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Andreas Slominskis Arbeiten werfen Fragen auf. Zum Beispiel

ist dort eine leere weiße Wand zu sehen. Weiß, bis auf einen

Fleck. Erst durch den Namen „Pfaueneier“ wird dieser mit

Bedeutung aufgeladen. An anderer Stelle gibt es oberhalb

einiger Heuballen weitere Flecken. Näher ins Detail will man

gar nicht gehen, auch wenn einem der Name „Sperm of

Two Pilots“ die entsprechende Assoziation aufdrängt. Eine

Erklärung? Fehlanzeige. Der Betrachter wundert und fragt sich,

was wohl dahinterstecken könnte. In diesem Moment ist er

dem Künstler in die Falle getappt – in die Interpretationsfalle.

Mit „echten“ Fallen ist Slominski bekannt geworden. Er hat

einige entworfen. Teilweise sind es (nahezu) handelsübliche,

teilweise sind es komplette Eigenkonstruktionen. Auch eine

von Slominskis jüngsten Werkreihen nimmt darauf Bezug: Hier

arbeitet er mit Garagentoren. „Assholes Garage“ prangt auf

einer. Man sieht sie von innen. Ein weiteres Tor ist nicht derart

provokativ: Es hängt im Schulungs- und Ausstellungszentrum

von Hörmann und heißt wie die drei Inhaber. Wofür die drei

Türen stehen, liegt nahe. Slominskis Arbeiten sind hintergrün-

dig, erzählen Geschichten. Für den Betrachter sind sie jedoch

nur selten ersichtlich und bedürften der Aufklärung. So errich-

tete er im Londoner Hyde Park einen kleinen Skihügel, dessen

Piste direkt in die Serpentine Galerie führte. Dort entfernte er

das Wachs unter den Brettern der eintreffenden Skifahrer und

formte daraus eine Kerze. Zur Ausstellungseröffnung waren

Skifahrer und Hügel nicht mehr vorhanden – nur eben jene

unscheinbare Kerze. Das Wissen um den Prozess ist also

wichtig. Doch nur selten gönnt Slominski dem Betrachter die-

sen Einblick. Es reicht, wenn er weiß, dass es einen Prozess

gegeben haben muss. Die Abwesenheit der Aktion, die das

Werk hervorgebracht hat, sorgt für diese immense Spannung,

für die Slominskis Werke berühmt – und berüchtigt sind.

ARCHITEKTUR UND KUNST

ANDREAS SLOMINSKI

Tierfalle, 1986-88, Metall, Holz 16 cm x 6,5 cm x 7 cm

© Andreas Slominski / Produzentengalerie Hamburg, Foto: Peter Sander

Schneckenfalle, Bier, 1986, verschiedene Materialien h = 17 cm, Ø 6,5 cm

© Andreas Slominski / Produzentengalerie Hamburg, Foto: Peter Sander