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Seit 1918 unterhalten die Brüder des Ordens der Oblaten

des heiligen Franz von Sales nicht nur ein Kloster im nord-

rhein-westpfälischen Jülich-Barmen, sondern auch eine

Schule. Nicht verwunderlich, denn neben der Aufgabe

Leben, Lehre, Werk und Spiritualität ihres Namensgebers zu

verbreiten, sehen die Sales-Oblaten einen wichtigen Auf-

trag in Schule und Erziehung. Im Laufe der Jahre entstand

deshalb das Bildungszentrum „Haus Overbach”, zu dem,

neben Schule und Kloster, ein staatlich anerkanntes Gym-

nasium, eine Jugendbildungsstätte mit Schwerpunkt Musik

und ein Internat zählen. Doch dabei sollte es nicht bleiben:

Im Jahr 2006 fand ein Ideenwettbewerb für ein Jugend- und

Bildungszentrum für Wissenschaftskommunikation und

Innovation statt, den das Aachener Büro Hahn Helten mit

seinem Entwurf für sich entschied.

Trotz der anfangs unklaren Finanzierung werden nun seit

Sommer 2009 junge, begabte Menschen aus Europa ge-

meinsam mit Jugendlichen aus afrikanischen und ostasiati-

schen Ländern im sogenannten Science College in den Na-

turwissenschaften, Mathematik, Informatik und Technik un-

terrichtet und gefördert. Durch die Kooperation von Schule,

Hochschule, Wirtschaft und Wissenschaft ist es außerdem

möglich, den aktuellen wissenschaftlichen Stand in die Bil-

dungsstätte zu bringen.

Als Solitär steht das College im Hof des heute u-förmigen,

ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäudetrakts auf dem

Oblaten-Areal, mit weitem Blick in ein südlich angrenzendes

Landschaftsschutzgebiet. Durch sein schlichtes Äußeres fügt

sich das Science College in den historischen Bestand ein und

bildet zusammen mit den Gebäuden des ehemaligen Bauern-

hofs und dem neuen Gästehaus einen großzügigen Campus.

Ein überdachter Eingangsbereich führt durch einen Windfang

direkt ins Zentrum des konzentrischen Baukörpers. Hier be-

findet sich das Forum, ein Raum für Begegnung und Kommu-

nikation, der auch für Ausstellungen, Konzerte und Vorträge

mit bis zu 150 Sitzplätzen genutzt werden kann. Eine raffinier-

te Lichtlösung bilden die zusätzlich auf dem Dach angebrach-

ten Heliostaten, die als „Lichtbrunnen“ das Tageslicht ins

Innere leiten. Die Klassenräume schrauben sich ähnlich einer

Helix rund um das Forum bis zum höchsten Punkt empor:

Ausgehend von den Biologie- und Chemieräumen, über die

Lernstation, das Schülerlabor und die PC-Arbeitsplätze bis

hin zu den Räumen für Physik und Astronomie gelangt man

schließlich auf eine Dachterrasse, von der aus die jungen

Nachwuchswissenschaftler den astronomischen Himmel er-

kunden können. Auch die Haupterschließungswege folgen

der spiralförmigen Bewegung um das Forum. Zusammen mit

den offen gestalteten Klassenräumen entstehen so vielfältige

Blickbeziehungen. Ein Aufzug ermöglicht die behindertenge-

rechte Erschließung des als „Drei-Liter-Schule“ geplanten

Science College. Mit seinem Energiekonzept setzt es nicht

nur Maßstäbe in Sachen energieeffizientem Bauen, sondern

wird in den nächsten zwei Jahren zusätzlich einem wissen-

schaftlichen Monitoring unterzogen, dem bereits verschiede-

ne Tests vorausgingen. So wird das College selbst zum

Forschungsobjekt.

In unmittelbarer Nähe des Bildungszentrums entstand ein

Gästehaus für 12 Schüler, das als Fortsetzung des östlichen

Gebäudeflügels die historischen Maße der bestehenden An-

lage aufnimmt. Auf zwei Etagen sind drei Doppel- und sechs

Einzelzimmer sowie ein nach Süden orientierter Wohnbereich

mit Küche untergebracht.

Science College in Jülich

„Nur wer fest auf dem Boden steht, kann nach den Sternen greifen.“ – Ein Spruch,

der kaum irgendwo besser passt, als bei dem von Hahn Helten Architekten in Jülich-

Barmen geplanten Science College. Hier erhalten junge Menschen eine solide

Ausbildung in verschiedenen Wissenschaften, wie beispielsweise Biologie, Physik,

Chemie und nicht zuletzt der Astronomie.

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