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Das gerade mal knapp 15.000 Einwohner zählende Städt-

chen Neckargemünd, westlich von Heidelberg gelegen,

verfügt für seine Größe über ein breit gefächertes Schul-

angebot. Das neue Schulzentrum am Alten Postweg bindet,

wie zuvor auch, die Realschule und das Gymnasium in einer

baulichen Anlage zusammen. Das Stadtzentrum ist geprägt

durch die Topografie des Neckartals, in dem sich die Hänge

bis hinunter zum Fluss ziehen. Für das zentral gelegene

Schulgrundstück hatte das zur Folge, dass die beiden paral-

lel angeordneten Riegel im rückwärtigen Teil in den Hang

eingeschnitten werden mussten, während die sie verbin-

dende Querspange mit dem Erdgeschoss schon auf dem

tieferen Niveau der Straße „An der Münzenbach“ liegt.

Daraus ergaben sich ideale Bedingungen für die Erschlie-

ßung. Die nach Schulart getrennten Haupteingänge emp-

fangen den Ankommenden mit großzügiger Geste. Dazwi-

schen behauptet sich die Aula, die so konzipiert ist, dass

sie grundsätzlich auch außerschulischen Veranstaltungen

offen steht. Entlang des geschwungenen Fassadenverlaufs

bietet sich innen wie außen genügend Raum, um dem

gesamten Schulzentrum ein repräsentatives Entree zu ver-

leihen. Der eigentliche Schulbetrieb beginnt im ersten

Obergeschoss, wo sich die Klassenräume von Gymnasium

und Realschule begegnen. Von hier erreichen die Schüler

auch den Pausenhof. Da die u-förmige Anlage dem na-

türlichen Verlauf des Geländes folgt, ist der Campus ein

Geschoss höher als die Eingangsebene angelegt. Der weit-

läufige Schulhof bietet mit seinen Terrassen und dem einge-

schnittenen Atrium attraktive Freiflächen für den Pausen-

aufenthalt, zum Sport und für den Unterricht im Freien. Am

südlichen Ende schließt auf demselben Niveau die Sport-

halle an. Über den energetischen Anspruch hinaus zeigt

sich in der gemeinsamen Nutzung von Aula, Schulhof und

Sporthalle ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil.

Nach außen zeigt sich der Stahlskelettbau als klassische

Lochfassade, die mit farbigen, hinterlüfteten Platten verklei-

det ist – mit Ausnahme der Eingänge, die als Pfosten-

Riegelkonstruktion ausgeführt sind.

Der zukunftsweisende Energiestandard stellte extreme An-

forderungen an die Architektur, vor allem aber an die Bau-

ausführung. Der hohe Wärmestandard der Gebäudehülle

musste auf alle Fälle erreicht werden. Es durften so gut wie

keine Wärmebrücken entstehen, um die Luftdichtigkeit des

Hauses zu gewährleisten. Dazu kam der Einbau einer kon-

trollierten Be- und Entlüftungsanlage. Erst wenn diese Be-

dingungen fehlerfrei erfüllt sind, lassen sich die Wärme-

verluste aus Transmissions- und Lüftungswärmebedarf so

minimieren, dass eine separate Heizung nicht erforderlich

wird. Dennoch ist für extreme Wetterlagen vorgesorgt. Für

den gesamten Schulkomplex reichen dafür schon zwei Holz-

pelletskessel aus, in Kombination mit Geothermie. Durch die

hocheffiziente Wärmerückgewinnung werden auch die

Wärmegewinne passiver Energiequellen aus dem Gebäu-

deinnern genutzt, die sowohl durch Menschen und Geräte

als auch durch Sonneneinstrahlung entstehen. Über die

rein regenerative Wärmeversorgung hinaus trägt die

Lüftungsanlage entscheidend zur Verbesserung der Raum-

luft durch CO

2

-Minimierung bei. Zusätzlich sorgen knapp

1000 Quadratmeter Photovoltaikanlage auf den begrünten

Dächern für eine Reduzierung des CO

2

-Ausstoßes. Ener-

gieeinsparung und Komfortverbesserung gehen in diesem

Schulgebäude Hand in Hand.

Schulzentrum in Neckargemünd

Im Frühsommer 2003 zerstörte ein Feuer das Schulzentrum in Neckargemünd so stark,

dass sich die Gemeinde zum Abriss des nicht mehr funktionstüchtigen Gebäudekom-

plexes entschloss. 2005 folgte dann der Wettbewerb für den Neubau. Die Situation bot

die Chance, ein konsequent nachhaltiges Schulkonzept zu entwickeln, das drei Jahre

später zur Realisierung der größten Schule Deutschlands in Passivhausstandard führte.

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