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Auch wenn sich alle Blicke

auf die HafenCity richten, Ham-

burg verfügt auch weiter nördlich über viele Grundstücke

am Wasser. Als feingliedriges Kanalsystem durchziehen die

Fleete die Altstadt – einst wichtige Lebensadern, über die im

Hafen angelandete Ware direkt in die Speicher der Kauf-

mannshäuser transportiert werden konnte. Heute erinnert

nur noch der eine oder andere Kran an die Geschäftigkeit

vergangener Handelsstrukturen, die auch dem Rödings-

markt seine Prägung gaben. Die Bebauung dort schickt sich

gerade an, sogar ein drittes Mal erneuert zu werden. Als

erster Baustein der zukünftigen Entwicklung des Quartiers

kommt dem Neubau mit der Hausnummer 16 eine entschei-

dende Rolle zu. Als Einzelbaukörper muss er sich in den

Masterplan einfügen und darüber hinaus mit den Nach-

barn harmonieren. Die von den Architekten Bothe Richter

Teherani gewählte kompakte Kubatur wird von einer auffäl-

ligen Fassadenstruktur aus abgewinkelten anthrazitbraunen

Metallkassetten überzogen. In diese sind raumhohe Ver-

glasungen eingesetzt, die sich wie Monitore aneinanderrei-

hen. Ihre gleichmäßige Anordnung strahlt die notwendige

Ruhe in dem zurzeit sehr heterogenen Umfeld aus. Der qua-

dratische Körper erlaubt durch Öffnungen und Durchgänge

unterschiedlicher Größe sowohl auf die Wasser- als auch

auf die Straßenseite zu reagieren. Unterstützung bekommt

dieses Konzept durch die großzügige gläserne Halle, die Ein-

und Durchblicke erlaubt und somit wie ein Tor zum Fleet

wirkt. Auf diese Weise entsteht keine hierarchische Vorder-

seite mit der sonst üblichen nachrangigen Rückseite. Ganz

im Gegenteil: Die ansonsten eher geschlossen wirkenden

Fassadenseiten öffnen sich zum Wasser zu einem zentralen

Luftraum, der im 6. und 7. Obergeschoss in 20 Meter Höhe

durch eine zweigeschossige Brücke, dem sogenannten

„Fleetflügel“, räumlich geschlossen wird. Der Wechsel von

Weite und Enge wird hier besonders spürbar. Die Fassaden

im Innenhofbereich sind von einer einheitlichen vertikalen

Struktur aus Edelstahllisenen überlagert, die sich auch in

der Deckenuntersicht des „Fleetflügels“ und im hölzernen

Bodenbelag der Außenanlagen fortsetzt. Mit seiner hoch-

wertigen Möblierung und einer skulpturenartigen Bepflan-

zung entsteht hier, mit Blick auf das Alsterfleet, eine hohe

Aufenthaltsqualität. Den krönenden Abschluss bildet ein

Staffelgeschoss oberhalb eines eingerückten Zwischen-

geschosses, das als Fuge ausgebildet zum Teil die Technik

aufnimmt, von dem aber auch die Dachterrasse auf dem

„Fleetflügel“ zugänglich ist. Das Staffelgeschoss selbst öff-

net sich großzügig in südwestlicher Richtung in Sichtweite

von Hamburgs berühmtem Michel und der künftigen Elbphil-

harmonie. Im Inneren werden die kassettenartigen Fassa-

denelemente als Gestaltungsmittel wieder aufgegriffen. So

tauchen Zitate der von den Architekten bezeichneten

„Monitorfassade“ mit ihren schrägen Laibungen als feste

Einbauten in der Eingangshalle auf, als Aufzugsportale und

sogar in den Kabinen selbst. Sitznischen sowie die Möbel

der Mieter spielen ebenfalls auf vielfältige Weise mit dem

Thema und unterstreichen damit eindrucksvoll den ganzheit-

lichen Entwurfsansatz des Innen- und Außenraumes.

In Hamburgs Altstadt wird die Nachkriegsbebauung mehr und mehr durch moderne

Bürobauten ersetzt. Am Rödingsmarkt entwarfen die Architekten Bothe Richter

Teherani das erste Gebäude innerhalb der Neustrukturierung des Quartiers am Alster-

fleet. Den kompakten Baukörper prägt eine auffallende Toröffnung zur Wasserseite,

während er sich zur Straße eher geschlossen zeigt.

BÜROGEBÄUDE AM RÖDINGSMARKT IN HAMBURG

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