![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0014.png)
Studienanfängern an der Bauhaus-Universität Weimar dürf-
te zumindest die räumliche Orientierung innerhalb der Stadt
leichtfallen: Ein Großteil der Universitätsstandorte liegt an
einer klaren städtischen Achse – angefangen mit dem
Internationalen Begegnungszentrum am südlichen Ende der
Belvederer Allee bis zu den Büro- und Laborgebäuden der
Fakultät Bauingenieurwesen weiter nordwestlich in der
Coudraystraße. Eine Ausnahme davon machte bis vor eini-
gen Jahren die Hauptbibliothek, die weit von dieser Achse
entfernt am Weimarplatz lag. Obendrein war nicht einmal
dort genug Platz für den gesamten Buch -und Medien-
bestand, der daher in verschiedenen Archiven über die
Stadt hinweg verteilt war. Um die Bibliothek stärker ins
Zentrum der Universität zu rücken und ihre Bestände an
einem Standort zusammenzuführen, hatte die Universität
den Bau eines neuen Bibliotheksgebäudes beschlossen.
Als Baugrundstück bot sich das Gelände einer ehemaligen
Brauerei im Stadtzentrum an. Der heutige Neubau gliedert
das große Areal durch seine V-Form in eine Abfolge von
Plätzen und Innenhöfen, die durch Treppen und Fußwege
miteinander verknüpft sind. Die Architekten bezeichnen den
Neubau deshalb auch als „Passstück in der gewachsenen
Stadt“. Der schmalere Flügel des Neubaus formt zusammen
mit den bestehenden Gebäuden auf der Ostseite des Blocks
einen kleinen, introvertierten Innenhof. In diesem Gebäude-
teil sind die Büro- und Verwaltungsräume der Bibliothek
untergebracht. Im größeren Westtrakt liegen die eigentliche
Bibliothek und ein großer Hörsaal. Städtebaulich und archi-
tektonisch orientiert sich dieser Flügel zu einem offenen,
städtischen Platz im Zentrum des Blocks. Von hier aus
betrachtet sollte der dreigeschossige Körper nach Vorstel-
lung der Architekten wie ein überdimensionales Bücherre-
gal aussehen: Der Riegel wird in Vertikalrichtung von einem
massiven „Band“ aus Beton umhüllt – wie der Rahmen
eines Regals – und öffnet sich auf seiner Längsseite über
eine großzügige Glasfassade zum Platz hin. Die durch die
Glasfassade hindurch sichtbaren Geschossebenen bilden
die „Regalböden“, während die darauf stehenden Regal-
reihen aus der Ferne wie Bücher erscheinen, die in das
Regal eingestellt sind. Die geschlossenen Fassadenpartien
sollen dagegen an die verputzten historischen Fachwerk-
bauten der Umgebung erinnern: Ihre monolithischen Beton-
oberflächen wurden durch Schleifen und Spachteln so
nachbearbeitet, dass die lebendige Struktur des Betons
sichtbar bleibt und die Fassadenflächen den Charakter
einer gespannten Haut erzeugen.
Bei der Innenraumgestaltung ist – entsprechend der ver-
schiedenartigen Nutzung – eine unterschiedliche Behand-
lung der beiden Gebäudeteile zu beobachten. Im Verwal-
tungstrakt und einem zentralen Foyer wurden die Mate-
rialien ganz minimalistisch auf rohen Estrich, gestrichenen
Beton und wenige farbige Beschichtungen beschränkt.
Anders die Bibliothek: In Anlehnung an das neue Studien-
zentrum der weltberühmten Weimarer Anna-Amalia-
Bibliothek, das als hölzener Korpus in einen massiven
Baukörper eingestellt ist, wurde das Innere der Bibliothek
sowie der Hörsaal im Untergeschoss des Westtrakts voll-
ständig mit Eichenholz ausgekleidet. Bei aller unterschiedli-
cher Materialität sind in allen Gebäudebereichen licht-
durchflutete Räume und wohltuende Offenheit zu finden –
dafür sorgt der hohe Anteil an Glasflächen sowohl im
Innenraum als auch an der Fassade.
Bibliotheks- und Hörsaalgebäude der Bauhaus-Universität Weimar
Die Bibliotheksbestände der Bauhaus-Universität Weimar können durch einen Neubau
von meck architekten und Stephan Köppel endlich an einem zentralen Ort präsentiert
werden. Der geradlinige, zweiflügelige Baukörper hat darüber hinaus auch einen star-
ken städtebaulichen Effekt: Er gliedert das ehemalige Brauerei-Areal in eine Abfolge
übersichtlicher, kleinteiliger Plätze.
14