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22 SCHULSPORT: TRAINIEREN IN DER ELITESCHULE DES SPORTS IN MÜNCHEN

„Beten sollte man darum, dass ein gesun-

der Geist in einem gesunden Körper sei“,

meinte schon der römische Satiriker

Juvenal. Die Münchner Eliteschule des

Sports von h4a Gessert + Randecker

vertraut nicht auf die Kraft des Gebetes,

sondern bietet die architektonischen

Voraussetzungen dafür.

So sehen also künftige Olympiasieger aus? Was dem

Besucher nach Schulschluss so alles aus dem Gymnasium

München Nord entgegenströmt, das unterscheidet sich

nicht wirklich von den Schülern auf dem Pausenhof jeder

x-beliebigen Schule in Deutschland. Und doch wird hier die

kommende Spitze des deutschen Sports zum Abitur geführt

und womöglich auch noch zu olympischen Medaillen. Denn

das Gymnasium an der Knorrstraße im Münchner Stadtteil

Milbertshofen ist eine sogenannte „Eliteschule des Sports“.

Ein Prädikat, das vom Deutschen Olympischen Sportbund

vergeben wird und derzeit etwas mehr als 40 Schulen ziert.

Ausbildung von Spitzensportlern

Ziel dieser Schulen ist es, die Ausbildung und das

Training von Spitzentalenten zu koordinieren und beste

Voraussetzungen für sportliche Erfolge zu bieten – ohne

deshalb die Schulbildung zu vernachlässigen. Teil eins

des Planes geht offenbar auf, denn bei der vorletzten

Winterolympiade in Sotschi besuchte ein Viertel der deut-

schen Olympioniken eine der Eliteschulen und holte 30

der damals 86 Medaillen. Damit dies auch in München

klappt, steht den Mädchen und Jungen eine Schule zur

Verfügung, die olympische Sportbedingungen bietet und

zugleich eine neue architektonische Schulbauidee umsetzt.

Städtebaulich steht das neue staatliche Gymnasium auf

einer Schnittstelle. Die Bauten des BMW-Konzerns rücken

bis dicht ans Schulgelände heran – und auf der anderen

Straßenseite dominieren die Einfamilienhäuschen des

eher kleinbürgerlich geprägten Stadtteils Milbertshofen.

Auf diese urbane Bruchstelle setzten die Architekten h4a

Gessert + Randecker im Auftrag des Münchner Baureferats

einen Komplex, der sich deutlich von traditionellen Schulen

unterscheidet und schon am Haupteingang mit einer stili-

sierten olympischen Fackel des Münchner Künstlers Bruno

Wank klarmacht, worum es hier geht. Denn der größte Teil

des Geländes wird von Sportanlagen aller Art eingenom-

men, die auf die hier schwerpunktmäßig trainierten olympi-

schen Sportarten abgestimmt sind: Die Dreifachturnhalle ist

zehn Meter hoch und deshalb für Volleyballer wettkampf-

tauglich. Und den Judokas bietet eine eigene Halle die

idealen Bedingungen. Derzeit konzentriert sich die Schule

auf zehn Disziplinen: Basketball, Bogenschießen, Judo,

Leichtathletik, Schwimmen und Synchronschwimmen,

Shorttrack, Tischtennis, Trampolinturnen und Volleyball.

Münchner Lernhäuser

Ein zentrales Hauptgebäude mit Aula, Bibliothek, Küche

und Mensa verbindet die Sportstätten mit der eigentlichen

Ganztagsschule. Gestalterisch voller Klarheit und (den

Nutzern entsprechend) zugleich robust und dauerhaft ent-

worfen, setzt die Schule auf ein neues Konzept. „Münchner

Lernhaus“ nennt sich die schulpädagogische Idee, die auch

gravierende architektonische Auswirkungen hat. Denn

mit den drei „Lernhäusern“ werden kleine Schuleinheiten

innerhalb der großen Schule gebildet. Räumlich ähneln sie

den finnischen Schulbauten, deren Schüler in internationa-

len Leistungsrankings ja traditionell sehr gut abschneiden.

Klarheit und Transparenz

Auch in München wurden eher offene und multifunkti-

onale Räume jeweils um ein zentrales Forum gruppiert.

Kleinteiligkeit, verbunden mit formaler Klarheit und räum-

licher Transparenz, soll das Lernen erleichtern. Das neue

architektonische Konzept hat sich pädagogisch bereits

bewährt. Deshalb hat der Münchner Stadtrat entschieden,

künftig alle neuen Schulen der Stadt architektonisch als

„Lernhäuser“ zu errichten – mit der Eliteschule des Sports

als einem Vorbild.

Weite Flure, transparente Räume – so will die Münchner Eliteschule des Sports Wohlfühlatmosphäre schaffen.