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Mit der Neubebauung des Marstallplatzes wurde nun die
letzte große, durch den zweiten Weltkrieg entstandene
Baulücke an der Münchener Maximilianstraße geschlos-
sen. Ein neuer Büro-, Geschäfts- und Kulturkomplex in
direkter Nachbarschaft zur Residenz und der Bayerischen
Staatsoper entstand.
Zurückzuführen ist das Bauvorhaben auf den im Jahr 2000
ausgeschriebenen Realisierungswettbewerb „Marstallplatz
Süd“, der zur Gestaltung des Platzes und der umgebenden
Freiräume aufgerufen hatte. Die Berliner Architekten
Gewers Kühn und Kühn hatten den 1. Preis gewonnen und
konnten nach einer Überarbeitungsphase den Zuschlag für
sich gewinnen. Die Freiraumplanung übernahm das eben-
falls in Berlin ansässige Büro ST raum a. Brandschutz-
abschnittstüren und T 30 Fassadentüren im Bereich der
Fluchtwege stammen von Hörmann.
Die städtebaulichen Planungen des Marstallplatzes und
der dazugehörigen Maximilianhöfe orientieren sich an der
Idee der kompakten und räumlich komplexen europäischen
Stadt: Die Urbanität soll nicht im Inneren eines Baukörpers,
sondern in neu geschaffenen Außenräumen und Platzsitu-
ationen zur Entfaltung kommen.
Tradition und Moderne
Die Neuordnung des Marstallplatzes wird von drei separa-
ten und individuellen Baukörpern bestimmt. Der Bürklein-
bau direkt an der Maximilianstraße ist als ein modernes
Laden- und Bürogebäude konzipiert. Zur als Prachtstraße
gestalteten Maximilianstraße hin bleibt seine historische
Fassade erhalten. In die Gebäudehülle ist auf der Rück-
seite ein modernes Büro- und Geschäftsgebäude wie eine
Schublade aus Glas eingeschoben. Der öffentliche Bereich
erstreckt sich über drei Ladengeschosse, darüber befinden
sich großzügig angelegte Büroflächen. Über den breiten
Durchgang in der Mitte des Bürkleinbaus gelangt der
Besucher in den neu gestalteten, zentral gelegenen Salpe-
terhof. Von hier aus sind die anderen zwei Gebäude des
Platzes direkt erreichbar.
Die Maximilianhöfe, ein im Grundriss nahezu quadratischer
Bau, liegen zwischen Marstallplatz und Marstallstraße und
geben dem Gebäudetrio seinen Namen. Der gläserne
Baukörper umschließt einen ruhigen, wie ein mediterraner
Patio begrünten Innenhof. Die historische Säulenhalle der
ehemaligen königlichen Hofreitschule wird als freigelegtes
archäologisches Fundstück in das sechsgeschossige
Bürogebäude integriert. Ein denkmalgeschütztes Kreuz-
gewölbe mit dorischen Tuffsteinsäulen und Kapitellen erin-
nert an das Ambiente malerischer Gassen italienischer
Städte. Beide Gebäude bilden gemeinsam mit der benach-
barten Staatsoper den Rahmen für das neue Probebühnen-
gebäude der Oper mit vier großen Sälen sowie Bibliotheks-
bereich, Werkstätten und Verwaltungsbereich.
Wie eine italienische Piazza
Leo von Klenze, Erbauer des königlichen Marstalls, hatte
bereits 1820 für den Marstallplatz das Bild einer italieni-
schen Piazza vor Augen. Gewers Kühn und Kühn griffen
diese Idee auf und entwickelten ein Gestaltungskonzept für
den Platz, dessen „überzeugende städtebauliche Grund-
disposition“ mit den „angenehm proportionierten Bau-
körpern und damit verbundenen Außenräumen“ von der
Wettbewerbs-Jury besonders gelobt wurde.
MAXIMILIANHÖFE AM MARSTALLPLATZ
Gewers Kühn und Kühn Architekten schufen eine Symbiose aus Alt und Neu:
Historische Elemente und zeitgenössische Glasarchitektur prägen den neu gestalte-
ten Marstallplatz an der Maximilianstraße in der Innenstadt Münchens. Umgeben von
den wichtigsten Kulturinstitutionen der Stadt, bietet er zudem die Möglichkeit, das
urbane Leben mit Veranstaltungen unter freiem Himmel zu bereichern.