Das Dortmunder „Prizeotel“ im ehemaligen Gesundheitshaus lässt den Optimismus der 1950er-Jahre wieder auferstehen. Gebaut in einer Zeit voller Kriege und globaler Bedrohungen, offeriert es nun mehr als nur Hotelbetten. Es bietet heitere Architektur voller Zuversicht.
Standort: Hövelstraße 8, Dortmund, DE
Architekt: pinkarchitekten (LP 1-2), HLK + Partner (LP 3-8)
Fertigstellung: 2023
Hörmann Produkte: 2-schalige Stahlzargen mit Doppelfalz, 2-geteilte Stahlumfassungszargen
Schörghuber Produkte: Hotelzimmereingangstüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren mit Schallschutz Rw 32 dB und Rw 37 dB
Als der Gelsenkirchener Architekt Will Schwarz das neue Dortmunder Gesundheitshaus zeichnete, lag die Stadt noch in weiten Teilen im Weltkriegsschutt. In der DDR und in Ungarn wurden Aufstände niedergeschlagen – und der Architekt skizzierte auf seinem Reißbrett ein Symbol des Aufbruchs. Während der Bauarbeiten von 1958 bis 1961 tobten Kriege in Korea, Vietnam und Algerien, in Nahost und im Sudan – und am Dortmunder Wallring wuchs eine freundliche Behörde empor. Die Atommächte begannen gerade, sich mit der endgültigen Zerstörung der Welt zu bedrohen – und das neue Gesundheitshaus sollte ein heiteres Bauwerk werden. Aus heutiger, an apokalyptischen Perspektiven geschulter Weltbetrachtung bestand eigentlich kein Anlass zu solch unbekümmerter Zuversicht. Und dennoch entwarf Will Schwarz ein Bauwerk im optimistischen Stil der 1950er-Jahre.
Spurensuche
Eben diesen Optimismus strahlt es noch immer aus – oder besser: wieder. Denn aus dem ehemals als Gesundheitsamt genutzen Gebäude wurde kürzlich unter anderem ein Hotel. pinkarchitekten übernahm die Vor- und Konzeptplanung, Heyen Lippross Kiefer waren für Planung und Bauleitung zuständig. Denkmalpfleger Michael Holtkötter legte mit seiner Spurensuche den Originalzustand unter zahlreichen Schichten der Umnutzung wieder frei. Die originale Farbpalette aus Braun, Rosa und Orange sind wieder sichtbar und unzählige wunderschöne Details gerettet. Handläufe, Terrazzoböden, Gemälde und geflieste Wände – fast alles ist wieder sichtbar und wurde, wo nötig, in neuen Funktionen fortgeschrieben.
Orientierung
Wer das zum Budget-Designhotel umgewandelte Gebäude betritt, der steht zuerst ratlos vor einer leeren, gläsernen Box im Eingangsbereich mit dem historischen Schild „Auskunft“ darüber. Jahrzehntelang wurde dort Orientierung im Behördendschungel angeboten. Heute ist die Rezeption des Hotels zwar exakt gegenüber dem Eingang – aber dennoch nicht wirklich im Laufweg des leicht orientierungslosen Gastes. Der ehemalige Paternoster ist leider so funktionslos wie die Auskunft. Stattdessen befördert ein unauffällig weißer Lift den nach Schlaf verlangenden Reisenden nach oben. Die Glastüren zwischen Treppenhaus und Zimmerfluchten öffnen sich bei Annäherung auf geradezu servile Art – die perfekt im Stile der 1950er-Jahre hergerichteten Flure zu den Zimmern atmen dagegen weiter den Charme einer freundlich gemeinten Behörde.
Zeitgenössisch
Die Zimmer selbst wurden vom US-Amerikaner Karim Rashid gestaltet und changieren zwischen 1950ern und Gegenwart. Die Verkleidung des Heizkörpers, der Schrank, der Spiegel oder auch die Grafik der Wände ahmen das typische Nierentisch-Design der 1950er nach. Rashids Farbpalette lehnt sich an jene von Will Schwarz an – wirkt dabei aber bewusst nicht rein retrospektiv, sondern durchaus zeitgenössischer. Die Kunststoff-Freischwinger zitieren zwar den weltberühmten Panton Chair – in der kantigen Variante des (ebenfalls von Rashid entworfenen) Voxel Chairs wird eine allzu museale Gestaltung jedoch vermieden.
Schon Will Schwarz stilisierte das Dachgeschoss als Höhepunkt. Wer dort nun sein Frühstück einnimmt, genießt aus überhohen Fenstern den Blick über das benachbarte Schauspielhaus zum „Dortmunder U“ und weiter über den „Pott“. Und wer gar auf die Dachterrasse tritt, sieht über sich nur noch das eindrucksvolle Flugdach mit den runden Öffnungen und dahinter den plötzlich ein klein wenig mehr Zuversicht stiftenden Himmel über dem Ruhrgebiet.
Für Liebhaber hochwertiger 1950er-Jahre-Architektur bietet das ehemalige Gesundheitshaus eine Vielzahl an gestalterischen Glanzpunkten, bei denen sie ins Schwärmen geraten können: Proportionen, verwendete Materialien und auch die Kunstwerke im Treppenhaus zählen dazu. Dieses Gesamtbild zu erhalten war Vorgabe des Denkmalschutzes. Tatsächlich galt das auch für die Türen. Einige von ihnen mussten dennoch erneuert werden, da sie den Anforderungen an die neue Nutzung des Gebäudes als Hotel nicht mehr gewachsen waren. Optisch durfte das allerdings nicht auffallen. Eine Herausforderung – vor allem, da die Türmaße alle ein wenig voneinander abwichen. So musste jedes der neuen Türblätter ebenso individuell hergestellt werden wie die Zargen. Für Schörghuber ist das jedoch kein Problem, da auch einzelne Türen im Millimeter-Raster produziert werden können. Die neuen Türen sind T30 Brand-/Rauchschutztüren mit Schallschutz Rw 32 dB oder Rw 37 dB. Außerdem sind sie mit einem Kartenlesegerät als Zutrittskontrolle ausgestattet. Die Oberfläche wurde mit einem Premium NCS Farbton lackiert. Bänder und Schließer sind aufgesetzt.
Standort: Hövelstraße 8, Dortmund, DE
Bauherr: Das neue 50er Jahre Gesundheitshaus Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG, realisiert durch die Landmarken AG, Aachen, DE
Nutzer: Economy Design Hotel „Prizeotel“ / Kindertagesstätte „Villa Luna“ / Büroflächen / Apartments
Architekt: pinkarchitekten (LP 1-2), HLK + Partner (LP 3-8)
Nutzungsfläche: 13.778 m²
Baukosten: 23 Mio. €
Fertigstellung: 2023
Fotos: Laura Thiesbrummel, München, DE
Verarbeiter: BOSE Tischlerdesign, Drensteinfurt, DE
Hörmann Produkte: 2-schalige Stahlzargen mit Doppelfalz, 2-geteilte Stahlumfassungszargen
Schörghuber Produkte: Hotelzimmereingangstüren, T30 Brand-/Rauchschutztüren mit Schallschutz Rw 32 dB und Rw 37 dB