Background Image
Previous Page  26 / 35 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26 / 35 Next Page
Page Background

Platzmangel ist eine wohl unvermeidliche Konsequenz,

wenn an Schulen die derzeit immer lauter werdende

Forderung nach ganztägiger Betreuung von Kindern und

Jugendlichen umgesetzt wird – schließlich sollte eine sol-

che Schule nicht nur Bildungsstätte, sondern vielmehr

„Lebensraum“ mit attraktiven Freizeitangeboten sein. Auch

die staatliche Regelschule „Parkschule” und die Wieland-

Grundschule im Stadtzentrum Weimars hatten mit Platz-

problemen zu kämpfen, denn die beiden benachbarten

Schulen bieten jeweils ein ganztägiges, offenes Angebot

an Hausaufgabenbetreuung, Verpflegung, Sport-, Musik-

und sonstigen Freizeitaktivitäten. Im Zuge einer umfassen-

den Sanierung wurde das historische Gebäudeensemble

aus dem 19. Jahrhundert deshalb durch einen Erweiter-

ungsbau ergänzt, der das Raumangebot für beide Schulen

deutlich verbessert – sowohl durch einen regulären ober-

irdischen Baukörper als auch durch die Verlagerung eines

Teils des Raumprogramms unter die Erde.

Der überirdisch sichtbare Neubau sollte sich nach Vor-

stellung des Architekten in Volumen, Position und Gestal-

tung möglichst zurückhaltend gegenüber dem historischen

Bestand zeigen. Als schlichter, kompakter Riegel schließt

er – in gleicher Breite und Höhe wie der Bestand – an

einen Seitenflügel der Wielandschule an und verlängert

diesen linear nach Nordwesten hin. Städtebaulich erhielt

der Innenhof zwischen Park- und Wielandschule damit

eine stärkere räumliche Einfassung. Hinsichtlich der

Fassadenfarbe korrespondiert der verputzte Massivbau

mit den Erdtönen des Bestandsgebäudes. Doch nicht nur

die Form und die Farbe des dreigeschossigen Neubaus,

auch die Proportionen und die Anordnung seiner Fassa-

denöffnungen orientieren sich am Bestand: Großforma-

tige, flächenbündig eingesetzte Metallrahmenfenster, die

streng horizontal angeordnet sind, führen die klare Fas-

sadengeometrie des bestehenden Gebäudes auch im

Neubau fort. Durch einen gebäudehoch verglasten Ver-

bindungssteg grenzen sich Alt- und Neubau dennoch

optisch deutlich voneinander ab.

Die Flure des Altbaus wurden im Neubau geradlinig fort-

gesetzt, sodass der Übergang zwischen den beiden

Gebäudeteilen über den Verbindungssteg niveaugleich

und ohne Umwege vonstatten geht. In den beiden

Obergeschossen des Neubaus liegen mehrere zusätzliche

Klassenzimmer sowie Sanitäranlagen für die Grundschule.

Im Erdgeschoss befinden sich ein neuer Speisesaal mit

angrenzender Hortküche, eine Bibliothek und ein Raum für

die Horterzieher.

Ganz anders wurde dagegen mit der benötigten Turnhalle

verfahren. Das Schulgrundstück gehört zu einem gesamt-

städtischen Grünraum und sollte daher weder in seiner

Funktion als Frischluftschneise noch optisch durch allzu

große Bauvolumen beeinträchtigt werden. Ferdinand

Heide verlegte die geplante Sporthalle deshalb schlicht-

weg unter die Erde. Die damit verbundenen zusätzlichen

Kosten wurden durch die Tatsache relativiert, dass der

vorhandene Baugrund ohnehin nicht tragfähig war und

eine reguläre Halle eine aufwändige Pfahlgründung erfor-

derlich gemacht hätte. Erschlossen wird die zweigeschos-

sige Sporthalle über die Eingangshalle des angrenzenden

oberirdischen Baukörpers, während die natürliche Belich-

tung sowie Belüftung durch große Oberlichtbänder an der

Hallendecke gewährleistet wird.

Park- und Wieland-Schule in Weimar

Ein kompakter Neubau hat das Raumangebot zweier Schulbauten aus dem 19. Jahr-

hundert im Zentrum Weimars um ein Vielfaches erweitert. Wie viel Raum zusätzlich

geschaffen wurde, erschließt sich jedoch nicht auf den ersten Blick, denn einen

Großteil der neuen Flächen hat Architekt Ferdinand Heide im wahrsten Sinne des

Wortes versteckt.

26