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Die Hochhausdebatte in München
hat eine lange Tradition,
begonnen beim Bau des Technischen Rathauses 1929, fand
sie im Anti-Hochhaus-Bürgerentscheid von 2004 ihren jüngs-
ten Höhepunkt. Die Münchner erklärten die 100 Meter hohe
Frauenkirche zum Maß der Dinge, die kein Hochhaus überra-
gen dürfe. Gegenstand dieser hitzig geführten Debatte war
unter anderem der 2004 fertiggestellte Bau der „Highlight
Towers“ von Murphy/Jahn mit 126 Meter Höhe in der Park-
stadt Schwabing. Bereits 1994 war ein städtebaulicher
Ideenwettbewerb für die Bebauung dieser 40 Hektar großen,
innerstädtischen Stadterweiterung ausgelobt worden. Der
Siegerentwurf von André Perret und Rainer Schmidt sah
den Bau zweier Hochhäuser an wichtigen Verkehrsknoten-
punkten im Norden und Süden der Parkstadt vor. Zum Ärger-
nis der Münchner sind die Türme allerdings so hoch, dass
sie entlang der historischen Sichtachse von Odeonsplatz,
Leopoldstraße und Siegestor noch aus der Innenstadt zu
sehen sind – die „Highlight Towers“ überragen die Frauen-
kirche sogar um 27 Meter.
Murphy/Jahn bekamen dennoch auch für das zweite Hoch-
hausprojekt der Parkstadt den Auftrag und konnten diesen
sorglos annehmen, da lediglich ein 23-geschossiges Hoch-
haus mit 85 Meter Höhe geplant war. Der „Skyline Tower“,
2010 fertiggestellt, bildet das Pendant zu den „Highlight
Towers“ und markiert den nördlichen Eckpunkt des Areals.
Es handelt sich dabei um einen aus fünf Gebäuden beste-
henden Bürokomplex, der sich über drei Riegel erstreckt. An
das Hochhaus schließt, durch eine schmale Fuge getrennt,
ein siebengeschossiges Gebäude an, das mit seiner Längs-
seite den Komplex Richtung Autobahn begrenzt und somit für
den nötigen Lärmschutz sorgt. Spiegelbildlich befinden sich
auf der autobahnabgewandten Seite zwei fünfgeschossige
Gebäude. Der Zwischenraum ist teilweise überdacht und
soll den 2000 Mitarbeitern als Treffpunkt dienen. Der fünfte
Baukörper bildet als dritter Riegel den Abschluss Richtung
Westen. Glas fasst als einheitliches Fassadenmaterial den
Bürokomplex optisch zusammen. Auch die Überdachung des
Innenhofs gibt den Blick in den Himmel frei. Jedoch nicht nur
das Material vereinheitlicht die unterschiedlich hohen Ge-
bäude des Ensembles. Auch die markante Gebäudeform, bei
der sich die Fassade einer Längsseite wie ein Deckel über
das Gebäude biegt, wiederholt sich bei jedem Baukörper.
Einzig der Turm darf mit seinem zu drei Seiten auskragenden
Dach aus der Reihe tanzen, wodurch die Sonderstellung, die
er durch seine imposante Größe bereits hat, zusätzlich be-
tont wird. Trotz der Ganzglasfassaden entspricht der Büro-
komplex den Anforderungen eines Niedrigenergiegebäudes
und erhielt dafür bereits im Jahr 2009 das Vorzertifikat des
Deutschen Gütesiegels für Nachhaltiges Bauen in Gold. Die
jüngsten Hochhausprojekte in München zeigen: Die Qualität
eines Hochhauses kann nicht allein an dessen Höhe fest-
gemacht werden. Rational betrachtet ist ein generelles Für
oder Gegen Hochhausprojekte kaum möglich, denn architek-
tonische Qualität, die Nutzung und im besonderen Maße der
Standort sind die entscheidenden Faktoren, die bei jeder
Planung aufs Neue Grundlage der Bewertung sein müssen.
Im Norden Münchens wurde in den letzten Jahren kräftig gebaut, und die städte-
bauliche Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen. Ein weithin sichtbares
Zeichen bilden die markanten Türme aus Glas und Stahl, die das Architekturbüro
Murphy/Jahn aus Chicago plante. Mit den neuen Hochhäusern verändert sich auch
die Silhouette der bayerischen Landeshauptstadt.
SKYLINE TOWER IN SCHWABING
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