Background Image
Previous Page  24 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 36 Next Page
Page Background

Die Errichtung des

Sportausbildungszentrums Mülimatt

stellt nicht nur für die nordschweizerische Stadt Brugg

und ihre Sportvereine eine Bereicherung dar, sie ist darüber

hinaus ein wichtiger Baustein für den bereits in der Pla-

nung befindlichen Campus der Wirtschaftsfakultät der

Fachhochschule Nordwestschweiz.

Eingebettet in die hügelige Landschaft des Aargaus –

zwischen alten Bäumen, dem Fluss Aare und einem Bahn-

damm –, wurde die Halle auf einer bis dato unbebauten

Auwiese errichtet. Ein Ort, der die ruhige Klarheit des mar-

kanten Hallentragwerks unterstreicht und seine – ohnehin

eindrucksvolle – Außenwirkung noch verstärkt.

Eine imposante, 182 Meter lange Spannbandbrücke ver-

bindet die Halle mit der gegenüberliegenden Flussseite

und schafft eine geschickte räumliche Verknüpfung mit

den dort bereits bestehenden Sportanlagen. Dies half den

Architekten des Studios Vacchini, in diesem als Land-

schaftsschutzgebiet ausgewiesenen Bereich auf große

Parkplatzflächen zu verzichten und somit die Bodenver-

siegelung möglichst gering zu halten.

Von der Brücke – einer reinen Fuß- und Radverbindung –

kommend, erreichen die Besucher den Eingangs- und

Foyerbereich des 8.800 m² großen Sportzentrums. Von

hier aus führt der Weg ebenerdig zu den Umkleideräumen,

kleinen Turnsälen und Seminarräumen, während man über

die zentral angeordnete Erschließungszone die beiden

großen Dreifeldturnhallen und die außen anschließenden

Sportanlage im Geschoss darüber erreicht.

Diese räumliche Trennung der Funktionen ist auf den Ge-

ländeversprung, der durch die Hanglage des Geländes

zum Fluss hin gebildet wird, zurückzuführen.

Umschlossen werden die Nutzungen durch das bereits

erwähnte Betonfaltwerk, das Dach und Tragkonstruktion

zugleich ist. Nur an ihren Stirnseiten öffnet sich die

Struktur komplett und ermöglicht dadurch eine natürliche

Belichtung der Dreifeldsporthallen. Die 15 Meter hohe

Konstruktion überspannt die Halle 55 Meter in der Breite

und sorgt mit ihrem gleichmäßigen Rhythmus für ein homo-

genes und ruhiges Gesamtbild entlang der beiden Längs-

seiten. Insgesamt besteht das Hallendach aus 27 vorge-

fertigten Rahmenelementen mit konstanter Querschnitts-

höhe, die sich wiederum aus zwei unterschiedlich hohen

Stielen und je einem Tragelement zusammensetzen.

Für den Architekten Livio Vacchini waren die elementaren

Vorgänge des Bauens, der Akt des Grabens und die Über-

wölbung der Landschaft ausschlaggebend für seine

Gestaltung. Eine Haltung, die das Dach zum entwurfs-

bestimmenden Element werden ließ, einem Element das

aus dem Boden emporwächst und das Gebäude zu den

Seiten und nach oben hin abschließt. Die Fertigstellung

des Sportkomplexes hat Vacchini, dessen Entwürfe sich

seit seiner Zeit als Mitglied der „Tendenza“ formal mehr

und mehr radikalisierten, nicht mehr erlebt – er starb kurz

nach Baubeginn im Jahre 2007. Die Vollendung des Bau-

werks und die Fortführung seines architektonischen Ver-

mächtnisses übernahm seine Tochter, Eloisa Vacchini.

24

Formale Klarheit und schlichte Eleganz. Mit dem Sportausbildungszentrum Mülimatt

im schweizerischen Brugg verdichtete der italienische Architekt Livio Vacchini einen

dialektischen Entwurfsprozess zu einem monumentalen Raum. An diesem besonderen

Ort zeigt sich, dass Beharrlichkeit und gestalterische Überzeugungskraft eine schein-

bar profane Bauaufgabe in spektakuläre Architektur verwandeln können.

SPORTAUSBILDUNGSZENTRUM IN BRUGG