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SCHÖRGHUBER

Umgeben von Gebäuden aus den 1960er-Jahren sorgt in der Kleinstadt Speicher ein

neu errichtetes Wohnhaus für Aufsehen. Rainer Roth entwarf dieses Domizil für ein

Bauherrenpaar, dass gerne ungewöhnlich lebt: Asymmetrische Grundrisse, ein in drei

Teile gegliederter Baukörper, der sich um einen luftigen Innenhof gruppiert, und die

schwarz lasierte Lärchenholzfassade machen das Gebäude zu etwas Besonderem.

Wohnhaus in Speicher

Es sind diese magischen Momente, in denen man ein

Gebäude betritt und sofort von dessen Raumwirkung ein-

genommen wird. Vor dem inneren Auge des Betrachters

entstehen die Bilder eines eigenen Hauses, das – viel-

leicht ganz anders konzipiert – einen ebenso prägnanten

Eindruck hinterlässt. So erging es auch den Bauherren eines

Einfamilienhauses in Speicher. Sie schauten sich zum Tag

der Architektur ein Projekt des Architekten Rainer Roth an.

Zwar hatten sie gerade erst ein Haus gekauft, doch rundum

zufrieden waren sie mit ihrem Erwerb nicht. Es brauchte nicht

lange, bis der Gedanke an einen eigenen Neubau reifte. Bis

er umgesetzt werden sollte, vergingen zwar einige Jahre,

doch dann wurde es konkret: Eine Zusammenarbeit mit Rainer

Roth lag auf der Hand – die Planungen begannen. Zentrales

Anliegen der Bauherren war die Wahrung ihrer Privatsphäre

bei gleichzeitig maximaler Offenheit des Gebäudes. Das

dazu passende Grundstück fanden sie am Rande der

Kleinstadt Speicher in der Eifel. Die Umgebung ist geprägt

von Einfamilienhäusern aus den 1960er-Jahren, die in über-

wiegend großzügigen Gärten stehen. Doch anstatt das Weiß

der angrenzenden Gebäude aufzunehmen, wünschten sich

die Bauherren ein schwarzes Haus. Rainer Roth griff diese

Idee auf und orientierte sich auch bei der Kubatur nicht an

der Nachbarschaft. Er löste den Baukörper in drei asymmet-

rische Teile mit unterschiedlich ausgerichteten Pultdächern

auf und platziert sie um einen nach Westen offenen Patio. Die

vorgehängte, hinterlüftete Fassade besteht aus schmalen,

schwarz gestrichenen, sägerauen Lärchenholzbrettern. Deren

Farbe bestimmt auch die anderen Elemente der Fassade

wie die Eingangstür, die Fensterrahmen und das Garagen-

Sectionaltor – alles schwarz. Selbst das Dach wurde mit

anthrazitfarbenen Ziegeln gedeckt. Über einen schmalen

Zugang zwischen der alleinstehenden Garage und dem zent-

ralen Wohngebäude gelangen die Bewohner in den vor Wind

und neugierigen Blicken geschützten Innenhof. Auf dem Weg

dorthin kommen sie am Eingang zum Gebäude vorbei, der

durch einen kleinen Windfang in den Wohnraum führt. Der

Wohn- und Essbereich sowie die Küche sind offen gestal-

tet. Lediglich ein freistehender Stahlkamin trennt Sofa und

Esstisch räumlich voneinander. Über eine steile Treppe aus

Sichtbeton erreichen die Bewohner eine Galerie, von der aus

sich sowohl das Gäste- als auch das Arbeitszimmer erreichen

lassen. Ein kurzer Flur führt zur dritten Kubatur. Neben einem

Haushaltsraum befinden sich hier das Schlafzimmer, die

Ankleide sowie das Bad. Beide Gebäudeteile sind über groß-

flächige Fenster mit dem Innenhof verbunden. Er ist zentraler

Bestandteil des Konzepts: Wann immer möglich, soll sich das

Leben hier draußen abspielen. Selbst bei Regen wollen die

Bauherren dem Plätschern im kleinen, in den holzbeplank-

ten Boden eingelassenen Wasserbecken lauschen können.

Optisch nicht zum Ensemble gehört das im hinteren Teil des

Nutzgartens gelegene Atelier des Bauherren, der als passio-

nierter Metallbauer auch einige der Leuchten und Einbauten

im Haus selbst entworfen und konstruiert hat. Zusammen

mit seiner Frau lasierte er auch die 450 Quadratmeter

Lärchenholzbretter und brachte sie eigenhändig an.