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Lange Zeit waren Hotels einfach nur – Hotels. Seit einigen Jahren ist allerdings der

Trend zu hochklassigem Design und zu einer bis ins Extrem gehenden Individualität

zu erkennen. Der Grund: Auf einem immens gesättigten Markt zählen nicht mehr Luxus

und Name allein. Vielmehr ist es das Alleinstellungsmerkmal, das heute über Erfolg

und Misserfolg eines Hotels entscheidet.

Hotels

Über Eine (neue) Bauaufgabe

Hotels zählen zu den sogenannten „Betreiber“-Immobilien.

Gewöhnliche Immobilien werden von verschiedenen Mietern

auf unterschiedlichste Weise genutzt und erleben eine eher

hohe Fluktuation an Nutzern. Dagegen sind Hotels auf eine

spezielle Nutzung und in der Regel auf einen bestimmten

Betreiber zugeschnitten und werden entsprechend länger-

fristig vermietet. Um diesen „Maßanzug“ zu schneidern, ste-

hen also nicht nur Fragen rund um die (Innen-)Architektur im

Vordergrund. Es braucht ein umfassenderes Betriebskonzept

als beispielsweise bei gewöhnlichen Bürobauten. Als ein

essenzieller Faktor sollte dabei insbesondere der Umstand

berücksichtigt werden, dass das Nutzerprofil einem stetigen

Wandel unterworfen ist.

Vorbild Grandhotel

Hotels waren schon immer Treffpunkte, Orte des Vergnügens

sowie der Erholung. Das war schon so, als Schlafstätten

vornehmlich von Wirtshäusern angeboten wurden. Das blieb

so, als sich das Gewerbe „Hotel“ mit festen Postkutschen-

Streckenposten professionalisierte, und das verhielt sich

auch zur Blütezeit der klassischen „Grandhotels“ zu Beginn

des vergangenen Jahrhunderts so. Damals etablierte sich

auch das luxuriöse Resort-Hotel, in dem die Gewinner der

Industrialisierung das schöne Leben in vollen Zügen genos-

sen. Die reiselustigsten und wohlsituiertesten Gäste kamen

zu Beginn des 19. Jahrhunderts vornehmlich aus England.

Bevorzugte Ziele stellten die Côte D´Azur (Monte Carlo)

sowie die Berge in der Schweiz (St. Moritz) dar. Parallel dazu

entwickelten sich die Hotels in den Städten zu gesellschaftli-

chen Treffpunkten, an denen die Reichen und Mächtigen ihre

Geschäfte abwickelten und diese anschließend ausgiebig

begossen und sich selbst feierten. Dieser Typus sollte fortan

– auch bei den erschwinglicheren Herbergen – als erstre-

benswertes Vorbild gelten. Alle anderen Hotels versuchten

dagegen verzweifelt, zumindest „gemütlich“ zu wirken –

auch nicht besser. Vermutlich rührt daher der schlechte Ruf,

der Hotels in der Architektenschaft bis vor einigen Jahren

innewohnte.

Besinnung auf das Kerngeschäft

Lange Zeit waren Hotels für jede nur erdenkliche Art von

Gästen ausgelegt und mussten somit deren unterschied-

lichste Wünsche und Bedürfnisse – auch räumlich – erfüllen

können. 70 Jahre existierten eigentlich nur zwei Hoteltypen

nebeneinander: Urlaubshotels (meist in privater Hand) und

City-/Businesshotels (oft von internationalen Hotelketten

betrieben). Die Differenzierung erfolgte ausschließlich über

den Preis und das entsprechende Niveau des Angebots.