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ARCHITEKTUR UND KUNST:
TILO SCHULZ
Die neuen Arbeiten von Tilo Schulz entwerfen ein brisan-
tes Wechselspiel zwischen Werken bildender Kunst, der
basisgebenden Architektur und dem Kunsthandwerk.
In der Einzelausstellung „Formschön“ in der Galerie für
Zeitgenössische Kunst in Leipzig inszenierte Schulz
Grenzgänge zwischen allen gestalterischen Gattungen
und zeigte seine einzigartige Kompetenz bei der Überset-
zung hochkomplexer, theorie- wie politikgesättigter
Diskurse in eine anschauliche und sich leicht
erschließende formale Sprache.
Im Fokus seiner Arbeiten steht die physische Erlebbarkeit
der Skulpturen und Installationen. Die Ausstellungen sind
kein begehbarer Text, sondern setzen nachhaltig auf die
„Aktivierung der Beziehung von Betrachter und Betrach-
tetem“, auf das Hineinziehen des Besuchers in eine
„Interpretationszone von Form und Inhalt“ (Tilo Schulz).
Ein Vorhang aus 64.000 Holzkugeln in zwei unterschiedli-
chen Brauntönen, die den Schriftzug COLD WAR ergeben,
versperrt als 4 x 4 m großer Raum-im-Raum den Durch-
gang. Die Trennung wird als Übergang, die Grenze als
Raum mit Potenzial definiert. Das Ganze mit dem durch-
aus kritisierbaren Mittel der Ästhetisierung von Politik.
Tilo Schulz bewegt sich mit absoluter Präzision auf den
Schnittstellen der Gattungsgrenzen. Diese Grenzen wer-
den von ihm nicht nivelliert, sondern präzisiert, ihre jewei-
lige Spezifik und ihre jeweiligen Differenzen aktiviert und
übersetzt. In diesem Sinne ist Schulz einer der wenigen
„Interface-Agents“ im gegenwärtigen Kulturbetrieb, dem
das Inszenierungs- und Interpretationsspiel zwischen
Kunst, Architektur und Design gelingt. Seine Arbeiten
öffnen neue Räume!
Jörg van den Berg
(Columbus Art Foundation, Ravensburg)
oben:
„Die Kunst ist abstrakt geworden“,
2007
Glasbausteine, MDF
200 x 900 x 450 cm
Courtesy: Dogenhaus Galerie
Leipzig
Foto: Uwe Walter, Berlin
rechts:
Cold War, 2007
64.000 Holzkugeln, Seile,
Laufeinrichtung
400 x 400 cm
Courtesy: Dogenhaus Galerie
Leipzig
Foto: Uwe Walter, Berlin