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Ende 2000 trat Infineon mit einem kühnen Plan an die Öffent-
lichkeit: In Neubiberg vor den Toren von München sollte in
den kommenden Jahren eine mustergültige Bürostadt für
rund 7000 Mitarbeiter entstehen. Damit betrieb der Chip-
hersteller nicht nur die endgültige, auch räumliche
Loslösung von der Konzernmutter Siemens, in deren
Gebäuden das Unternehmen bis dato noch arbeitete,
sondern verfolgte auch die Vision einer effizienteren
Zusammenarbeit in angenehmem Umfeld. Ein Name für das
Mammutprojekt war bereits gefunden: Campeon, eine
Wortschöpfung aus „Campus“ und „Infineon“. 2002 legte
Infineon in einem Beitrag für das Online-Magazin „changeX“
die drei Leitgedanken des Neubaus dar: Geschwindigkeit
(die Innovationszyklen haben sich in der Chip-Branche in
wenigen Jahren auf ein Drittel reduziert), Wissen (über das
sich der Preis eines Mikrochips zu mehr als 70 Prozent
bestimmt) und Globalität (internationale Entwicklungsteams
arbeiten in Echtzeit zusammen, ohne sich jemals von
Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen zu müssen).
Campeon ist eine 62 Hektar große, veritable Kleinstadt mit
Bank und Reisebüro, Sportanlagen und einer Kita für 120
Kinder. Eine ringförmige Wasserfläche aus sieben Teichen
umschließt die Anlage, auf der heute bereits rund 6000
Personen arbeiten. Eine spätere Erweiterung auf bis zu
240 000 Quadratmeter Bürofläche und 10 000 Angestellte ist
nach dem Plan von TEC PMC und Maier+Neuberger
Architekten problemlos möglich. Das gesamte Gelände ist
öffentlich zugänglich. Da die Infineon-Zentrale mitten in
einer für München wichtigen Frischluftschneise steht, blie-
ben in ihrer Mitte eine breite Grünachse, der Anger und im
Westen der so genannte Bürgerpark unbebaut. Im Osten
trennt ein 12 Meter hoher, parkähnlich gestalteter Lärm-
schutzwall das Gelände von der angrenzenden Autobahn
und der neu angelegten Autobahnauffahrt.
Die sechs je 120 Meter langen Büromodule sind maximal
viergeschossig und werden zu den Rändern des Komplexes
hin flacher. Ihre Entwerfer charakterisieren sie als „Gebäude
,zum Anfassen’, die sich in Maßstäblichkeit und Gliederung
in die Siedlungsstruktur der Umgebung einfügen, also gera-
de keine ,High-Tech-Architektur’“. Sie bauen auf ähnlichen
Grundprinzipien auf, sind aber alle unterschiedlich model-
liert, und auch die Fassaden variieren in Materialbelegung
und Öffnungsanteil stark. Den Kopfbauten am Anger, die
auch öffentliche Funktionen und Dienstleistungsbereiche
enthalten, verleihen sandfarbene Stahlbeton-Fertigteile
einen „steinernen“ Charakter, während die flacheren Gebäu-
deteile vorwiegend mit Holzelementen aus HPL-Material und
mit Aluminium-Lamellen verkleidet wurden.
In den Büroebenen des Campeon wurden zu 90 Prozent
offene Raumstrukturen realisiert. Die daraus resultierende
akustische Belastung mindern flexible, schallabsorbierende
Raumteiler, so genannte „Team Panels“, die zwischen Boden
und Decke eingespreizt sind. Grundsätzlich sind auf dem
Gelände nur die Technikräume, also Rechenzentren und
Labore, klimatisiert. Die reinen Büroflächen werden dage-
gen manuell – durch Kippfenster – gelüftet und durch ther-
mische Bauteilaktivierung gekühlt. Hierfür wird im Süden
des Grundstückes Grundwasser entnommen, durch die
Geschossdecken geleitet und in die nördlich der Gebäude
gelegenen Schluckbrunnen zurückgeleitet. Im Winter kann
das System auch zu einer Grundtemperierung der Decken-
flächen genutzt werden.
Nach fünfjähriger, wechselhafter Planungs- und Bauzeit hat der Chiphersteller
Infineon seinen neuen Hauptsitz südlich von München eingeweiht. Obgleich kleiner
als ursprünglich geplant, ist der „Campeon“ doch eine veritable Bürostadt für 6000
Mitarbeiter. Er verkörpert das Image von Infineon als einem Unternehmen, das seine
Wertschöpfung immer weniger aus der Industrieproduktion und in immer höherem
Maß aus dem Wissen seiner Angestellten generiert.
Infineon-Konzernzentrale „Campeon“ in Neubiberg