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In das Innere
eines Bergmassivs dringt jeder, der einen der
vielen Alpentunnel durchquert. Die schützende Hülle eines
Fahrzeugs aber erlaubt nur eine distanzierte Wahrnehmung
dessen, was ein Berg in seinem Bauch verborgen hält.
Kaum vorstellbar, dass Menschen daraus Lebensraum re-
krutieren. Das Gotthardmassiv ist ein Ort der Sagen und
Mythen, der Legenden und des nationalen Selbstverständ-
nisses. Er gilt gleichzeitig als Symbol für den Aufbruch in
die Moderne, für technischen Fortschritt und Ingenieurbau-
kunst, mit deren Hilfe die Eidgenossen sich ihn für zivile
und militärische Zwecke zu eigen gemacht haben. Die be-
eindruckenden Stollen und Felskavernen auf dem Gotthard-
pass aus Zeiten kriegerischer Bedrohungen sind jetzt wie-
der für Besichtigungen offen. Dass dies möglich wurde,
ist der Fondazione Sasso San Gottardo zu verdanken, einer
ungewöhnlichen Partnerschaft aus privater Wirtschaft und
öffentlicher Hand. Es sind die vier Gotthardkantone Uri,
Tessin, Wallis und Graubünden, die mit ihrer Initiative die
Region zu einem zusammenhängenden Lebens- und Wirt-
schaftsraum entwickeln wollen. Was würde sich besser
eignen als ein Ort, wo sich Natur und Technik so unmittel-
bar begegnen, um eine „Arena der Wissenschaften“ einzu-
richten. In fünf Räumen der historischen Festung Sasso da
Pigna werden die Themen Wasser, Klima, Mobilität und
Lebensraum, Energie und Sicherheit erlebnisreich inze-
niert. Die Inhalte wurden in Zusammen-arbeit mit Wissen-
schaftlern entwickelt und orientieren sich an Erkennt-
nissen aus der aktuellen Forschung. Es ist Holzer Kobler
Architekturen gelungen, die Herausforderungen im Um-
gang mit unseren Ressourcen atmosphärisch zu themati-
sieren. Ihre Gestaltung entsteht stets aus dem Anspruch,
für eine bestimmte Aufgabe und einen spezifischen Ort
eine Lösung zu finden, die Altes, Gegenwärtiges und
Künftiges mit einbezieht und neu interpretiert. Das trifft
auch für die zweite Ausstellung zu, den denkmalgeschütz-
ten Teil der Festung, die auf extrem realistische Weise
Zeugnis ablegt vom früheren Artilleriewerk aus dem Zwei-
ten Weltkrieg. Es wird der Öffentlichkeit zum ersten Mal
zugänglich gemacht und zeigt schonungslos die Hinter-
gründe des Baus und den Alltag in der Festung. Verbunden
durch einen Stollen unterscheiden sich die beiden Be-
reiche in Gestaltung und Funktion stark voneinander. Für
das beauftragte Architekturbüro war diese Aufteilung hilf-
reich. So blieben in der historischen Festung die Zeugen
aus der Geschichte in ihrer ursprünglichen Form erhalten,
während sich die Architekten bei der szenografischen
Realisierung der Themenwelt konsequent dem Zukunfts-
gedanken widmen konnten. Themenwelt und historische
Festung erstrecken sich über fast zwei Kilometer Länge in
einem weitverzweigten Gängesystem auf 2.106 Metern
über dem Meeresspiegel. Für die Bauarbeiten wie für den
Aufbau der Ausstellung bedeutete dies, unter engsten
Verhältnissen und kaum zumutbaren klimatischen Be-
dingungen zu arbeiten. Je tiefer der Besucher in den Berg
vordringt, desto stärker wird ihm die Besonderheit dieses
Ortes bewusst - eine Ausstellung, die unter die Haut geht.
Ausstellungen zu konzipieren gehört zu einem der vielen Gestaltungsbereiche in der
Architektur. Diese Aufgabe in einem Bergmassiv auf über 2.000 Meter Höhe zu erfüllen
ist eine besondere Herausforderung. Holzer Kobler Architekturen aus Zürich realisier-
ten unter extremen Bedingungen in weitverzweigten Stollen und Kavernen auf der
Gotthard-Passhöhe die wissenschaftliche Erlebniswelt „Arena der Gegenwart“.
„ARENA DER GEGENWART“ AUF DEM GOTTHARDPASS
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