Background Image
Previous Page  14 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14 / 36 Next Page
Page Background

Um die Luft- und Raumfahrtgeschichte angemessen zu prä-

sentieren, haben sich die Architekten für einen Hangar als

Gebäudetypus entschieden, der die historischen Flugzeuge

in ihrem „natürlichen Umfeld“ zeigt. Eine Stahlskelettkons-

truktion trägt das auskragende Hallendach. Transluzente

Polycarbonatplatten bilden die Außenhülle und prägen –

gemeinsam mit dem geschwungenen Eingangsportal – die

charakteristische Erscheinung des Museumsbaus. Die ge-

bäudehohen Platten segmentieren die Wölbung der Fas-

sade. Mit einer zusätzlichen Punktrasterbeschichtung auf

der Südseite wird der notwendige Sonnenschutz erzielt. Im

Inneren bewirkt die wabenartige Struktur des Materials

eine gleichmäßige, diffuse Belichtung. Von der milchig

schimmernden Oberfläche, die zwar lichtdurchlässig, aber

nicht durchsichtig ist, setzen sich die transparenten Fenster-

und Türöffnungen kontrastreich ab. Mit ihren breiten Pro-

filen wirken sie wie Bilderrahmen, die ausgewählte Aus-

schnitte der Umgebung inszenieren und in den Raum hin-

eintragen. Nach Sonnenuntergang leuchtet das Museum

mit der wandelbaren Lichtinstallation des Künstlers James

Turrell weit in die Landschaft hinaus.

Der Rundgang beginnt in der eingestellten „Museumsbox“.

Anhand von 400 Kleinexponaten, Modellen und Original-

filmen werden 80 Jahre Flugzeugbau des Unternehmens

Dornier in zeitgeschichtlichen Zusammenhängen aufbereitet

und die Biografie Claude Dorniers erzählt. Weltweites

Aufsehen erregte das Flugboot „Do X“, das 1930 als erstes

Großraumflugzeug den Atlantik überquerte. Sein zehnmona-

tiger Jungfernflug führte von Berlin über Afrika und Süd-

amerika nach New York, wo im August 1931 die Landung auf

dem Hudson River von flugbegeisterten Zuschauern gefeiert

wurde. Die Atlantiküberquerung wird bis 24. Mai 2012 in

einer Sonderausstellung thematisiert und stellt den Airbus

380 in Kontext mit der „Do X“.

Besonderen Wert haben die Architekten auf das Energie-

konzept gelegt: In der Bodenplatte des Hangars ist zur Raum-

temperierung ein Flächenheiz- und Kühlsystem integriert.

Zuluftöffnungen im Wand-Bodenanschluss entlang der Nord-

und Südfassade, sowie Abluftöffnungen im Dach, regulieren

die natürliche Lüftung der Halle. Auch eine effiziente Nutzung

der Umweltenergien am Standort ist vorgesehen. Ein Geo-

thermiefeld mit 81 Erdwärmesonden unterhalb des Gebäudes

minimiert die mechanische Kälteerzeugung im Sommer. So

werden die CO

2

-Emissionen, verglichen mit herkömmlichen

Anlagen, auf die Hälfte reduziert.

Während in der Haupthalle des Museums die historischen

Originalflugzeuge und Modelle bestaunt werden, hört man

draußen die heulenden Triebwerke der startenden und lan-

denden Düsenjets. Spätestens dann wird den Besuchern

klar, dass die Vergangenheit nahtlos in der Gegenwart ange-

kommen ist. Zu den zahlreichen kulturellen Veranstaltungen

und Events, die das Museum anbieten will, ist die Anreise

selbstverständlich auch per Flugzeug möglich. Wer mit dem

eigenen Jet einfliegen möchte, findet die Anflugskoordina-

ten auf der Internetseite des Museums. Insgeheim wird Frie-

drichshafen jetzt schon „Stadt der Lüfte“ genannt.

Als Hommage an den großen Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier, hat sein Sohn

Silvius den Bau des Dornier Museums in Friedrichshafen initiiert, das im Jahr 2009

von den Münchner Architekten Allmann Sattler Wappner realisiert wurde. Direkt

am Flughafen gelegen, bereichert das Museum die Stadt am Bodensee mit einem

neuen, kulturellen Anziehungspunkt.

DORNIER MUSEUM FRIEDRICHSHAFEN

14