PORTAL 32 - page 30

30
SPRUNGRICHTERTURM IN WILLINGEN
Rund 36.000 Zuschauer besuchen einmal im Jahr zum Weltcup-Springen die
Mühlenkopfschanze in Willingen. Den Rest des Jahres über ist das Gelände
ungenutzt – abgesehen von einigen Kulturveranstaltungen im Auslauf. (vor-
herige Seite)
Türen aus dem Schörghuber Schnellschussprogramm mit einem kreis-
runden Lichtausschnitt trennen sowohl die Teeküche als auch die
Sprungrichterkabinen ab. (unten)
Es gibt weltweit nur 37 vom internationalen Skiverband (FIS)
zertifizierte Großschanzen. Die größte ist mit einer soge-
nannten Hillsize von 145 Metern die Mühlenkopfschanze in
Willingen. Seit 1995 werden hier – mitten im Rothaargebirge
in Hessen – Weltcup-Springen ausgetragen. Janne
Ahonen und Jurij Tepes halten mit jeweils 152 Metern
gemeinsam den Schanzenrekord. Bewertet wurden die
Sprünge bisher in einem mittlerweile in die Jahre gekom-
menen Sprungrichterturm. Zwölf Jahre nachdem sie die
alte Sprungschanze erneuerten und für internationale
Wettkämpfe tauglich machten, errichtete das Darmstädter
Büro Pahl + Weber-Pahl nun auch einen neuen Sprung­
richterturm. Anders als beim alten Gebäude minimierten
die Architekten die Einstandsfläche in den 35° steilen Hang.
Stattdessen kragen die beiden oberen Geschosse mehrere
Meter aus – getragen nur von einer filigranen V-Stütze. Die
größte Herausforderung für die Planer war natürlich das
steile Gelände. Die Konstruktion musste so klein und leicht
sein, dass sie mit einem im Hang verankerten normalen
50-Meter-Auslegerkran eingehoben werden konnte. Deshalb
entschieden sich die Architekten für eine relativ simple
Stahlkonstruktion. Verkleidet ist der Bau wie sein Vorgänger
mit Holz – nun allerdings mit auf Abstand verlegten Lamellen.
Abgesehen davon ist die Struktur der Fassade ähnlich geblie-
ben; die Funktion des Turms ist schließlich weitestgehend von
der FIS vorgegeben. Auffallendstes Element sind die schräg
zueinander versetzen Fenster der fünf voneinander getrennten
und mit Türen aus Schörghubers Schnellschussprogramm
abgeschlossenen Sprungrichterkabinen. Des Weiteren sind
hier noch die technische Überwachung, die Sprungfreigabe
sowie das sogenannte Tretkommando – zuständig für den ord-
nungsgemäßen Zustand der Absprungfläche – untergebracht.
Zudem sitzt hier der Sprecher, der die bis zu 36.000 Gäste im
Stadion weiter unten informiert. Tatsächlich genutzt wird das
Bauwerk nur wenige Tage im Jahr – dann, wenn die internati-
onale Skisprungelite hier auf ihrer Tour Halt macht. Die übrige
Zeit finden sich hier nur einige Touristen ein, die einen Blick
vom Sprungturm über den Anlauf hinab zum Schanzentisch
riskieren oder einfach nur die Aussicht genießen wollen. Der
Sprungrichterturm selbst gerät da schnell in Vergessenheit
– außer bei einigen Fledermäusen: Für sie wurden an der
Unterseite der Auskragung einige Kästen integriert, in denen
sie nun hausen. Bis auf wenige Tage im Jahr haben sie hier
jedenfalls ihre Ruhe.
Die schräg zueinander versetzten Fenster kennzeichnen die Kabinen der
Sprungrichter. (folgende Seite, oben links)
Rundes Dach auf eckigem Baukörper: Dieses Element findet sich in ähn-
licher Form sowohl auf dem Sprungturm als auch im Restaurant nahe des
Auslaufs wieder. (folgende Seite, oben rechts)
Grundriss 1. Geschoss (folgende Seite, links oben)
Grundriss 2. Geschoss (folgende Seite, links unten)
Grundriss 3. Geschoss (folgende Seite, rechts oben)
Grundriss 4. Geschoss (folgende Seite, rechts unten)
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36,37,38,39,40,...43
Powered by FlippingBook