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Das Angebot an 5-Sterne-Hotels in Berlin ist groß, der Markt umkämpft. Allein mit

Luxus und vielfältigen Serviceangeboten gewinnen die Betreiber hier keine Kunden.

Individualität ist also auch in diesem Segment gefragt. Die Eigentümer des Hotels „Das

Stue“ haben diesen Aspekt aufgegriffen und ihn zum zentralen Thema ihres Konzepts

gemacht. Zahlreiche Details verweisen auf die Lage und Geschichte des Gebäudes.

Das Stue in Berlin

„Stue“ ist dänisch und heißt übersetzt: Wohnzimmer. Der

Name wirft Fragen auf: Warum trägt ein Hotel mitten in

Berlin einen dänischen Namen? Noch dazu, wenn das

Eigentümerkonsortium Familien aus Spanien, Andorra

und Panama sind. Es gibt gleich zwei Antworten. Zum

einen befindet sich das Hotel in der ehemaligen däni-

schen Botschaft, die Ende der 1930er-Jahre von Johann

Emil Schaudt errichtet wurde – bekannt vor allem durch

seinen Bau des KaDeWe. Noch offensichtlicher wird die

Namensgebung jedoch, wenn man sich das Konzept des

Hotels genauer ansieht. Es soll die alte Institution der

Salons wieder aufleben lassen, also Rückzugsräume bieten,

in denen der gestresste Gast entspannen kann, Kontakte

knüpft und sich amüsiert. Was sich nun nach konservativer

Herrenkultur anhört, wird dabei ins 21. Jahrhundert transfor-

miert. Dafür sorgt neben den vielen „öffentlichen“ Räumen

und diversen Kunstgegenständen – unter anderem stellt

einer der Eigner einen Teil der Werke von renommierten

Fotografen wie F.C. Gundlach aus – vor allem die Architektur.

In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege sanierte das

Potsdamer Büro Axthelm Architekten zunächst das imposan-

te, dynamisch geschwungene Gebäude mit seiner Fassade

aus Natursteinplatten. Herzstück des Altbaus ist die zent-

rale vollständig mit Travertin ausgekleidete Eingangshalle.

Hier begrüßt ein Krokodil mit weit aufgerissenem Maul

den Gast – kein lebendiges natürlich, sondern ein aus

Bronze gegossenes, effektvoll von einer Lichtinstallation

in Szene gesetzt. Dieses Kunstwerk ist nicht das einzige

dieser Art im Hotel: Überall verteilt finden sich Verweise

auf den direkt an das Hotel angrenzenden Berliner Zoo.

Vom Eingangsbereich aus kann der Gast das Gebäude in

seiner gesamten Tiefe durchblicken und am anderen Ende

mit etwas Glück sogar die Tiere des afrikanischen Geheges

ihres Weges ziehen sehen. Axthelm Architekten ergänzten

den Altbau zudem um ein Sockelgeschoss, aus dem sich

skulptural ein weiteres mehrgeschossiges Bauteil erhebt.

Verkleidet ist der Anbau mit 7 cm starken Fotobetonplatten,

deren ornamentales Muster nach historischem Vorbild ent-

worfen wurde. Auf der Rückseite des Gebäudes fällt außer-

dem das neu hinzugefügte Dachgeschoss des Altbaus auf,

das sich durch seine Materialität vom hier weiß verputzen

Bestand absetzt. Für die Gestaltung des Innenraums ist die

Designerin Patricia Urquiola verantwortlich. Sie setzt in den

öffentlichen Bereichen auf eine Mischung aus Retromöbeln

und einer Vielzahl an individuellen Designelementen. Frönt

die Spanierin hier noch ihrem Spieltrieb, präsentieren sich

die 80 Zimmer zeitlos elegant. Aufsehenerregend ist dage-

gen ihr Entwurf für das Fine Dining Restaurant „Cinco“

des Zwei-Sterne-Kochs Paco Perez. Hier kombiniert

Urquiola eine Vielzahl von Kupferkesseln mit Tom Dixons

Hängeleuchte „Copper Shade“ zu einer beeindruckenden

Deckeninstallation, unter der sich die Gäste unter anderem

ein 22-Gänge-Menü schmecken lassen können. Weitere

namhafte Experten ergänzen das Angebot des Stue: Till

Harter ist für den Barbetrieb verantwortlich, im Susanne-

Kaufmann-Spa können die Gäste entspannen.