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ARCHITEKTUR UND KUNST
ULF PUDER: „KOLONIE“
Das Haus ist ein Rückzugsort, es steht für Intimität und
Innerlichkeit. Gleichzeitig stellt der bewohnte Raum aber
einen Kosmos dar, der eine Projektionsfläche bilden kann
für unsere Gefühle, Erinnerungen, Erwartungen.
Die „eigenen vier Wände“ determinieren einen geome-
trisch fassbaren Umraum, welcher unseren Vorstellungen,
unseren Träumen und Fiktionen Schutz bietet. „Das Haus
erlaubt uns, in Frieden zu träumen.“ In den Bildern von Ulf
Puder begegnen uns Behausungen der verschiedensten
Art, die den Betrachter mit unbestimmten und teilweise
unheimlichen Raumsituationen konfrontieren. So bergen in
dem Bild »Kolonie« die Garagen nicht unbedingt nur
Fahrzeuge, sondern können eine Welt „en miniature“
einschließen. Der Besitzer der ersten Garage verwahrt bei-
spielsweise einen kleinen Grashügel hinter der Schwingtür
und entwirft damit eine recht extravagante Nutzung des
Funktionsgebäudes. Er hat sich eine poetische, artifizielle
Innenwelt gestaltet, die seinem Bedürfnis nach Weltflucht
ebenso Rechnung trägt wie seinem Streben nach
Individualität. Die Garage wird persönliches Refugium.
Susanne Pfleger
„Kolonie“
Öl auf Leinwand, 90 x 200 cm
2004