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Sparsam

Rathaus in Zell (Mosel)

von wittfoht architekten

Wer an der Mosel lebt, arbeitet und Bauten wie das Rathaus in Zell errichten lässt, der weiß seit Generationen, was Nachhaltigkeit bedeutet. Diesen Menschen muss niemand etwas über „sustainability“ erzählen.


Standort: Schlossstraße 69, Zell (Mosel), DE
Architekt: wittfoht architekten bda, Stuttgart, DE (Entwurf) / wittfoht architekten planung gmbh, Stuttgart, DE (Ausführung)
Fertigstellung: 2023
Schörghuber Produkte: Schallschutztüren Rw 32 dB mit Oberlicht und Seitenteil, Schallschutztüren Access Rw 42 dB mit nur einer Dichtungsebene, Vollspantüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren, Ausführung teilweise mit Oberlicht und Seitenteil, Massivholzstockzarge mit Leibungsbekleidung, Schattennutausführung, Faltstockzargen mit Leibungsbekleidung, Massivholzriegel für gleitenden Deckenanschluss


Abgeschottet und doch offen: Der Empfang ist vollverglast – mit einer beweglichen Scheibe kann ein persönlicherer Kontakt hergestellt werden.

Die „Moselaner“ (wie sie sich selbst nennen) wissen, wie das mit der Nachhaltigkeit geht. Die Mosel mit ihren engen Schleifen und wechselnden Pegelständen, die steilen, sonnenbeschienenen Hänge zu beiden Seiten und die Menschen, die auf den schmalen Uferstreifen leben, sie bilden seit Jahrhunderten ein System, das nur überleben kann, wenn es sparsam genutzt und nicht überfordert wird. Für raumgreifende Architektur ist hier selten Platz. Die Steilhänge sind viel zu empfindlich. Und als weltbekannte Weinberge sind sie vor allem viel zu wertvoll, als dass sie einfach angegraben werden dürften. Schmal wie Handtücher lehnen sich die Winzerhäuser eng an den Weinberg der Großlage „Schwarze Katz“, um nur ja keinen Quadratmeter nutzbarer Rebfläche zu verlieren.

Hoher Sockel
Auch das immer wiederkehrende Hochwasser der Mosel gehört hier zum Leben und zur örtlichen Architektur. Am historischen Rathaus können die höchsten Flusspegel eindrucksvoll abgelesen werden. Und es waren diese Marken, die an der neu gebauten Stadtverwaltung nur wenige hundert Meter entfernt für das wesentliche Entwurfskriterium sorgten, an das sich das Stuttgarter Büro wittfoht architekten zu halten hatte.

Die einheimische Bevölkerung weiß sofort, weshalb der Eingang des Rathauses nicht ebenerdig und auf Straßenniveau liegt. Wer aber nur zu Besuch ist, der muss sich erklären lassen, dass der Haupteingang nicht aus Gründen der Prominenz im Obergeschoss liegt und über eine Treppe erklommen werden muss. Wer an der Mosel aufgewachsen ist, der weiß auch: Bändigen lässt sich der Fluss sowieso nicht. Man muss mit ihm leben – und im Falle des Rathauses ein ungewöhnlich hohes Sockelgeschoss bauen. Es sorgt nun dafür, dass die Schreibtische der Verwaltung auch bei einem befürchteten Jahrhunderthochwasser stets trocken bleiben. Nass werden dann nur die Autos in der gar nicht so tiefen Tiefgarage darunter. Alternativ kann die Verwaltung über den neuen, ebenfalls ungewöhnlich hoch gelegenen Rathausplatz betreten werden. Mit dieser Freifläche wurde zugleich etwas geschaffen, was in Zell traditionell eher rar ist: öffentlicher Raum.

Kein Solitär
Auch sonst will der Entwurf von wittfoht architekten kein architektonischer Solitär sein. Er fügt sich – so gut dies angesichts des Bauvolumens eben geht – in die kleine Stadt ein. Er duckt sich aber keineswegs übertrieben bescheiden weg. Um fast so kleinteilig wie die umgebende Bebauung zu wirken, ist das Rathaus in zwei Baukörper unterteilt. Beide stehen – wie die anderen Häuser auch – mit der Traufseite zur Straße. Und weil die Bauten von Zell geneigte Dächer haben, ist auch das Rathaus mit zwei Satteldächern ausgestattet. Unter den mit PV-Schindeln gedeckten Flächen, die 70 Prozent des Energiebedarfs decken können, wurde dann auch die Haustechnik hochwassersicher untergebracht.

