Background Image
Previous Page  26-27 / 35 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26-27 / 35 Next Page
Page Background

NIKOLAUS GOETZE:

Die Deutsche Schule in Peking war

innerhalb unserer Planungstätigkeit in China sicherlich ein

Ausnahmeprojekt, denn unser Auftraggeber war das

Bundesdeutsche Bauministerium, wir konnten ein deut-

sches Bauunternehmen engagieren, und es galten die

Berliner Bauvorschriften. Dementsprechend hatten wir die

gleichen Brandschutzbestimmungen zu berücksichtigen

wie in Deutschland. Insofern war dieses Projekt – auch

was den vorbeugenden Brandschutz betrifft – nicht so ein

„Abenteuer“ wie andere Projekte, die wir später in China

realisiert haben.

Generell kann man sagen, dass die Baugesetzgebung in

China bürokratischer ist als in Deutschland. Andererseits

ist man dort aber offen für neue Vorschläge, gerade wenn

diese von einem angesehenen ausländischen Architektur-

büro stammen. Beispielsweise waren für das momentan im

Bau befindliche Shenzhen Convention & Exhibition Center

eigentlich Brandabschnitte von maximal 5.000 Quadrat-

metern vorgeschrieben. Wir erachteten es aber für sinn-

voll, Brandabschnitte von 30.000 Quadratmetern Fläche zu

realisieren. Deshalb haben wir den chinesischen Behörden

erklärt, wie wir in Europa das Thema Brandschutz bei ver-

gleichbaren Projekten handhaben, haben der Feuerwehr

unser Konzept präsentiert, und am Ende dieses in China

üblichen dialogischen Verfahrens wurde unser Vorschlag

für den vorbeugenden Brandschutz akzeptiert. Wir haben

den Eindruck, dass man nicht nur seitens der Bauherren,

sondern auch seitens der Baubehörden an unserem

„europäischen Know-how“ interessiert ist.

PORTAL:

Deutschland lässt sich vielleicht als „Mekka“der

Bauvorschriften bezeichnen. Welche Erfahrungen bezüg-

lich des Brandschutzes haben Sie vergleichsweise im

Ausland machen können?

NIKOLAUS GOETZE:

In Deutschland haben wir eine relativ

strenge Baugesetzgebung, die für uns aber nicht behin-

dernd ist. Denn wir verfolgen einen konsequent integrati-

ven Planungsansatz, arbeiten bei jedem Projekt schon sehr

früh im Team mit Fachingenieuren wie Statikern, Akusti-

kern, Grün- und Lichtplanern zusammen, die uns darin

unterstützen, gute Lösungen für plausible Konzepte zu fin-

den. Interessant ist, dass ein Land wie Vietnam, das – wie

China vor wenigen Jahren – am Beginn eines großen

Baubooms steht, eins zu eins die sehr ausgereifte deut-

sche Brandschutz-Gesetzgebung übernehmen möchte.

Dort werden jetzt große Flughäfen und Hangars für ganz

neue Flugzeuggenerationen gebaut, außerdem Bahnhöfe

und Messehallen, deren Ausmaße über die Dimensionen

herausragen, die durch die bestehenden Gesetze über

Brandabschnitte und Qualmentwicklung geregelt werden

können. Wir sind wegen der Planung des National

Congress Centre in Hanoi vor Ort, leisten dort als

Architekten quasi Entwicklungshilfe.

Circuit Park Zandvoort

27

Peter Wahl

, Dipl.-Ing.Architekt, Geschäftsführer und

Partner bei Tilke GmbH Ingenieure und Architekten

26

einer auf sich bezogenen Baukörperdisposition, die über

feste Raumkanten das Grundstück in definierte Freiräume

teilt. Ein Wechselspiel aus Freiräumen, Abgrenzung und

Öffnung entsteht, das die chinesische Bautradition der

Gruppierung von Baukörpern aufgreift. Das Ensemble wird

aus einem horizontal geprägten Schulgebäude und, im

Kontrast dazu, einem vertikalen Wohnkomplex für Lehrer

und Botschaftsangehörige gebildet.

PORTAL:

Welche Erfahrungen konnten Sie bei diesem und

den nachfolgenden Projekten bezüglich des vorbeugenden

Brandschutzes in China machen? Worin unterscheidet sich

die chinesische Gesetzgebung im Vergleich zur deutschen?

PORTAL IM GESPRÄCH MIT DEM

ARCHITEKTEN NIKOLAUS GOETZE

PORTAL:

Die Vielfalt der Projekte von gmp ist erstaunlich.

Gerade wurde der Stuttgarter Flughafen fertiggestellt, aber

auch auf internationalem Terrain wie beispielsweise in

China ist das Büro tätig. Zu nennen ist in diesem Zusam-

menhang sicherlich die Deutsche Schule in Peking. Kön-

nen Sie kurz das architektonische Konzept dieses

Projektes erläutern, das 1998 den Beginn Ihrer Tätigkeiten

in China markierte?

NIKOLAUS GOETZE:

Das Grundstück liegt im Dritten

Diplomatenviertel Pekings; die stark befahrene Straße

Liangmaquiao-Lu und eine heterogene Umgebung prägen

das Umfeld. Aus dieser Situation entwickelten wir die Idee

Von Gerkan, Marg und Partner ist eines der deutschen Architekturbüros, die seit

Jahren äußerst erfolgreich in China tätig sind. Im Moment hat die gmp-Niederlassung

in Peking elf Projekte im Bau, darunter große Messe- und Einkaufzentren, aber auch

Wohnbauten und ein Museum. PORTAL sprach mit Nikolaus Goetze, Partner bei gmp

und ausgewiesener China-Experte, über seine durch die Projekte in China gewonne-

nen Erfahrungen, speziell im Bereich Brandschutz.

NIKOLAUS GOETZE

Dipl.-Ing. Architekt, geboren am

25. September 1959 in Kempen.

1980

Architekturstudium an der

RWTH Aachen

1985/86

Meisterklasse Prof. W.

Holzbauer, Hochschule für

angewandte Kunst, Wien

1987

Diplom an der RWTH Aachen

seit 1987 Mitarbeit im Büro von Gerkan,

Marg und Partner, Hamburg

1994

Assoziierter Partner im Büro

von Gerkan, Marg und Partner

seit 1998

Partner im Büro von Gerkan,

Marg und Partner

Internationales Messe- und Kongress-Zentrum in Nanning

Guangzhou Development Central Building

Shenzhen Convention & Exhibition Center

Deutsche Schule in Peking