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Teil des Projekts ist eine Wohnbebauung – entworfen von blauraum.

INITIALZÜNDER: AQUIS PLAZA IN AACHEN VON ECE PROJEKTMANAGEMENT

Von der Aachener Schmuddelecke zum

Boom-Quartier: Die neue Aquis Plaza von

ECE und blauraum Architekten wurde zur

städtebaulichen Initialzündung für die

Aufwertung eines ganzen Viertels. Der

professionell konzipierte Konsum funktio-

niert hier als Treiber eines urbanistischen

Prozesses.

Jede Stadt hat ihre Schmuddelecke. Jene Mischung aus

heruntergekommener Gründerzeitbebauung, dauerhaft

provisorisch gefüllten Weltkriegsbaulücken und Sexshops

mit unklarer Zukunftsperspektive. Im Idealfall wird die-

ser preiswerte Kiez von einer lokalen Kreativ-Subkultur

entdeckt. Dann entwickelt sich hier (mit einer kurzen

Zwischenphase, in der Ateliers, Werkstätten und Studios

dominieren) das nächste „In“-Viertel mit jener besonders

begehrten Mischung aus Wohnungen für gut situierte,

akademisch gebildete Besserverdiener und authenti-

schem Gewerbe- und Laden-Multikulti, das als malerischer

Hintergrund von Immobilienmaklern so geschätzt wird.

Wenn es dagegen dumm läuft, dann rutscht die innerstädti-

sche Schmuddelecke immer tiefer ab. Dann ist sie zwar so

arm wie Berlin, aber will partout nicht so sexy werden, wie

es Wowereit weiland beschrieb.

Initialzündung

In solchen Fällen atmen die Stadtväter und -mütter dann

hörbar auf, wenn sich ein solventer Investor findet, der

zuerst die oftmals verzwickten Eigentümerstrukturen berei-

nigt und anschließend das tut, was zuvor oft jahrzehnte-

lang versäumt wurde. In Aachen war es die Hamburger

ECE gemeinsam mit dem Projektentwickler Strabag Real

Estate, die 290 Millionen Euro investierten, fast 30.000

Quadratmeter Verkaufsfläche bauten, dazu 33 Wohnungen

und 600 Parkplätze. Es entstanden dadurch 700 neue

Arbeitsplätze – und vor allem eine Initialzündung, die nun

auch die direkte Nachbarschaft des neuen Shopping-

Centers mitzureißen scheint. Wer die Aquis Plaza mit dem

Auto besucht, der taucht zwischen der tausendjährigen

St.-Adalbert-Kirche und dem Shopping-Eingangsportal

zuerst einmal tief ab, fährt durch die technischen Ein­

geweide und wird dann in einer nicht enden wollenden

Aufwärtsspirale bis in die Dachetagen geleitet. Die Wege­

führung hat Methode. Denn wenn die Besucher von oben

ins Center kommen, dann tröpfeln sie als Kundschaft

zwangsläufig und langsam durch alle Etagen hindurch –

so wie der Kaffee im Melitta-Filter.

Unterhaltung und Erlebnis

Das ist gut für die Ladenbetreiber in den oberen Geschossen

– und gut für den bummelnden Besucher. Denn eine Mall

dient nicht der unmittelbaren Befriedigung von grundle-

genden Bedürfnissen. Wer in ein Shopping-Center geht,

der verlangt nach Unterhaltung und nach Erlebnis. Genau

darauf wurde auch die Aquis Plaza abgestimmt, die im

Wesentlichen aus einer zentralen Achse mit vielfältigen

Blickbeziehungen besteht. Es gibt viel zu sehen – und

irgendwo blickt man auch immer nach draußen. Vor allem

St. Adalbert wird so wieder zur sichtbaren Konstante. Ein

(von der Stadt eingeforderter) Wohnblock innerhalb des

sanierten Viertels stammt von den Hamburger blauraum

Architekten, und die von den ECE-Architekten selbst ent-

worfene Aquis Plaza wird auf der Seite des Kugelbrunnens

durch ein weiteres Geschäftshaus ergänzt.

Stadtverträgliche Dimensionen

Diese Aufteilung sorgte für stadtverträglichere Dimen­

sionen und die luxuriöse Verbindung von zwei wesentlichen

Plätzen Aachens. Damit steht sie in krassem Gegensatz

zu den dunklen und niederen Waschbeton-Ladenstraßen

der 1970er-Jahre. Hochwertige Materialien und eine

Gestaltung, die zugleich mehrheitsfähig ist und dem

Normalverbraucher den Eindruck von Avantgarde vermit-

telt, sorgen dafür, dass die Plaza nicht allein als kurzlebiger

Konsumtempel wahrgenommen wird, sondern als nachhal-

tige Initialzündung für ein ganzes Quartier.