![Show Menu](styles/mobile-menu.png)
![Page Background](./../common/page-substrates/page0024.png)
Als hätte der Architekt beim Bau des Bürogebäudes ADA1
bewusst ein nichtfarbiges Zeichen setzen wollen gegen die
quirlige Buntheit des unmittelbar angrenzenden Stadtteils
St. Georg, im Zentrum der Hamburger City. Amtshilfe be-
kam er allerdings vom Senat der Hansestadt, der traditionell
darauf achtet, dass alle vom Ufer der Binnen- und Außen-
alster sichtbaren Gebäude möglichst in hellen Tönen gehal-
ten werden. Der Berliner Architekt J. Mayer H. schätzt
Konventionen, besonders dann, wenn er sie unterlaufen
kann. Die unmittelbare Nähe zur Alster inspirierte ihn, in
seiner Architektur einen Bezug zum Wasser herzustellen.
Statt der üblichen Schiffsmotive bringt er die Fassade des
neuen Bürohauses an der Straße „An der Alster“ (mit der
Nummer 1 – daher die Abkürzung ADA1) regelrecht zum
„fließen“. Die dreiseitig umlaufenden, geschosshohen
Fensterbänder werden in regelmäßigen Abständen immer
wieder von ovalen Öffnungen unterbrochen. Mal treten sie
hervor, mal sind sie zurückgesetzt, oder sie liegen bündig in
den sie umgebenden hellen Putzfassadenstreifen. Diese
auffälligen Merkmale bezeichnet der Architekt selbst als
„schwimmende Augen“, die über die weite Wasserfläche
der Außenalster schauen. In den Büroetagen betonen sie
oft besondere Nutzungen, wie Direktorenzimmer oder
Konferenzräume.
Die Fassade ist als Klimafassade geplant. An der Innenseite
liegt eine thermisch getrennte Verglasung, außen eine hin-
terlüftete Einfachverglasung. Diese Konstruktion filtert opti-
mal den starken Lärm der sich kreuzenden Hauptverkehrs-
achsen vor dem Haus und bietet gleichzeitig Raum für einen
vom Wetter unabhängigen Sonnenschutz. In den Sommer-
monaten ist eine Nachtluftspülung möglich.
Der rechteckige, längliche Baukörper bildet den nördlichen
Abschluss eines innerstädtischen Blockrandes mit ausrei-
chender Abstandsfläche zum Straßenraum. Dadurch be-
kommt er eine exponierte Stellung als Kopfbau, die durch
den großzügig angelegten Vorplatz zusätzlich betont wird.
Der Ankommende schreitet förmlich auf das senkrecht auf-
ragende „Eingangsauge“ zu, betritt eine wohlproportionier-
te, zweigeschossige und strahlend weiße Halle – die beiden
gläsernen Fahrstühle rechts und links der Treppenanlage
vor sich. Wer gerne Treppen steigt, zaudert nicht lange.
Höchst selten werden in Bürohäusern Fahrstuhl und Treppe
so gleichwertig inszeniert. Ein lichtgrauer Belag aus kleinen
runden Mosaiksteinchen bedeckt die Stufen, die wiederum
ein schlichtes, weißes Stabgeländer begleiten. Raffiniert
ist seine Anordnung senkrecht zur Wange, die je nach
Blickwinkel zu überraschenden interferenzähnlichen Über-
lagerungen führt. Die zentrale Empfangshalle ermöglicht
eine hohe Flexibilität in der Vermietung, sowohl in den
Bürogrößen als auch in der internen Aufteilung. Der über-
wiegende Teil des Hauses ist von einer Werbeagentur
belegt, die ihren Arbeitsräumen gleich zu Beginn einen
eigenen Stempel aufgedrückt hat, der in überzeugender
Konsequenz das Gesamtkonzept der fließenden Bewegung
unterstützt. Einzig der feste Kern in der Mitte unterbricht
den Zweibund aus durchgängig verglasten Zellenbüros.
In den Konferenzräumen und in der Lobby fallen die ausge-
wählt schlichten Möbel auf, die zum Teil speziell angefertigt
wurden. Nichts Überflüssiges stört den klaren Raumein-
druck, der durch das Farbkonzept aus Lichtgrau, Graugrün
und Weiß zusätzlich geadelt wird. Gut zu wissen, dass sich
Kreative diesen strengen Regeln ganz gern mal entziehen.
Bürogebäude in Hamburg
Ob Hafen oder Alster, die Hansestadt bietet an vielen Standorten Aussichten, die von
der Arbeit am Schreibtisch ablenken. Aber nicht alle Bürogebäude in bevorzugter
Lage sind in ihrem Gesamtkonzept so durchgängig wie das ADA1 am südöstlichen
Ufer der Außenalster. Das auffällige Retrodesign der Fassade mit den abgerundeten
Ecken wird im Inneren konsequent bis zum Mobiliar fortgeführt.
24