Background Image
Previous Page  32 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 32 / 36 Next Page
Page Background

32

Als Allegorie geografischer und sozialer Einsamkeit

erzählt die Serie „Organized Freedom“ von Einsiedlern

im Norden Finnlands, von den Orten ihres kargen Lebens

im rauen Alltag. Diese zur Kunstform stilisierten doku-

mentarischen Aufnahmen haben den finnischen Foto-

grafen Esko Männikkö in den 90er-Jahren international

bekannt gemacht. Am Anfang waren es ausschließlich

Porträts gescheiterter Existenzen, deren Intimität er mit

seiner Kamera enthüllte. Später nahm er sich auch die

verlassenen Häuser im Norden seiner Heimat vor. Sicht-

lich heruntergekommene und scheinbar schon seit

Jahren nicht mehr bewohnte Innenräume mit nutzlos

gewordenen Gegenständen wie abgewetzten Sesseln,

lädierten Stühlen und vergessenem Kinderspielzeug

ziehen den Betrachter in den Bann. Mit Vorliebe steckt

er seine Werke in alte Bilderrahmen, die zuvor andere

Künstler benutzt haben und die er auf seinen langen

Streifzügen durch die Wildnis findet. Mit seinen Bildern

dokumentiert er gleichzeitig auch ein Stück finnische

Geschichte. Immer mehr Finnen wollen der Einsamkeit

des Landes entfliehen und wandern in die Zentren ab.

Vielen seiner Landsleute ist Männikkö nicht bekannt.

Das verwundert auch nicht, denn der Künstler lebt

zurückgezogen im Norden seiner Heimat. Atelier und

Wohnung zugleich ist ein altes, aufgegebenens Schul-

haus in der Nähe der Stadt Oulu, gut 200 Kilometer

südlich des Polarkreises, das ihm genug Platz zum

Leben und Arbeiten lässt. „Nie habe ich daran ge-

dacht, diese Gegend zu verlassen.“ Esko Männikkö ist

Autodidakt, er hat nie eine akademische oder prakti-

sche Ausbildung genossen.

Drei dokumentarische Fotografien

aus der Serie „Organized Freedom“.

ARCHITEKTUR UND KUNST

ESKO MÄNNIKKÖ: ORGANIZED FREEDOM