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Ende der 1920er-Jahre

wurde das Kraftfahrzeug ein

ernst zu nehmender Konkurrent für die bis dahin domi-

nierende Eisenbahn. Um die Monopolstellung der Bahn

zu bewahren und rechtlich abzusichern, wurde der Per-

sonen- und Güterverkehr auf der Straße durch verschie-

dene Gesetze streng reguliert. Eines davon ist die Über-

landverkehrsordnung von 1931, die den Busunternehmen

noch heute verbietet Fernbuslinien innerhalb Deutsch-

lands einzusetzen – die einzige Ausnahme bildete hier-

bei das ehemalige West-Berlin. Ab Mitte 2011 allerdings

soll nun auch in Deutschland der Überlandbus zum all-

täglichen Reiseverkehrsmittel werden. München ist mit

seinem neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) schon

heute dafür gerüstet.

Bereits im Jahr 2002 wurde ein Realisierungswettbewerb

der Landeshauptstadt ausgelobt, den das Münchner Büro

von Auer+Weber+Assoziierte gewann. 2007 begannen die

Bauarbeiten und zwei Jahre später konnte der direkt ne-

ben der Hackerbrücke, zwischen Arnulfstraße und Gleis-

anlage, entstandene Neubau eröffnet werden. Das Bus-

terminal mit seinen 29 Haltebuchten für den gesamten

Linienbusverkehr und einen Teil der Touristenbusse wird

ebenerdig erschlossen. Es ist gänzlich dem Verkehr ge-

widmet, was wohl auch erklärt, weshalb es mit den ver-

einzelten Bänken und den Erschließungsschächten recht

nüchtern wirkt. Ein Stockwerk darüber allerdings er-

streckt sich – ähnlich den Non-Aviation-Bereichen der

Flughäfen – eine belebte Etage mit Handel und Gastro-

nomie. Das Angebot der sogenannten ZOB-Passage ori-

entiert sich dabei an den Bedürfnissen der Busreisenden,

aber auch an der Nachfrage der Anwohner und der Lauf-

kundschaft. Zwei Bürogeschosse legen sich kammartig

auf die Passagenebene, sodass kleine Innenhöfe entste-

hen. Diese sorgen nicht nur für eine optimale Belichtung

sowie angenehme Kühlung im Sommer, sondern sollen

die Büroräume durch ihre Begrünung zusätzlich aufwer-

ten. Im Untergeschoss des Bahnhofs befindet sich neben

der Tiefgarage sogar eine Diskothek. Ein kleines Highlight

für die Wartenden ist die Terminal-Lounge: An der zur

Frauenkirche orientierten Stirnseite des ZOB ist ein Au-

fenthaltsbereich untergebracht, der durch die geneigte

Glasfassade einen eindrucksvollen Blick über die

Münchner Innenstadt gewährt.

Besonders auffällig ist die Fassadengestaltung des Bus-

bahnhofs: Der Baukörper wird von einer Metallkonstruk-

tion umschlossen, die die einzelnen Gebäudetrakte zu

einer objekthaften Großform zusammenfasst. So ergeben

die auf Abstand angeordneten Aluminium-Rohre aus der

Ferne betrachtet eine flächige, formgebende Hülle, die

den Nutzern als Sonnenschutz und Filter dient. Mit seiner

ungewöhnlichen Form löst sich der ZOB bewusst von der

Nachbarbebauung und spiegelt die Dynamik des über-

regionalen Bus- und Bahnverkehrs wider. Die zentrale

Lage und die direkte Anbindung an den regionalen und

überregionalen Verkehr machen den Busbahnhof zu

einem idealen (Fern-)Reiseknotenpunkt.

Reisende, die mit dem Bus aus verschiedenen europäischen Metropolen in München

ankommen, mussten bislang auf einer einfachen Schotterfläche des ehemaligen

Containerbahnhofs Arnulfpark oder an anderer, wenig repräsentativer Stelle aussteigen.

Seit 2009 allerdings endet ihre Reise am attraktiven, von Auer+Weber+Assoziierte

geplanten Zentralen Omnibusbahnhof im Herzen Münchens.

ZENTRALER OMNIBUSBAHNHOF IN MÜNCHEN

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