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GUT IN MAARHAUSEN
Verschiedene Bauformen treffen beim Gut Maarhausen aufeinander. Durch
eine Annäherung in Material und Farbe wirkt das Ensemble trotz aller Vielfalt
nicht übermäßig unruhig. (vorherige Seite)
Dachfenster versorgen das Innere mit reichlich natürlichem Licht.
Raumprägendes Element ist die alte, hölzerne Tragstruktur. (unten rechts)
Durch die Lichtausschnitte in der Giebelwand bekommt der Raum fast einen
sakralen Charakter. (unten links)
Die Geschichte des Guts Maarhausen geht zurück bis ins
Jahr 1000. Sein heutiges Gesicht bekam das Ensemble
allerdings in den 1920er-Jahren. Der Kölner Architekt
Ludwig Paffendorf entwarf die meisten der Gebäude für die
Unternehmerfamilie Mülhens, die vor allem durch das Parfum
4711 bekannt und wohlhabend wurde. Sie hatte das Gut
gekauft und wollte es nun als Wirtschaftshof für die Zucht von
Rennpferden an das Gestüt Röttgen angliedern. In den 1980er-
Jahren wurde diese Nutzung jedoch schrittweise aufgege-
ben; schließlich stand das Gut einige Jahre lang leer. Erst
2010 gelang es dem Projektentwickler Gottfried Eggerbauer,
eine neue Perspektive anzuregen. In Zusammenarbeit mit
dem Denkmalschutz entwickelte er mit den Architekten
trint + kreuder d.n.a eine Umnutzung zu Büros, Ateliers und
Ausstellungsräumen – ohne dabei den Charme des alten
Gehöfts zu gefährden. Arbeiten im Hühnerstall? Ausstellen
im Badehaus? Was erst einmal abwegig klingt, wurde von
den Architekten behutsam realisiert. Über allem wachte stets
der Denkmalschutz, und so war die Kreativität der Planer
gefragt. Zunächst ging es darum, die bunt durcheinanderge-
würfelten Baukörper optisch miteinander zu verbinden. Das
war noch die leichteste Aufgabe, denn stilistisch hatten alle
Gebäude durchaus Gemeinsamkeiten. Dazu zählten unter
anderem die geweißten Fassaden mit ihren großformatigen,
von Sandsteinen umfassten Fensterbändern sowie die indus-
triellen Ziegelformsteine, aus denen Wände und Decken
im Inneren bestanden. Die Architekten orientierten sich am
Bestand: Die alten Tore blieben erhalten und führen nun in
Foyers, die eine klimatische Pufferzone bilden. Innen wer-
den Alt und Neu gekonnt miteinander verbunden. Glas oder
Holzwände trennen die teilweise eingestellten Büroräume
voneinander ab. Die alten Tragstrukturen wurden überwie-
gend freigelegt und sichtbar gemacht. Zum Teil sind sogar
Maschinen und Hilfsmittel wie Greifkräne erhalten geblieben.
Sie bilden mit ihrer metallischen Patina einen Kontrast zu den
komplett weiß gehaltenen Decken und Streben. Die einzel-
nen Trakte sind durch Brandschutztüren von Schörghuber
und Hörmann voneinander getrennt. Hier und da fügten die
Architekten noch weitere Öffnungen in die Fassade ein, um
die Belichtung zu gewährleisten. Diesem Zweck dienen teil-
weise auch die riesigen Dachflächen. Um den Denkmalschutz
zu gewährleisten, wurden die Fensterflächen mit Lamellen
überspannt. Vom Hof aus betrachtet entsteht so der Eindruck,
das Dach sei nach wie vor eine geschlossene Fläche.
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