Jederzeit eine „bella figura“ zu machen wird gerne zum italienischen Nationalcharakter gezählt – und steht oft im Gegensatz zur Tradition deutscher Urlaubsbekleidung. Bei einem Logistik-Zentrum bei Mailand wird dieser Nord-Süd-Gegensatz auch in einer Bebauung deutlich.
Standort: Zona Industriale Strada Per Silvano, Casei Gerola, IT
Planungs- und Projektmanagement: SFRE – Services For Real Estate, Mailand, IT
Fertigstellung: 2022
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore, Verladebrücken
Logistik-Gebäude gehören üblicherweise eher selten in die Kategorie Architektur. Und spätestens, seitdem durch die Lieferung „just in time“ große Teile der Lagerhaltung auf die Straße verlagert wurde, werden immer neue und enorm große Logistik-Gebäude nötig. Weil diese dann auch noch entlang der Fernstraßen entstehen, werden sie regelrecht landschaftsprägend. Doch wo allein Effizienz zählt, da hat Gestaltung eher selten eine Chance. Südlich von Mailand und in der Nähe der Autobahnen A7 von Mailand nach Genua und der A21 zwischen Turin und Brescia entstand nun ein Sonderfall, der gerne zur Regel werden darf und das italienische Streben nach einer „bella figura“ auf die Logistik ausdehnt.
Bella Figura
Dieses „bella figura“ bezieht sich schließlich mitnichten allein auf eine absolut tadellose und gepflegte Kleidung, mit der man sich jederzeit und überall sehen lassen kann – und die in scharfem Kontrast zum lässigen Schlabberlook steht, mit dem deutsche Urlaubsreisende in Outdoor-Outfit mitunter die italienischen Innenstädte prägen. Auch das öffentliche Auftreten von italienischen Institutionen und Unternehmen sollte in diesem Sinne tadellos sein. Der „gute Eindruck“ ist es, der zählt.
Wer Italien bereist, dem dürfte sicherlich aufgefallen sein, dass Gewerbebauten wie Perlen entlang der Autobahnen aufgereiht sind und stets mit ihrer Längsfassade entlang den Fahrbahnen positioniert werden. Diese herausgeputzte Schokoladenseite ist zudem oft überdimensional lang und lässt das Unternehmen besonders groß erscheinen. In Zeiten ökologischer Herausforderungen ist es auch wichtig, die – hoffentlich vorhandene – Nachhaltigkeit eines Bauwerks sichtbar werden zu lassen; erst recht, wenn es so große Dimensionen hat, wie der „Casei Gerola Logistics Park“. Er hat rund 110.000 Quadratmeter Fläche, davon sind 5500 für die Büros vorgesehen.
Unscheinbar
Es ist jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass das Regenwasser auf der riesigen Dachfläche komplett wiederverwertet wird und der Wasserverbrauch der Anlage um 80 Prozent reduziert werden konnte. Ebenso ist nicht offensichtlich, dass die benötigte Energie komplett aus erneuerbaren Quellen stammt und das hochgedämmte Gebäude mit Thermo-Sektionaltoren ausgestattet und durch Wärmepumpen beheizt wird. An 118 Ladestellen können die LKW andocken und sind von dort schnell wieder unterwegs zu den Industriebetrieben von Turin, Mailand, Genua oder der Po-Ebene.
Grüne Fassade
Diese nachhaltige „bella figura“ wird erst durch die begrünten Fassaden sichtbar. An verschiedenen Stellen wurden Konstruktionen angebracht, die für die Vegetation ideale Voraussetzungen bieten. Schon bald wird es aus den langen Pflanzgefäßen üppig wuchern, sodass die grüne Fassade ihrer Aufgabe in zweifacher Weise gerecht wird. Einerseits dient die Vegetation der Verschattung und damit der wärmetechnischen Regulierung. Andererseits wird daraus eine echte „architecture parlante“ im Sinne der klassizistischen „Revolutionsarchitekten“ Ledoux und Boullée. Deren oft utopische Entwürfe sollten auch dem flüchtigen Betrachter ihren Zweck und ihre übergeordnete Bedeutung deutlich vermitteln. Bei einem Logistik-Gebäude ist es zwar kaum nötig, den Zweck zu erläutern. Sollte im Bauwerk jedoch noch eine übergeordnete Absicht stecken – wie im Falle des „Casei Gerola Logistics Parks“ –, so darf diese im Sinne der erwähnten „bella figura“ des Unternehmens gerne hervorgehoben werden.
Für von Logistik-Zentren spielt die ökonomische Effizienz eine ganz entscheidende Rolle: Neben der guten Lage sind perfekte Abläufe und kurze Wege entscheidende Faktoren dafür, ob sich ein Nutzer für dieses oder ein anderes Logistik-Zentrum entscheidet. Dafür muss gewährleistet sein, dass die ein- und ausgehenden Waren so schnell wie möglich umgeschlagen werden können. Die Hörmann Verladerampen in Kombination mit den Industrie-Sektionaltoren sind durch das einheitliche Steuerungskonzept optimal aufeinander abgestimmt. Die Laderampen gleichen die unterschiedlichen Höhen der LKW-Böden aus. Selbst die Böden von ungleichmäßig beladenen und dadurch mit einer leichten Seitenneigung eintreffenden Hängern können angeglichen werden. Die Waren können also ohne großen Aufwand in einer einzigen horizontalen Bewegung be- und entladen werden. Die Tordichtungen schützen Güter und Mitarbeiter vor Witterungsbedingungen und Zugluft. Wird gerade nicht beladen, bilden die Sektionaltore optisch und funktional den idealen Hallenabschluss.
Standort: Zona Industriale Strada Per Silvano, Casei Gerola, IT
Bauherr: Invesco Real Estate, Mailand, IT
Planungs- und Projektmanagement: SFRE – Services For Real Estate, Mailand, IT
Fertigstellung: 2022
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE / Engineering2k, Mailand, IT
Hörmann Produkte: Industrie-Sektionaltore SPU 67 Thermo, Verladebrücken HLS, HLS 2, Torabdichtungen DSL