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Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde das
Gelände des heutigen Campus Berlin-Buch als Zentral-
friedhof angelegt, aber nie als solcher genutzt. Die üppige
Baumlandschaft von damals prägt noch immer den heuti-
gen Wissenschaftspark. Einzelne Gebäude schimmern
zwischen den Stämmen hindurch, Kunstwerke säumen die
Wege. Ein angenehmes Ambiente herrscht hier – das
architektonische Durcheinander lässt sich auf den ersten
Blick nur erahnen.
Im Osten stehen unstrukturiert angeordnete Klinikbauten
aus den 30er-Jahren, im Westen ungetüme Forschungsge-
bäude aus den 70er-Jahren, die jegliche Proportion zu den
Nachbarbauten vermissen lassen. Dazwischen gruppieren
sich etliche Neubauten aus den vergangenen 15 Jahren.
Das Gelände gleicht einem Flickenteppich – ihm fehlt es
sowohl an einem städtebaulichen Konzept als auch an
einer architektonischen Linie. Auch die Architektur des
Laborgebäudes für medizinische Genomforschung folgt
eigenen Regeln. Das Gebäude steht am Ende einer Haupt-
verkehrsachse und schmiegt sich an den ihn umgebenden
Waldsaum. Die leicht geschwungene, aber nahezu sym-
metrische Form des Gebäudes ist nur an der nördlichen
„Ecke“ etwas stärker ausgebildet. So kommt der dort gele-
gene Haupteingang – wenn auch nicht allzu deutlich – zur
Geltung. Zudem erhält der Eingangsbereich mit seiner
skulpturalen, gewendelten Freitreppe aus Stahl angemes-
senen Raum.
Anders als es die geschwungene Fassade auf den ersten
Blick vermuten lässt, ist das Innenleben des Gebäudes
sehr klar strukturiert. Das Zentrum und den Großteil des
Gebäudes nimmt ein schwerer, massiver fünfstöckiger
Betonkern ein, der den äußeren Teil des Gebäudes um ein
Geschoss überragt. In ihm sind die Labore untergebracht.
Lufträume trennen den Kubus an der Eingangsseite vom
umgebenden Mantel und lassen den Kern als eigenständi-
ges Volumen wirken. Im Luftraum sorgen scheinbar
schwebende, kugelförmige Leuchten für Licht. In den
Obergeschossen führen lediglich einige Stege ins Innere
des Laborkomplexes. Durch rote Türen gelangt man in den
Kern. Ebenfalls komplett in Rot gehaltene Flure führen ent-
lang der Laborräume durch den Komplex. Die streng
orthogonalen Grundrisse der Labore ergeben einen Drei-
bund, in dem die Räume äußerst kompakt angeordnet sind.
Kurze Wege erleichtern die Kommunikation der Forscher
untereinander.
In den Stirnseiten des leichten, den Kern umgebenden,
viergeschossigen Mantels befinden sich Büroräume –
ursprünglich als Großraumbüros geplant, nun aber auf
Wunsch der Bauherren in einzelne Zellen gegliedert.
Raumhohe, schuppenartig angeordnete Glaspaneele bil-
den die Fassade. In den Rücksprüngen zwischen diesen
feststehenden Fenstern sind schmale Lüftungsschlitze ein-
gelassen. Sie können nach Bedarf geöffnet werden. Die
Längsseiten des Mantels verengen sich zum Kern hin zu
Fluchtbalkonen. Hier musste aus Kostengründen und zum
Leidwesen der Architekten auf die vertikal strukturierte
Fassade verzichtet werden. Stattdessen schiebt sich die
Lochfassade des Laborkerns in den Vordergrund. Das ist
bedauerlich, denn durch die unterbrochene Fassade
drängt sich fälschlicherweise der Eindruck auf, die Glas-
fassaden an den Querseiten seien nur aufgestecktes
Blendwerk statt schützende Hülle.
Laborgebäude für medizinische Genomforschung in Berlin-Buch
Mit einem gemeinschaftlichen Laborgebäude wollten das Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie ver-
schiedene Forschungszweige beider Institutionen zusammenführen und vom jeweils
anderen profitieren. Das Laborgebäude des Büros Staab Architekten schafft die
Voraussetzung hierfür und setzt überdies einen Akzent im teilweise recht biederen
Campus Berlin-Buch.
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