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ARCHITEKTUR UND KUNST
WINTER/ HÖRBELT: „VERKEHRSWESEN – BASKET #6“
UND „MUSEUM MIT KISTEN“
Bei unserer Arbeit mit Getränkekisten – übrigens nie
mit Bierkisten, sondern mit Milch- oder Wasser-
kisten, die grundsätzlich nicht mit einem Reklame-
aufdruck versehen sein durften –, geht es uns um
die Materialeigenschaften der Plastikkisten und
deren künstlerisch-architektonische Anwendungs-
möglichkeiten. Und es geht darum, dass wir in unse-
rer Welt mit einer Vielzahl von mehr oder weniger
absurden Gegenständen umgeben sind, die es nahe
legen, sie als künstlerisches Ausgangsmaterial zu
verwenden und ihre Bedeutung zu transformieren.
Die von uns „Baskets“ genannten Metallgewebe-
bauten greifen einige Aspekte der „Kastenhäuser“
auf. Sie bieten aber auch andere Möglichkeiten der
Wahrnehmung, zum Beispiel die Rundumsicht
durch die Gitteröffnungen, die ein pixelartig geras-
tertes Bild der Außenwelt wiedergeben. Indem wir
die Gitter plastisch verformen, erreichen sie nach
dem Zusammenfügen eine enorme Stabilität, die es
ermöglicht sie als frei tragende Wände für mehr-
stöckige Gebäude zu verwenden.
Wir sind daran interessiert, auf Orte und Gegeben-
heiten formal und inhaltlich zu reagieren, ohne
alles, was von Seiten der Rezipienten geschehen
könnte, eindeutig zu definieren. In erster Linie zählt
für uns die künstlerische Energie einer Installation;
diese kann abstrahlen und womöglich Katalysator
für einen Bewusstwerdungsprozess sein. Unsere
Gebäude scheinen neben ihrem eher freundlichen
Anspruch, einen Ort der inneren Einkehr und der
Erholung bereitzustellen, ein gehöriges Maß an
Provokation zu beinhalten, wenn sie im so genann-
ten öffentlichen Raum ausgestellt werden.
Wolfgang Winter, Berthold Hörbelt
oben:
„Verkehrswesen – Basket #6,“ 2003
Städtische Galerie im Lenbachhaus,
München, 2003
Foto: Winter/Hörbelt
rechts:
„Museum mit Kisten“, 2003
Museum für Moderne Kunst,
Frankfurt/Main, 2004
Foto: Walter Vorjohann