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SCHÖRGHUBER

Historisch betrachtet orientierte sich Hamburg seit jeher

Richtung Alster und überließ wie so viele andere am Wasser

gelegene Städte das Ufer seines Flusses dem Hafen.

Mangelnder Hochwasserschutz und der sandige Boden des

Elbufers boten nicht die beste Voraussetzung für repräsen-

tative Bauprojekte; dass jemals Menschen in dieser Gegend

leben wollten, war lange Zeit unvorstellbar. Zwar gab es

immer wieder Pläne, die Stadt ans Wasser zu bringen, doch

konkret umgesetzt wurden sie erst mit der „Hafencity“.

Nicht wenige Hamburger betrachteten die Idee – oder

vielmehr deren Umsetzung – kritisch. Und doch entstanden

dort einige bemerkenswerte Gebäude wie zum Beispiel der

Marco-Polo-Tower von Behnisch Architekten. Konkurrenz

bekommt dieser Bau nun rund drei Kilometer flussabwärts

am Holzhafen in unmittelbarer Nähe zum Fischmarkt. Dort

entstand nach Plänen von ASTOC Architects and Planners in

Zusammenarbeit mit Kees Christiaanse ein Gebäudeensemble

aus zwei Bürobauten und einem 20-geschossigen Hochhaus

– dem „Kristall“. Er ist Teil der sogenannten „Perlenkette“,

einer Vision des ehemaligen Oberbaudirektors Egbert

Kossak, der sich Mitte der 1980er-Jahre für eine Revitali­

sierung der „Waterkant“ stark machte. Während die zwei

Bürogebäude moderne Interpretationen alter Speicher­

gebäude sind und durch ihre Fassade aus Backstein sogar

deren Materialität aufnehmen, lassen sich die Architekten

beim „Kristall“ von den facettenreichen Lichtspielen des

Elbwassers inspirieren. Nur wenige Meter entfernt von

der Kaimauer ruht das Gebäude auf einem mit schwarzen,

großformatigen Steinzeugplatten verkleideten, zweigeschos-

sigen Sockel. Zwischen Gebäude und Hafenbecken führt

ein holzbeplankter Fußweg entlang, der das urbane Flair des

Quartiers hervorheben soll. Rund 85 Meter ragt der Turm von

hier aus in die Höhe. Durch den unregelmäßigen Grundriss

sind stets mehrere Gebäudekanten und schräg versetze

Fassadenabschnitte zu sehen. Da die Oberfläche zu großen

Teilen aus Glas oder zumindest spiegelnden Blendelementen

besteht, ergeben sich durch Lichtreflexionen und Spiegel­

ungen jene changierenden Effekte, denen das Gebäude

seinen Namen verdankt. Hängen die unteren Geschosse

noch zusammen, teilt sich das Gebäude weiter oben in zwei

Teile – zusammengefasst nur durch den Erschließungskern.

Wer keine Treppen steigen möchte, kann einen der bei-

den filigranen Aufzüge nutzen, die an der Außenseite der

Fassade nach oben führen. Mit 2,5 Metern pro Sekunde

bringt Deutschlands höchster Außenfahrstuhl die Bewohner

zu ihren Appartements. 37 Eigentumswohnungen bietet der

„Kristall“, von 120 bis 360 Quadratmetern groß. In den unteren

Geschossen befinden sich jeweils drei davon, weiter oben

zwei. Ab dem 13. Geschoss erstrecken sich die Wohnungen

gar über zwei Geschosse. Für die exklusive Architektur und

den Ausbaustandard – es wurden ausschließlich hoch-

wertige Materialien wie hochwertige Feuerschutztüren

von Schörghuber mit Schall- und Rauchschutz und Sicher­

heitsausstattung aus Holz verwendet – zahlen die Eigentümer

einen hohen Preis: Das Penthouse zählt zu den teuersten

Wohnungen Hamburgs.

Nach wie vor gilt Hamburg städtebaulich als einer der momentan spannendsten

Spots weltweit. Obwohl ein großer Teil der „Hafencity“ rund um die Speicherstadt

bereits vollendet ist, visiert die Metropole mit dem „Sprung über die Elbe“ das nächste

Großprojekt an. Wie unscheinbar mutet dagegen das am Holzhafen ausgeschriebene

Baugebiet an, auf dem nun – unter anderem – das Hochhaus Kristall errichtet wurde.

Der Kristall von Hamburg