PORTAL 32 - page 18

18
PALÄON IN SCHÖNINGEN
Wiese, soweit das Auge reicht. Das Paläon erhebt sich aus unendlichem
Weideland – von den Landschaftsarchitekten Topotek 1 umgestaltet zu
einem Park. (vorherige Seite)
Blickfang im dreigeschossigen Foyer sind die auffallenden Farben des
Empfangstresens und der Brüstungen. (unten)
Weltberühmt sind sie, die sogenannten Schöninger Speere.
1994 wurden sie im nahegelegenen Tagebau entdeckt.
300.000 Jahre sind sie alt – eine wissenschaftliche Sensation,
ging man doch bis dato davon aus, unsere Vorfahren
hätten erst viel später derartige Jagdwaffen konstruiert.
Acht davon haben Archäologen hier ausgegraben. Grund
genug, am Fundort ein Aufsehen erregendes Museum zu
errichten. Mitten im Nirgendwo steht nun also das Paläon.
Das Konzept ist nicht neu: Gerne werden archäologische
Funde und Fundorte durch spektakuläre Architektur auf-
gewertet. Denn so sensationell der Fund der Speere für
die Wissenschaft auch ist – potenziellen Besuchern reicht
heutzutage eine schlichte Vitrine samt Exponaten nicht mehr
aus. Das Drumherum ist entscheidend für den Erfolg eines
Museums – vor allem, wenn es wie das Paläon in einer
eher strukturschwachen Gegend mitten auf dem Lande
steht. Zu diesem Drumherum zählt auch die Architektur,
die durch ihre dramatische Form – gewollt oder ungewollt
– in Konkurrenz zu den eigentlichen Exponaten steht. Der
polygonale Baukörper mit seiner auffallenden Haut aus
polierten und diagonal verlegten Aluminiumstreifen wurde
vom Schweizer Architekturbüro Holzer Kobler entworfen.
Schräg zugeschnittene Fensterbänder verstärken den
Eindruck eines schwer fassbaren Gebäudes, dass bei ent-
sprechendem Wetter durch die Reflektionen der umgeben-
den Landschaft fast zu verschwinden scheint. Der Besucher
betritt das Gebäude in seinem Zentrum und gelangt in ein
großzügiges, dreigeschossiges Foyer. Ein langgezogener
Tresen lenkt die Aufmerksamkeit auf sich – und auf den
direkt angeschlossenen Museumsshop oder die nur weni-
ge Meter weiter gelegene Cafeteria mit angeschlossenem
Vortragssaal. Die restliche Grundfläche ist dem Lager und
den mit Brandschutztüren von Hörmann abgeschlosse-
nen Technikräumen vorbehalten. Eine Treppe führt ins
erste Obergeschoss, das sich auf die Fahnen schreibt,
Wissenschaft erlebbar zu machen. Hier kann Archäologie
im Besucherlabor nachvollzogen werden. Aber auch die tat-
sächliche Wissenschaft hat hier ihre Arbeitsräume. Im zwei-
ten Obergeschoss befindet sich schließlich die Ausstellung
– ebenfalls von Holzer Kobler gestaltet. Sie ließen sich bei
der Gestaltung der Ausstellungskörper von Pferdeknochen
inspirieren. Eben jene wurden ebenfalls an der Fundstelle
ausgegraben. Die Jagd des Urmenschen wurde bis ins Detail
erlebbar gemacht.
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...43
Powered by FlippingBook