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Objekte in dieser Größe benötigen ein strategisches Vor-

gehen. Der chinesische Partner erhält den Technologie-

Transfer nicht zuletzt durch einen Austausch von Archi-

tekten aus China nach Deutschland und umgekehrt.

Bestandsaufnahme, Analyse und Konzept werden partner-

schaftlich konzipiert, Entwurf und Wettbewerb dann größ-

tenteils durch den deutschen Partner verwirklicht. Die

Umsetzung erfolgt durch den chinesischen Partner. Die

Kunst besteht darin, an der Wertschöpfung des Objektes zu

partizipieren, das heißt, der zeitliche Einsatz beschränkt

sich auf Analyse, Konzept sowie schematisches Design

unter Berücksichtigung der hierfür erreichbaren Budgets.

SARS und das Homeoffice

Ein Beispiel für die Dynamik der Veränderung war SARS.

Der Ausbruch und die mediale Berichterstattung führte

dazu, dass eine große Zahl der Angestellten dazu überging,

ihr Tagwerk von zu Hause zu erledigen. Wobei erwähnt sein

muss, dass die Trennung zwischen Privatem und Beruf-

lichem in China weit weniger scharf erfolgt als im Westen.

Die chinesische Mentalität erweist sich auch hier als

äußerst flexibel. Den Kioskbesitzer morgens in Unterhosen

anzutreffen ist ebenso normal wie der Möbelverkäufer, der

sich abends sein Bett im Laden einrichtet. SARS in Verbin-

dung mit einer einfachen Verfügbarkeit von schnellen Inter-

netzugängen haben das Aufkommen von Heimarbeits-

plätzen extrem beschleunigt.

Die Projektentwickler von SOHO China (Single Office Home

Office) haben dieses Konzept erfolgreich für China umge-

setzt. Ein Renommierprojekt ist hierbei der Neubau eines

Wohn- und Bürokomplexes, nahe dem Zentrum Pekings im

jetzigen CBD (Central Business District) gelegen. Hier wird

durch die Gestaltung der Räume nicht zwangsläufig zwi-

schen Wohn- und Arbeitsraum unterschieden. Künstler,

Händler und Selbstständige teilen sich die Flächen mit

Bars, Restaurants und Kultureinrichtungen. Da in Peking

gerade das Loft-Wohnen als Ausdruck eines neuen Lebens-

stils entdeckt wird, werden Neubau-Lofts angeboten, die

bewusst dem klassischen Bild post-industrieller Gebäude

gleichen. Mit dem Bau solcher Anlagen wird die in China

übliche Zugangsbewachung aufgehoben, da die Trennung

zwischen Bewohnern und Angestellten und Besuchern

verschwimmen, das heißt, die Planungen des Gebäude-

managements passen sich den neuen Gegebenheiten an.

Wohin geht der Trend?

Das Konzept des Wohneigentums ist eine relativ neue

Entwicklung im modernen China. Gleichzeitig hat sich eine

Mittelschicht gebildet, die nach langer Zeit nun endlich

konsumieren kann. Durch geschicktes Marketing werden

die Wohnanlagen teilweise bereits vor Baubeginn verkauft,

potenzielle Kunden kaufen sich ein, zwei sogar mehrere

Appartements. In der Regel sind die jeweiligen Einheiten

minimal ausgerüstet, der Käufer kümmert sich selbst um die

weitere Ausstattung. Einige Projektentwickler sind neue

Wege gegangen, und bieten mehr als nur das

Notwendigste an. SOHO China hat als einer der ersten ver-

sucht, mitsamt der Wohnung auch einen Gesamteindruck

zu verkaufen. Die Klientel hat dies sehr gerne angenommen.

Die Wohnungen sind für den hiesigen Standard gut ausge-

stattet und bieten darüber hinaus auch eine künstlerische

Gesamtgestaltung der öffentlichen Bereiche. Die

Wohnungsausstattung kann der Käufer ebenfalls gleich der

Service-Firma überlassen, welche dann den Ausbau und

das Design übernimmt.

Chancen für deutsche Firmen...

Im Bausektor, wie in vielen anderen Bereichen, ist die

Einhaltung eines minimalen Qualitätsstandards eine große

Herausforderung. Der Einsatz ungelernter Arbeitskräfte bei

gleichzeitig sehr hoher Entwicklungsgeschwindigkeit bringt

viele Probleme mit sich. Gleichzeitig sind in vielen

Bereichen des Bauwesens noch keine oder ungenügende

Standards und Regelwerke aufgestellt. China hat aber diese

Notwendigkeit erkannt und versucht sich hier insbesondere

am Beispiel Deutschland zu orientieren. Hier liegen gute

Chancen für deutsche Unternehmen, mit Know-how und

Qualität Fuß zu fassen. Zu den wichtigen Aufgaben gehört

hierbei sicher der Aufbau eines Servicenetzes mit gleichzei-

tiger Schulung der Teams, um einen gleichbleibenden nach-

haltigen Qualitätsstandard sicherstellen zu können, der

dann in China einen großen Stellenwert bekommen kann.

