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Welchen administrativen Kraftakt der Neubau eines Kran-

kenhauses selbst für eine Großstadt wie Linz bedeutet, lässt

sich am Beispiel der neuen Landes- und Frauenklinik able-

sen: Insgesamt 25 Jahre vergingen von der ersten Idee, ein

spezielles Zentrum für Frauen und Kinder zu schaffen, bis

zur Einweihung des Neubaus in diesem Jahr. Die längste

Zeit davon war der Diskussion unterschiedlicher Standorte

und Konzepte gewidmet; das Gebäude selbst, das auf ein

1999 ausgelobtes Bewerbungsverfahren mit anschließen-

dem Wettbewerb zurückgeht, benötigte lediglich dreieinhalb

Jahre für seine Fertigstellung.

Der rund 100 Millionen Euro teure Neubau des Ateliers in

der Schönbrunnerstraße in Wien beinhaltet 268 Betten –

60 davon im Bereich der Frauenheilkunde und Geburtshilfe,

10 für die tagesklinische Versorgung und 200 in der eigentli-

chen Kinderklinik. Das Konzept der kurzen Wege, das mit

dem Neubau verwirklicht wurde, bietet den Vorteil, „dass

Frühgeborene und kranke Neugeborene bei gesundheitli-

chen Problemen nicht mehr von ihrer Mutter getrennt wer-

den müssen, sondern ihre Behandlung im selben Haus

erhalten“, skizziert der Ärztliche Direktor der Klinik, Prof. Dr.

Klaus Schmitt. Die Architekten fügen hinzu: „Eine wesentli-

che Eigenschaft unseres Projekts ist die Verdichtung eines

relativ komplexen Raum- und Funktionsprogramms in eine

kompakte, möglichst universelle Grundstruktur. Betten-

stationen, Ambulanzen und Verwaltung werden nicht mehr

als voneinander zu trennende Bauvolumen aufgefasst.

Dadurch ist auch eine Änderung der Funktionsinhalte prob-

lemlos möglich, denn die organisatorischen Veränderungen

im Gesundheitswesen sind nicht abgeschlossen.“ Der

Neubau erweitert die bestehende Landes-Kinderklinik um

einen viergeschossigen, teilweise aufgeständerten Riegel,

der durch drei Innenhöfe belichtet wird. Der neu angelegte

Krankenhausplatz am Eingang zur Klinik unterbricht die

Straße; ein öffentliches Durchfahren ist – außer für Ret-

tungsfahrzeuge – nicht mehr möglich.

Eine zweigeschossige Eingangs-Rotunde mit schräg gestell-

ten Glaswänden dient als Empfangsraum und Verteilerzone.

Neben dem Empfangsbereich enthält dieser Baukörper eine

Cafeteria sowie, im Obergeschoss, Veranstaltungssäle mit

dazu gehörigen Nebenräumen. Das zweite und dritte Ober-

geschoss überbrückt den Krankenhausplatz und lagert auf

dem bestehenden Aufnahmegebäude der Landes-Kinder-

klinik auf. Ein neuer Verbindungsgang auf dem Dach des

Aufnahmegebäudes schafft auch hier kurze Wege zwischen

Alt- und Neubau. Auch im Untergeschoss sind beide Bau-

teile miteinander verbunden; hier wurde im Neubau die

Unfall-Ambulanz des Krankenhauses eingerichtet. Durch

einen abgesenkten, begrünten Hof und durch Oberlichter

werden auch diese Räume natürlich belichtet.

Den Begriff der Wirtschaftlichkeit definierten die Archi-

tekten für ihren Neubau teilweise neu: „Wirtschaftlichkeit

sollte letztlich die Summe aus den Errichtungskosten, den

Betriebs- und Wartungskosten und dem Wohlbefinden und

Erfolgserlebnissen der darin lebenden und arbeitenden

Menschen darstellen.“ Dieser Brückenschlag zwischen

Wirtschaftlichkeit und Wohnlichkeit prägt den Neubau auch

äußerlich. Seine Fassaden unterscheiden sich vor allem

durch ihre Farbe – ein sattes Orange – von ihren Nachbarn.

An den Längsseiten wurde eine vorgehängte Glasfassade

angebracht, die die Schallbelästigung in den

Patientenzimmern minimiert.

Landes-Frauen- und Kinderklinik in Linz

Nach 25 Jahren Diskussions-, Planungs- und Bauzeit hat Linz eine neue, gemeinsame

Frauen- und Kinderklinik erhalten. Der funktionale Neubau des Ateliers an der Schön-

brunnerstraße in Wien wartet mit räumlicher Flexibilität, kurzen Wegeverbindungen und

einem Verständnis von Wirtschaftlichkeit auf, in das auch Faktoren wie Wohlbefinden

und Erfolgserlebnisse der Patienten und Angestellten mit einfließen.