Nie im Leben hat sich der ehemalige Chef der Verkehrs-
polizei von Nidwalden vorgestellt, dass seine das Protokoll
ergänzenden Fotografien von Unfallorten einmal in den
Olymp der Kunst gelangen. Entdeckt hat ihn 2001 Harald
Szeemann (1933–2005), der international bekannte Aus-
stellungsmacher Schweizer Herkunft, der die Arbeiten von
Arnold Odermatt für die 49. Biennale in Venedig auswählte.
Obwohl Autodidakt, fühlte sich Odermatt schon früh von
der Fotografie angezogen. Sein großes Vorbild war der
Magnum-Fotograf Werner Bischof, dem er während eines
Sicherheitseinsatzes während des Nehru-Besuchs in der
Schweiz sogar persönlich begegnete. Mit demselben spar-
tanischen Ausdruck, mit dem er seine Polizeiberichte ver-
fasste, drückte er auch auf den Auslöser. Dabei entstanden
durch und durch komponierte Bilder, die, obwohl drastisch
real, seltsam entrückt wirken. Deutlich zeigt sich der ihm
eigene Stil und sein handwerkliches Können in seiner
bekanntesten Werkreihe „Karambolage“, in der nicht sen-
sationslüstern die versehrten Opfer zu sehen sind, sondern
allein die Autowracks, die wie surreale Schrottskulpturen
in den Himmel ragen. Später kamen Menschen hinzu. Mit
seinen Kollegen fing er an, als in den 1960er-Jahren die
Kantonspolizei Nidwalden über Nachwuchsmangel klagte.
Odermatt setzte den Arbeitsalltag der Polizisten mit schnei-
digen Scharfschützen und Motorradakrobaten gezielt in
Szene, um für seinen Beruf zu werben. Aus diesen Fotos
entstand der Bildband „Im Dienst“, mit den bisweilen an-
rührend komischen Darstellungen von Polizeibeamten.
ARCHITEKTUR UND KUNST
Arnold Odermatt
32
Wolfenschiessen, 1969, Silbergelatineabzug auf Barytpapier (links)
Buochs, 1968, Silbergelatineabzug auf Barytpapier (rechts)
Stans, 1971, Lambda-Farbabzug (rechte Seite)
Das Copyright für alle drei Bilder liegt bei Urs Odermatt, Windisch, CH