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SCHÖRGHUBER
Rund 40 Kilometer südwestlich von Zürich im Kanton
Luzern liegt die kleine Gemeinde Aesch. Zwar ist der
Ort nicht der einzige in der Schweiz, der diesen Namen
trägt, doch zweifelsohne hat er die beste Lage: Fernab
der Hauptverkehrsadern ruht Aesch an seicht abfallen-
den Hängen am Hallwilersee – umgeben von bunten
Mischwäldern und großflächigen Streuobstwiesen. Ideal
für jene, denen der Trubel der Großstadt nicht zusagt und
die die Ruhe auf dem Land zu schätzen wissen. Seit den
1970er-Jahren steigt die Einwohnerzahl stetig. Heute leben
bereits über 1000 Menschen hier. Zwei davon haben sich
nun von den Luzerner Architekten Graber und Steiger ein
neues Wohnhaus entwerfen lassen. Das Grundstück könnte
schöner nicht sein: Außerhalb des Ortskerns gelegen bietet
sich hangabwärts ein weitschweifender Blick über die Felder
hinab nach Westen auf den See. Auf das leicht abfallende
Gelände reagieren die Architekten mit einem Gebäude, das
die maximale Breite des Grundstücks ausnutzt und dessen
Grundrisse als Splitlevel organisiert sind. Frontal von der
Straßenseite aus betrachtet gibt sich der Bau zunächst
extrem introvertiert: Die gesamte Fassade scheint geschlos-
sen. Feine Aluminiumprofile verkleiden die komplette
Gebäudelänge, die zunächst nicht zu erkennenden schmalen
Fenster der Nebenräume sowie die ins Gebäude integrierte
Garage, deren Kipptor ET 500 dadurch kaum erkennbar in
das Fassadenbild integriert ist. Lediglich der etwas aus der
Flucht verspringende Eingangsbereich dient als Hinweis,
dass von dieser Seite aus das Gebäude erschlossen wird.
Kaum offener präsentieren sich die beiden Schmalseiten des
Gebäudes. Zwar brechen hier zwei Lichtkeile die Fassade
auf, doch durch die in grauem Waschbeton ausgeführte
Oberfläche wirkt das Haus auch hier wie eine Trutzburg.
Allerdings wird nun durch die Vor- und Rücksprünge in der
Kubatur ersichtlich, wie das Innere organisiert ist. Die vierte
Fassade schließlich – es war zu erwarten – holt das nach,
was den anderen dreien verwehrt blieb. Sie öffnet sich über
ihre gesamte Breite mit bodentiefen Fenstern zum Garten
und sorgt für lichtdurchflutete Räume im Inneren. Schon
beim Betreten des Gebäudes erahnt der Besucher, wie
weitschweifend der Ausblick aus den Wohnräumen sein
wird, kann er doch über die Läufe der Treppe einen Blick
quer durch das Haus auf die dahinterliegende Landschaft
erhaschen. Abwärts führt die Treppe in den Wohnbereich mit
offener Küche und vorgelagerter Loggia. Schlafzimmer samt
großzügiger Terrasse, Ankleide und Bad befinden sich dage-
gen im oberen Geschoss. Im Gartengeschoss sind schließ-
lich neben einigen hangseitigen Kellerräumen ein Büro
sowie zwei Gästezimmer untergebracht. Im Gegensatz zur
rauen Außenhaut ist das Innere vorwiegend in hellen Tönen
gehalten. Die innengedämmten Wände sowie die Decken
wurden weiß verputzt, die Böden mit fugenlosem Anhydrith-
Estrich versehen. Der Entwurf in seiner ganzen Radikalität
hat den Architekten Graber und Steiger einen Eintrag in die
renommierte Liste der „Best Architects 14“ in der Kategorie
Wohnungsbau eingebracht. Es ist nicht das erste Mal, dass
sie in diesem Wettbewerb ausgezeichnet wurden.
Steinern und edel, zunächst aber verschlossen gibt sich das Wohnhaus, das die
Luzerner Architekten Graber und Steiger in Aesch am Hallwilersee erbauten. Wie ein
Filter scheinen die Profile aus Aluminium das Erdgeschoss zur Straßenseite gegen die
Außenwelt zu schützen. Und obwohl an drei der vier Seiten des Gebäudes kaum eine
Fensteröffnung zu sehen ist, gibt sich das Innere lichtdurchflutet und freundlich.
Einfamilienhaus in Aesch