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In einem tradtionellen Schweizer Dorf im Ski- und Wan-

dergebiet Mostelberg fand ein junges Paar ein neues

Zuhause. Der 1100 Meter über dem Meeresspiegel gele-

gene Ort ermöglicht eine faszinierende Sicht auf die

umliegende Berglandschaft und den etwas weiter ent-

fernten Aegrisee. Obwohl das Grundstück in einer leich-

ten Senke liegt, wollten die Bauherren auf den grandiosen

Ausblick nicht verzichten. Die jungen Zürcher Architekten

erinnerten sich ihrer Kindheitstage. Was tat man, wenn

die Körpergröße noch nicht ausreichte, um aus dem

Fenster zu schauen? Man stellte sich auf die Zehenspit-

zen und wenn das nicht reichte, nahm man einen Hocker

zu Hilfe. Nichts anderes passierte mit dem Haus. Diethelm

und Spillmann setzten einen massiv gebauten Sockel in

die Senke, der Garage und Abstellräume aufnimmt. Da

die regionale Bauordnung nur eine Zweigeschossigkeit

zulässt, musste das gesamte Wohnprogramm auf eine

Ebene verteilt werden. Dies führte zwangsläufig zu seitli-

chen Auskragungen, was wiederum die Entwurfsidee

deutlich hervorhebt.

Wer heute baut, plant nicht ohne die größtmögliche

Energieeinsparung zu erzielen. Erreicht werden sollte

mindestens der Passivhausstandard. Die angewendete

Mischbauweise aus massiven, vor Ort hergestellten

Bauteilen und vorgefertigten Holzelementen vereint dies-

bezüglich die Vorteile beider Materialien. Boden- und

Deckenplatte aus Beton sowie die Zwischenwände aus

Kalksandstein schaffen reichlich Speichermasse. Gleich-

zeitig kann die hochgedämmte Holzkonstruktion statisch

genutzt werden. Die 42 Zentimeter dicken Dachelemente

ermöglichen die stützenfreie Überbrückung des zehn

Meter breiten Wohnraumes. Ein weiteres Plus in der

Energiebilanz bildet die konsequente Trennung von be-

heizten und unbeheizten Raumzonen. Das Treppenhaus

ist nach außen verlegt, ebenso hat der Sockel keine

direkte Verbindung zum Obergeschoss. Das Dach selbst

ist vollflächig mit Photovoltaik- und Solarthermieelemen-

ten belegt und wird dazu führen, dass der Energieeintrag

größer sein wird als der Verbrauch, was in Richtung

Plusenergiehaus geht. Erschlossen wird das Haus über

eine introvertierte Terrasse im Nordosten. Ein Arbeits-/

Gästezimmer und der für sich abgeschlossene Schlaf-

bereich mit Ankleide und Bad liegen auf derselben Ebene.

Der schmale Flur führt über eine interne Treppe nach

oben in den die gesamte Hausbreite einnehmenden Wohn-

bereich, in dem ohne Sichtbarrieren gekocht, gegessen

und gelebt wird. Das horizontal in die geneigte Fassade

eingelegte Fensterband wirkt von innen wie ein gewalti-

ges Panoramalandschaftsbild, das die Bewohner nun

auch im Sitzen genießen können. Der über vier Meter

hohe Raum mit leicht ansteigender Decke erlaubt noch

eine kleine Galerie, die zum Spielen oder als Rückzugs-

bereich genutzt werden kann. Silbrig gestrichener Putz

mit leicht sichtbaren Spuren der Verarbeitung ergänzt

sich gut mit der überwiegend aus hellem Lärchenholz

bestehenden Wand- und Deckenverkleidung, die nahtlos

in den Holzfußboden übergeht. Im Kontrast dazu bestimmt

außen eine dunkel lackierte Vertäfelung die Fassade der

wie mit einem Hut überstülpten, fast dreigeschossigen

Gebäudeskulptur, die sich aus baurechtlichen Gründen

auch ducken muss, um sich an die Höhe der Nachbar-

häuser aus den 70er-Jahren anzupassen.

Einfamilienhaus in Mostelberg, Schweiz

Zwei Parameter bestimmten den Entwurf des Einfamilienhauses in den Schweizer

Bergen: die beeindruckende Fernsicht und das Erreichen des Passivhausstandards.

Den Zürcher Architekten Diethelm und Spillmann gelang, beides mit einer geschick-

ten Idee und einer exakten Vorplanung in einer anspruchsvollen Architektur zu ver-

einen, die sich ganz und gar den Materialien aus der Umgebung verpflichtet fühlt.

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