Ortsüblicher Besenputz
Das monolithische Mauerwerk aus gedämmten Ziegeln bekam einen ortsüblichen hellen Besenputz, dessen horizontale Struktur und Zweifarbigkeit gerade noch jene edle Anmutung hat, die für ein öffentliches Gebäude einer Kleinst-Stadt in Zeiten knapper Kassen zuträglich ist. So weltbekannt das Weinbau-Städtchen als touristisches Reiseziel auch ist – in der Verbandsgemeinde leben nur etwas mehr als 4000 Menschen, in der eigentlichen Kernstadt sind es keine 1500. Etwas anderes als eine enkelgerechte und in diesem besten Sinne nachhaltige Architektur kann sich eine Gemeinde in derart exponierter Mosellage auch gar nicht leisten.

Wie das gesamte Gebäude ist auch das Treppenhaus sehr "clean" gestaltet.
Um ins Gebäude zu gelangen, sind einige Höhenmeter zu überwinden.
Ungewöhnlich: Der Sockel dient dem Hochwasserschutz.
Gestalterisches Element: Die Belüftung der Tiefgarage.

Schörghuber Expertise:
Schallschutztüren

In deutschen Amtsstuben wird auf Datenschutz besonders großen Wert gelegt. Bis zu 70 Millimeter dicke Schallschutztüren dämpfen den Schall um bis zu 42 Dezibel und sorgen dafür, dass Besprochenes auch in den Räumen der Sachbearbeiter bleibt. Da doch einiges an Publikumsverkehr zu erwarten ist, sind alle Türen mit einer Verbundfalle für Geräuschdämpfung ausgestattet. Das Ziel der Architekten war, die Türen möglichst schlicht zu halten. Unter anderem deshalb sind viele der Türen geschosshoch ausgeführt. Andere haben eine Oberblende, die sich aber nahtlos in das Erscheinungsbild der Türanlage einfügt und dadurch nicht weiter auffällt. Die Türen sind stumpfeinschlagend. Die Schattennut ist eins der Details, auf die die Architekten besonders Wert legten. Die Oberflächen der Türanlagen bestehen aus einem Eichenfurnier mit Naturholz-Effektlack. Das unterstützt das ruhige, homogene Erscheinungsbild der Türen, die sich wohltuend von weiß verputzten Wänden und den rohen Sichtbetondecken abheben. Eine Besonderheit sind die teilweise in die Zargen integrierten Schalter und der gleitende Deckenanschluss.

Standort: Schlossstraße 69, Zell (Mosel), DE
Bauherr: Verbandsgemeinde Zell (Mosel), DE
Bürgermeister Jürgen Hoffmann / Büroleiter Andreas Schorn /
Projektleiter Martin Steinmetz
Architekt (Entwurf): wittfoht architekten bda, Stuttgart, DE
Architekt (Ausführung): wittfoht architekten planung gmbh, Stuttgart, DE
Bauüberwachung: Weltzel, Hardt + Partner, Trier, DE
Brutto-Grundfläche: 4350 m²
Fertigstellung: 2023
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Verarbeiter: Peters, Sohren, DE
Schörghuber Produkte: Schallschutztüren Rw 32 dB mit Oberlicht und Seitenteil, Schallschutztüren Access Rw 42 dB mit nur einer Dichtungsebene, Vollspantüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren, Ausführung teilweise mit Oberlicht und Seitenteil, Massivholzstockzarge mit Leibungsbekleidung, Schattennutausführung, Faltstockzargen mit Leibungsbekleidung, Massivholzriegel für gleitenden Deckenanschluss

Einige von ihnen haben feststehende Seitenteile mit Glasausschnitt.
Leuchten und Holztüren rhythmisieren den Flur.
Die Schallschutztüren zu den Büros der Sachbearbeiter sind allesamt raumhoch ausgeführt.
Nur die Türen zu den Nassräumen sind nicht raumhoch.
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
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