoluter Glücksfall war es, dass ein schwäbisches (sic!) Büro den Berliner Architekturwettbewerb gewann, das nicht nur die Wünsche nach kostensparender Konstruktion mit nachhaltigem europäischen Nadelholz erfüllte. Zusätzlich schuf es vor allem einen Entwurf von vornehmer Eleganz. Die Stuttgarter scholl architekten partnerschaft scholl.balbach.walker fand eine kongeniale Entwurfslösung, zu der man die Stadt nur beglückwünschen kann.
Eine kleine Tour durch die neue Welt der Berliner Typenhallen zeigt, dass das Konzept aufgeht. Neben dem gründerzeitlichen Spandauer Lyzeum duckt sich die Typensporthalle des Lily-Braun-Gymnasiums fast schon weg. Die hellgraue Holzverschalung, das milchige Industrieglas und ein zurückhaltend inszenierter öffentlicher Eingang lassen der Umgebung Raum. Nicht anders ist es bei den Standorten hinter der mosaikverzierten, denkmalgeschützten Grundschule beim Stadtpark Steglitz und der Vineta-Grundschule in Mitte. Die Typenhalle erfüllt auch hier nicht nur ihre Funktion – sie fügt sich auch städtebaulich in einer Weise ein, die bei einem typisierten Entwurf so nicht zu erwarten war.

Prägendes Baudetail
Knapp hinter „Form follows function“ liegt bekanntlich „Genius loci“ auf dem zweiten Platz der architektonischen Floskeln. Im baulichen Kontext geht es darum, die Umgebung des Or­tes zum maßgeblichen Entwurfskriterium werden zu lassen. Ziem­lich schwierig, wenn der Ort wechselt, das Bauwerk aber immer vorbestimmt ist. Außer – ja, außer die „Örtlichkeit“ des Genius loci wird weit genug gefasst.
Und als Referenz an den Berliner Genius loci wird an der Typensporthalle ein Architekturmotiv aufgenommen, das inzwischen zu einem prägenden Berliner Baudetail geworden ist. Es findet sich an Chipperfields James-Simon-Galerie ebenso wie am Berliner Flughafen und schon an der Mies’schen Nationalgalerie. Es ist die noble Reihung weit aufragender Pfeiler als Berliner „Neue Klassik“. An der Typensporthalle ist es eine vertikal gegliederte Holz-Alu-Fassadenkonstruktion mit lichtstreuender Verglasung. Dem Stuttgarter Architekturbüro gelang damit die Quadratur des Berliner Architekturkreises. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Erfolg nicht Schule macht und künftig alle öffentlichen Bauten standortunabhängig als Typenbauwerke errichtet werden.

Eine Ikonographie weist den Weg auf die Galerie.
Von der Galerie aus kann man dem Treiben auf dem Sportfeld folgen.

Schörghuber Expertise:
Türen mit PU-Kante

Für die Berliner Typensporthalle 60 – in diesem Fall für das Lily-Braun-Gymnasium – liefert Schörghuber die Türen im Umkleidetrakt. Alle Türen sind stumpf einschlagend, mit einem schwarzen HPL-Schichtstoff und einer – überwiegend dreiseitigen, in den Nassräumen vierseitigen – angegossenen PU-Kante ausgestattet. Die Türen wurden in zwei verschiedenen Größen geliefert: Zum einen mit einer Höhe von 2100 Millimetern, zum anderen mit großzügigen 2400 Millimetern. Je nach Größe und entsprechendem Gewicht werden sie von zwei oder drei Bändern gehalten. Nicht nur die Schallschutztüren haben eine Türblattstärke von 70 Millimetern, auch die Vollspantüren sind in dieser Stärke ausgeführt. Gestalterischer Hintergrund: Die Türblätter sollen auf der Bandgegenseite flächenbündig sein. Die Tür­blätter der Nassräume sind dagegen 50 Millimeter dick. Um sie möglichst langlebig zu halten, sind sie komplett frei von Holzwerkstoffen. Zudem wurden noch zwei Brandschutztüren verbaut, die über mörtelfreie Stahlzargen in der Wand eingelassen sind. Sie haben den Vorteil, dass sie ohne große Vorbereitung direkt in der Wand verschraubt werden können.

Standort: Münsingerstraße 2, Berlin, DE
Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berlin, DE
Architekt: scholl architekten partnerschaft scholl.balbach.walker, Stuttgart, DE
Fertigstellung: 2021
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Hörmann Produkte: Mörtelfreie Stahlblockzarge
Schörghuber Produkte: Nassraumtüren und Feuchtraumtüren, Schallschutztüren Rw = 37 dB, Vollspantüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren

Die Umkleiden sind minimalistisch gestaltet.
Einige der Türen sind 2400 Millimeter hoch und somit nahezu geschosshoch.
Die Türen zu den Nassräumen verfügen über Oberblenden.
Das „Lehrerzimmer“ ist zugleich für mögliche medizinische Vorfälle ausgestattet.
Grundriss Ebene 1
Grundriss Ebene 0
Längsschnitt
Querschnitt
Lageplan
alle Themen
keyboard_arrow_up
News
Kataloge
Mediacenter
Texte / CAD / BIM
Architektenberatung