Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  32 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 32 / 36 Next Page
Page Background

ARCHITEKTUR UND KUNST

RALPH FLECK: STADTBILDER

Ob Fleck nun eine Knoblauchzwiebel, ein Gebirgsmassiv

oder ein Bücherregal malt, ist offenbar zweitrangig, und

doch bedarf es dieser gegenständlichen Vergewisse-

rung, ja möglicherweise eines sinnlichen Reizes, um los-

zulegen. Alles Weitere ist Dienst am Bild, nicht am Sujet.

Längst sind die Grenzen zwischen abstrakten und figura-

tiven Hoheitsgebieten eingerissen – reizvoller zumindest

für die Malerei sind die Fragen: Wie abstrakt kann der

Farbauftrag sein, um immer noch ein realistisches Motiv

erkennen zu lassen? Und wie weit darf eine gegenständ-

liche Szene „ausformuliert“ sein, um der eigenmächtigen

Farbigkeit ihre Show nicht zu stehlen. Als geordnetes

Informel hat Fleck es einmal selbst beschrieben. Es mag

paradox erscheinen: Flecks auffallende Lust an Serien ist

allenfalls zufällig an Inhalte gebunden, gehört also nicht

zur Erinnerungskultur – der Betrachter mag dahinschmel-

zen vor einem seiner Amsterdam-Bilder, tatsächlich ist es

aber einerlei, ob auf der Leinwand die HollandMetropole

oder Paris zu erkennen ist. Es ist sogar so, dass die Frei-

luftmalerei nicht das Anliegen des Künstlers ist. Ralph

Fleck zieht Fotografien oder gar Postkarten als Vorlage

vor. Nein: Seine (nahezu foto-)realistisch sich verkleiden-

den Alpenmotive, Feld- und Flurbilder, Figurendarstellun-

gen, Landschaftsdarstellungen, Seestücke, Stadtansich-

ten und Stillleben lassen sich eher vergleichen mit der

Hardcore-Geometrie von Mondrian bis Stankowski,

deren serielle Kunst sich aus dem Umstand erklärt, dass

die reine, konkrete Variation von Form und Farbe unend-

lich viele Möglichkeiten bietet.

Landschaft 7/II 2008 200 x 300 cm (oben)

Av. Donostiarra 2002 200 x 200 cm (unten)

London 16/II 2009 200 x 200 cm (rechts)

32

Aus: Dr. Baumann, Günter: Das Faszinosum der Wiederholung,

art info Kunstmagazin, Sept./Okt. 2007.