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Zersiedelung, Leerstände im innerstädtischen Bereich,
soziale Segregation – um der drohenden Suburbanisierung
und deren Folgen entgegen zu wirken, rief die Stadt Leipzig
2001 das „Selbstnutzer-Programm” ins Leben. Hiermit soll
vor allem die private Eigentumsbildung in denkmalgeschütz-
ten Altbauten sowie in neuen Stadthäusern in der Innen-
stadt gestärkt werden. Wesentlicher Unterscheidungspunkt
zu anderen Bauprogrammen ist die Art der Durchführung:
die Bauherren organisieren die Bauprojekte weitgehend
selbstständig bei gänzlichem Verzicht auf einen Bauträger
oder der Reduzierung seiner Aufgaben. Gefördert werden
die Bauprojekte nicht, das Programm setzt vielmehr auf
Beratung, Gruppenmoderation, Marketing und Netzwerk-
bildung. Die Bilanz des bisher Erreichten kann sich sehen
lassen: In einem Umkreis von maximal 4 Kilometern um das
Stadtzentrum wurden rund 100 Stadthäuser errichet; für
etwa 50 weitere Häuser liegen Entwürfe vor.
Zu den bereits realisierten Projekten zählen auch die Stadt-
häuser in der Leipziger Shakespearestraße. Fünf junge
Familien hatten sich zu der Bauherrengruppe „GbR-
Shakespearestraße” zusammengeschlossen und das
Architekturbüro Grunwald & Partner mit der Planung und
Realisierung der Neubauten in der gründerzeitlich gepräg-
ten Südvorstadt beauftragt. Ein viergeschossiges Vorder-
haus sowie ein zweigeschossiges Gartenhaus bilden den
ersten Abschnitt einer Bebauung, die eine vorhandene
Baulücke schließen soll. Entsprechend eines Fluchtlinien-
plans aus dem Jahr 1905, der eine geschlossene Bauweise
vorgibt, nimmt der Neubau die historischen Baufluchten
auf. Mit einem Zwischenbaukörper und einer Durchfahrt
schließt er an die Nachbarhäuser aus der Gründerzeit an.
Das klare, fast strenge Fassadenraster der Wohnhäuser
wird durch ein Wechselspiel von Fensterflächen und Holz-
elementen aus Lärchenholz aufgelockert. Auf den ersten
Blick scheint sich der Neubau deutlich von seiner Um-
gebung abzuheben. Die Baukörper mit ihrer markanten
Fassade nehmen jedoch durchaus Bezug auf ihre histori-
sche Umgebung: neben der Gebäudestellung sind auch die
vertikale Gliederung der Fassade, die Ausbildung eines
Sockelgeschosses sowie die sandsteinfarbenen Putz-
flächen an die Nachbarbebauung angelehnt.
Die zwei Vorderhäuser werden durch ein einfaches,
offenes Treppenhaus voneinander getrennt. Dieser, von der
Bebauungsgrenze zurückspringende Treppenraum bildet
eine Gebäudefuge, in der sich auch der Eingang befindet.
Im Innern der zwei viergeschossigen Vorderhäuser liegen
je zwei geräumige Maisonette-Wohnungen von 120 bis 170
Quadratmeter Größe übereinander. Wichtige Entwurfs-
entscheidungen, wie zum Beispiel die Raumaufteilung, wur-
den zum Teil von den Bewohnern selbst getroffen. Während
den unteren Wohnungen ebenerdige Terrassen zugeordnet
sind, erhielten die oberen Wohnungen großzügige Dach-
terrassen im 3. Obergeschoss. Der rückwärtige Garten ist
für alle Bewohner zugänglich und dient als Gemeinschafts-
fläche. Hier, im hinteren Teil des Grundstücks, liegen das
frei stehende Gartenhaus, das die Proportionen des Vorder-
hauses leicht variiert, und das „Heizhaus”, das mit seiner
Erdwärmeanlage die Fußbodenheizungen aller fünf
Wohnungen versorgt.
In Zukunft sollen zwei weitere Stadthäuser in gleicher
Manier die Baulücke vollkommen schließen. Interessierte
Eigentümer sind bereits gefunden.
Stadthäuser in Leipzig
Moderate Bodenpreise und neue Freiraumqualitäten machen Eigentümern das Bauen in
Leipzigs Innenstadt wieder schmackhaft. Unterstützt werden die privaten Bauherren
dabei vom Leipziger „Selbstnutzer-Programm”. In dessen Rahmen errichtete das
Architekturbüro Grunwald & Partner zwei neue Stadthäuser in der Leipziger Süd-
vorstadt, die mit geräumigen Wohnungen, Balkonen, Terrassen und Grünflächen eine
Alternative zum Eigenheim am Stadtrand bieten.
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