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rung und des Facility-Managements liegt eine der Chancen

für echten Technologietransfer. Die laufenden Kosten eines

Gebäudes sind noch nicht als wichtiges Konzept anerkannt.

In einer Stadt, in der die Hälfte der Wohn- und Büroflächen

gerade einmal acht Jahre alt sind, hat sich die Problematik

der Effizienz der Gebäude noch nicht ergeben, oder fängt

gerade an, sich bemerkbar zu machen.

Chancen für deutsches Know-how

Städtebaulich verträgliches Design in Verbindung mit einem

Ansatz zur Nachhaltigkeit sowie flexibler Nutzungs-

ansprüche und ressourcenschonender Technologien könn-

te eine der Chancen sein, mit denen sich mittelständische

Architektur- und Planungsbüros aus dem Ausland etablie-

ren könnten. Speziell für deutsche Büros könnte dies ein

wichtiges Einstiegskriterium darstellen, wird Deutschland

doch hier als Hochtechnologie-Partner sehr geschätzt.

Made in Germany ist immer noch ein hervorragendes

Verkaufsargument, fast so wichtig wie „Guanxi“, die Kunst

Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Planungs- und Nutzungskonzepte auf die chinesischen

Bedürfniskonzepte abzustimmen, heißt jedoch nicht, neues-

te Richtungen aus dem Ausland nahezu blind zu kopieren.

In erster Linie muss eine fundierte Analyse erfolgen, der

eine sensible Umsetzung auf das chinesische Umfeld folgen

sollte. Nur so lässt sich ein nachhaltiges System etablieren.

Ausländische Architekten begeben sich in mehrfacher

Richtung auf Neuland. Zum einen, da der bewusste Transfer

von Wissen nicht zu den traditionellen Aufgaben hiesiger

Architekten darstellt. Zum anderen, weil in China die

Herangehensweisen nicht den deutschen Gewohnheiten

entsprechen. Dieser Transfer ist aber nötig, um ein langfris-

tiges erfolgreiches China Geschäft zu etablieren. Wie wird

dies erreicht?

Ein Beispiel: Ein mittelständisches deutsches Unternehmen

kann auf 50 Architekten zurückgreifen. Es hat verschiedene

Schwerpunkte in den Bereichen Öffentliche Bauten und

Gesundheitswesen aber darüber hinaus einen großen

Erfahrungsschatz an kleineren Projekten. Genau hier kann

durch eine Partnerschaft mit entsprechenden chinesischen

Büros ein Technologie Transfer erreicht werden. Denn auch

Tag alleine in Peking stellen sich verkehrstechnische

Probleme von beeindruckenden Ausmaßen.

Eine kurze Fahrt durch die Stadt mit dem Taxi reicht, um zu

erkennen, dass die Stadt dieses Wachstum schwerlich ver-

dauen kann. Staus sind die Normalität, normaler fließender

Verkehr ist Gesprächsstoff geworden. Das Bild der

Fahrradfahrer in der Stadt gehört weitgehend der

Vergangenheit an. Stattdessen ist die Neubaudynamik

moderner Büro- und Wohnkomplexe kennzeichnend; ein

Durcheinander an internationalen Stilrichtungen. Auf der

Suche nach Stil und Identität wird postmoderne, internatio-

nale Architektur gebaut. Im Gegensatz zu den Gesichtern

homogener kommunistischer Fassaden wirken die moder-

nen Bauwerke und Stadtviertel wie ein Themenpark

modernster Stilrichtungen. Glas und Stahl symbolisieren

Fortschritt, und darum geht es den meisten Bauherren.

Fassade wird zum Ausdruck und Stilmittel eines eher kurz-

fristigen Marketing-Ansatzes.

Fragestellungen des Energieverbrauchs und der Klima-

tisierung der Gebäude scheinen dagegen noch kein Thema

zu sein. Doch im Bereich der intelligenten Gebäudesteue-

CHANCEN UND RISIKEN IM BOOMLAND CHINA

Eine direkte Auswirkung des rasanten Wachstums mit all seinen Begleiterscheinungen ist eine zunehmende Stromknappheit.

HÖRMANN-PRÄSENZ IN CHINA:

– 1998 erste Hörmann-Niederlassung in China,

– seit 2000 Produktion in Bejing,

– inzwischen drei Niederlassungen in China und 175 Mitarbeiter,

– Chinesische Zulassungen / British Standard und zertifizierte Produkte,

– Produkte, die in China für den asiatischen Markt produziert werden:

Türen, Sectionaltore und Schnelllauftore, Verladetechnik.