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Archiviert

Archiv der Zukunft in Lichtenfels

von Peter Haimerl

Nachhaltigkeit kann ein weites Feld sein, ein wirklich sehr weites. In Lichtenfels in Oberfranken steht ein Haus, das auf gesellschaftliche und kulturelle Nach­haltigkeit zielt – so, wie es genau genommen jedes öffentliche Bauwerk tun sollte.


Standort: Marktplatz 2, Lichtenfels, DE
Architekt: Peter Haimerl . Architektur, München, DE
Fertigstellung: 2023
Hörmann Produkte: Stahl-Objekttür H3 OD


Das Erdgeschoss dient als Ausstellungsfläche.

Lichtenfels muss man nicht kennen. Außer vielleicht, wenn man fasziniert ist vom Korbflechten – oder von den Möglichkeiten des digitalen 3D-Drucks in Metall. Reich wurde die Stadt einst durch den Handel mit Weidenkörben. Und wie alle wohlhabenden Bürger zeigten die erfolgreichen Händler dies gerne mit prachtvollen Gebäuden, die noch heute den Stadtkern prägen. Der Reichtum von einst ist passé, denn – wen wundert’s – mit Körben ist kein großes Geschäft mehr zu machen. Trotzdem blüht das Städtchen. Die neue Industrie ist zukunftsfähig. Und dessen erfolgreiche Unternehmer prägen nun wieder aufs Neue das Ortsbild. Denn nicht in Stuttgart und auch nicht im Silicon Valley, sondern im oberfränkischen Lichtenfels wurde vor 25 Jahren der erste 3D-Drucker für Stahl präsentiert. Die Gebrüder Hofmann verkauften ihre Anteile an dem Unternehmen zwischenzeitlich – und geben ihrer Heimat nun etwas zurück. Sie schufen mit Teilen des Erlöses das „Archiv der Zukunft“. Dessen Ziel: Es soll Ängste vor der Digitalisierung nehmen, aber auch Entwicklungen hinter­fragen.

Unterschätzte Orte
Wo die Zentren anderer Provinz-Kleinstädte sich eher entleeren, da will das „Archiv der Zukunft“ in der Mitte von Lichtenfels nun neue Energien freisetzen. Und der Architekt Peter Haimerl ist – wenn man so will – der perfekte Prophet der Provinz. Zumindest bislang stehen seine Projekte meist an chronisch unterschätzten Orten. Sei es das Konzerthaus im Dorf Blaibach oder die Waidlerhäuser im Bayerischen Wald. In Lichtenfels setzt er diese Reihe nun als Resultat eines Wettbewerbsgewinns fort. Im Eingangsgeschoss seines „Archivs der Zukunft“ stehen die Miniaturmodelle der anderen Wettbewerbsbeiträge zum direkten Vergleich. Es ist durchweg gute Architektur mit Anspruch – und dennoch stammen die Entwürfe aus einer Welt, die Galaxien entfernt ist vom realisierten „Archiv der Zukunft“. Denn Haimerl schuf am Marktplatz in Lichtenfels kein Haus, sondern eine Skulptur. Er pflanzte einen kleinen Hain aus metallenen Trauerweiden. Die beiden Bäume „wuchsen“ mit Hilfe der Algorithmen des Haimerl-Rechners, bis sie an die imaginierte Hülle des ehemals am Ort vorhandenen Hauses stießen. Von dort „neigen“ sich die Äste der Weide nun wieder zu Boden. Im Ursprungsentwurf waren die Wucherungen der Weiden deutlich dichter. In mehreren Schritten bis zur Realisierungsreife wurden die Bäume dann jedoch ausgelichtet und schließlich in klassischer Metallbauerarbeit realisiert. Die naheliegende Fertigung als 3D-Druck war dann doch zu aufwändig.

Neue Erkenntnisse
Unter dieser Weide steht nun das eigentliche Gebäude in eher traditionellem Sinne. Hinter dessen gläsernen Fassaden sind Ausstellungsräume und Verwaltung untergebracht sowie unterirdisch zwischen den rauen Betonpfählen der Gründung die Konferenzflächen. Das bei den Bauarbeiten entdeckte historische Keller­gewölbe lieferte nicht nur völlig neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte, sondern auch entsprechende Komplikationen beim Bau des neuen Archivs. Mit viel Aufwand wurde es sorgsam wiederhergestellt und im Kellergeschoss quasi aufs Neue archiviert. Die Baugrube barg 40 Kisten an archäologischen Funden und verschob den Zeitpunkt der ersten Besiedlung aus dem 9. Jahrhundert nach Christus ins Jahr 1000 vor unserer Zeitrechnung. Das „Archiv der Zukunft“ hat eine geradezu faszinierende Detail-Qualität, an die sich öffentliche Auftraggeber wohl niemals mehr wagen werden. Dementsprechend unbekannt ist auch die Bausumme, mit der die privaten Bauherren ein Objekt schufen, das nicht nur die Lichtenfelser Zeiten überdauern wird.

Ein kleiner Vortragsraum ist Teil des Untergeschosses. Er ist begrenzt von rauen Bohrpfählen.
Das Geschoss ist vollverglast - genau so, wie die Trennwand zum Besprechungsraum.
Das Erdgeschoss bietet Platz für Ausstellungen. Bis auf wenige Sitzwürfel gibt es hier keine Möbel.
Die Bohrpfähle sind auch in den Nassräumen omnipräsent.

Hörmann Expertise:
Brandschutztür aus Stahl

Werkstoffe und ihre Nachhaltigkeit – das kann unter Umständen zu Diskus­sionen führen, die berechtigt sind, solange sie differenziert geführt werden. Beton braucht bei der Herstellung viel Energie. Stahl auch. Können Stahlblechtüren also nachhaltig sein? Oder werden sie dadurch nachhaltig, dass ihre Funktion den energetischen Aufwand rechtfertigt? Stahltüren sind extrem widerstandsfähig. Sie sind also für stark frequentierte Durchgänge eine gute Wahl. Außerdem sind Stahltüren stabil, sie können sich nicht verziehen und sind aufgrund ihres Materials sehr langlebig. Das wichtigste Argument neben der Lebensdauer ist jedoch, dass sich Stahl relativ leicht recyceln lässt. Stahltüren dienen also auch nach Ende der Nutzungsdauer als Rohstoff, passen also recht gut in das Konzept des zirkulären Bauens, das von vielen Architekten mittlerweile propagiert wird. Im Archiv der Zukunft in Lichtenfels schließt eine Stahltür den klimatisierten Server-Raum ab. Damit wird den strengen Brandschutzvorgaben entsprochen, denn die Tür schützt die umliegenden Räume vor Feuer, falls einmal die Technik versagt und in Brand gerät.

Standort: Marktplatz 2, Lichtenfels, DE
Bauherr: R+G Asset Management, Lichtenfels, DE
Architekt: Peter Haimerl . Architektur, München, DE
Ingenieurbüro: Ingenieurbüro Fuchs, Lichtenfels, DE
Brutto-Grundfläche: 1310 m²
Fertigstellung: 2023
Fotos: Stephan Falk, Berlin, DE
Hörmann Produkte: Stahl-Objekttür H3 OD

Hinter der Tür liegt der Serverraum des „Archivs der Zukunft“. Der Raum ist klimatisiert, und aus Sicherheitsgründen herrscht dort ein leichter Unterdruck.
Grundriss 2. Obergeschoss
1. Obergeschoss
Erdgeschoss
Grundriss Untergeschoss und Kriechkeller
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