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Das von der Stadt Ludwigsburg für die Schulsanierung be-

auftragte Büro agn stellte bereits in einem ersten Gutachten

fest, dass die veraltete Struktur des bestehenden Fachklas-

sentraktes, der bislang von beiden Schulen genutzt wurde,

keine wirtschaftliche Sanierung erlaubt. Eine schwierige

Fluchtwegsituation, ungeeignete Raumzuschnitte und zu

wenig Fläche waren nur ein paar der Hindernisse, mit denen

sich die Planer beim Bestandsgebäude auseinandersetzen

mussten. Um kostspielige Kompromisslösungen zu vermei-

den und eine auf heutige Anforderungen zugeschnittene

Lösung entwickeln zu können, wurde die Schule um einen

Neubau erweitert und gleichzeitig die denkmalgeschützte

Feuersee-Turnhalle zu einer Mensa umgebaut.

Der dreigeschossige Neubau steht südlich des Stadtbads

auf dem Gelände des ehemaligen Feuersees. Dunkelgrau

verputzt und mit extensiv begrüntem Flachdach, schließt der

winkelförmige Stahlbetonbau an die eingeschossige Feuer-

seehalle aus dem Jahre 1910 an. Trotz des Kontrastes zu

deren steilem Walmdach und der hellen, historischen Putz-

fassade fügen sich Alt- und Neubau zu einem ausgegliche-

nen, u-förmigen Ensemble, in dessen Mitte ein geschützter

Pausenhof entstanden ist. Der Raum in der Fuge zwischen

den Gebäuden dient als Haupteingang und gemeinsames

Foyer. Entlang des Pausenhofs verlaufen im Neubau die

raumhoch verglasten Erschließungsflure, die jeweils in

einem Treppenhaus münden. Die barrierefreie Erschließung

gewährleistet ein Aufzug am Knotenpunkt beider Riegel.

Ein großer Vorteil des Neubaus war die Möglichkeit der

Verhältnisoptimierung zwischen Verkehrs- und Nutzflächen:

Die Klassenräume wurden im Vergleich zum bestehenden

Gebäude größer, die Trennwand zu den Fluren nimmt als

Einbauelemente Schränke, Garderoben und Waschbecken

auf. Durch ein geschicktes Einrücken der Türen in die tren-

nende Schrankzone sind die Flure besser nutzbar. Um sie

jedoch nicht zu einer reinen Verkehrsfläche verkommen zu

lassen, sind die zum Hof gelegenen Heizkörper und Fenster-

bänke als Sitzgelegenheiten angelegt. Der in der Möblie-

rung sichtbare hohe Anspruch an die Gestaltung gilt auch

anderen Aspekten, wie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltig-

keit. So wurde zum Beispiel bei der Auswahl der Materia-

lien sehr auf Dauerhaftigkeit und Reinigungsfreundlichkeit

der Oberflächen geachtet, um Wartungs- und Betriebs-

kosten zu senken: In den Fluren sind die Sichtbeton- und

Werksteinflächen gegen Graffiti lasiert, die Klassenzimmer

haben widerstandsfähige Linoleumbodenbeläge.

Der Strenge der Räume steht ein starkes Farbkonzept

gegenüber. Kräftige Töne in verschiedenen Nuancen von

Blau bis Türkis setzen in der Pfosten-Riegel-Verglasung

der Flure punktuelle Akzente, ebenso in den Türnischen,

im Farbspektrum der Linoleumböden der Klassenzimmer

sowie in der Bestuhlung und Wandvertäfelung der Mensa.

Mit der Errichtung der Mensa wurde dem Wunsch der

Stadt Rechnung getragen, eine qualifizierte, ganztägige

Betreuung zu bieten. 4000 Schüler von sieben Schulen des

„Schulcampus Innenstadt“ essen hier täglich zu Mittag.

Darüber hinaus stehen zusätzlich ruhige Arbeitsräume zur

ganztägigen Nutzung zur Verfügung. Die Mensa mit ihrer

mobilen Bühne wird von den Bewohnern der Stadt Lud-

wigsburg häufig als Ort für kulturelle Veranstaltungen ge-

nutzt. Dunkles Stäbchenparkett zu weißen Wänden und

eine Bestuhlung in den Akzentfarben Blau bis Türkis bieten

den dazu passenden Rahmen.

Gymnasiumserweiterung in Ludwigsburg

In den letzten Jahren hat sich bei öffentlichen Gebäuden ein hoher Sanierungsbedarf

angestaut, der besonders die Architektur der 60er- und 70er-Jahre betrifft. Vor allem

bei Schulgebäuden aus dieser Zeit ist noch ein hohes Einsparpotenzial vorhanden.

Dennoch gibt es Fälle, in denen sich ein Neubau als günstiger erweist, wie das

Beispiel des Fachklassentraktes des Friedrich-Schiller- und des Mörike-Gymnasiums

in Ludwigsburg zeigt.

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